Seiten 01 - 02 - 03 - 04- 05 -06 -07 08 ... 


Campergeschichten -03


Ausflug nach Mallorca

Tagelang Regen und Kälte an der spanischen Festlandküste. Nix Sonne und Wärme! Die Nächte sind kühl bis kalt. Anton liegt nachts im Alkoven, Wärmeflasche an den Füßen, Fenster geschlossen, und friert  und kann deswegen nicht schlafen. Nein, Gasheizung ist nicht! Ist ja viel zu gefährlich laut Dolli! Dolli ist da unerbittlich und gibt keinen Millimeter nach! Kompromiss ist ein schweizerischer Heizwürfel, der mit geringen Wattzahlen Höchstleistung bringen soll und sogar, falls er mal umfällt, sofort die Heizfunktion unterbricht. Das ist ja prima. Also absolut keine Brandgefahr! Schön für Dolli. Schlecht für Anton, denn die Höchstleistung an Wärmekraft ist relativ. Und dann ist noch Sturm angesagt.

 Das neue Zelt von der Firma Herzog steht erst seit ein paar Tagen. Fest verankert und nahe am Wohnmobil. Wird schon gut gehen, denkt Anton. Geht nicht gut, denkt Dolli. Dolli hatte wieder einmal Recht. Die nächste Nacht ist höchste Windstärke, das Zelt biegt sich, die Fieberglasstangen testen alle Richtungen und Lagen aus. Der Regen durchfeuchtet nicht nur die Plane, nein, das Wasser greift von der Erde aus an und breitet sich überall aus. Alles paschnaß! Dann muss Anton nachts raus aus seiner Koje und nachsehen, ob noch was zu retten ist. Bis zu den Knöcheln im Wasser watend schlurft er ins Zelt, das zwar noch steht, aber eigentlich keine Schutzfunktion mehr hat. Das hat sich Frau Herzog so wohl nicht gedacht. Bei der nächsten Campingmesse in Düsseldorf oder anderswo werden Anton und Dolli deswegen mit Frau Herzog Kontakt aufnehmen. Da gibt’s doch ein paar Verbesserungsvorschläge zu machen. Wahrscheinlich sind solche Zelt nur für die robusten deutschen Wetterverhältnisse geeignet und nicht für die unberechenbaren Klimaveränderungen an der Mittelmeerküste. Das Zelt wird abgebaut und bei Ebay als Schnäppchen verkauft, hat Dolli beschlossen.

Im TV beobachten Anton und Dolli täglich die Wetterkarte und stellen fest, dass sich in Deutschland ein Hoch breit macht. Und das zur Winterzeit!  Aber im Umfeld von Spanien ist es auch ganz nett. Auch auf Mallorca. Anton träumt wieder von Erholung und Sonne auf Mallorca und holt sein Internetangebot mit dem preiswerten Hotelangebot raus. Anton hatte ja noch den  Newsletter davon, den er still und ohne Kommentar an die Internetadresse von Dolli weiterleitet.

Tage später greift Dolli wieder auf ihren PC zu. Natürlich geht sie auch ins Internet, um ihre Mails abzurufen. Wiederum Tage später spricht sie mit Anton. Sie habe da ein tolle Idee. Sie möchte Anton eine große Freude machen und schlägt vor, einen Abstecher nach Mallorca zu machen. Anton zeigt sich taktisch klug und deshalb zunächst  zögerlich. Dort gibt’s wirklich Sonne, so Dolli. Und man kann preiswert von Alicante aus hinfliegen, und ein 5-Sterne–Hotel habe sie auch schon gefunden. Anton zeigt nur Desinteresse und verweist auf die unnötigen zusätzlichen Kosten. Dolli dagegen ist sehr optimistisch. Alles kein Problem.

Eine Woche später sitzen beide im Flugzeug von Alicante nach Palma de Mallorca. Das Wohnmobil  wird in der Zwischenzeit von den lieben, netten Nachbarn auf dem Campingplatz betreut und beaufsichtigt. Alles gut organisiert von Dolli. Hotel incl. Frühstücksbuffet und Leih-PKW bereits vorgebucht. Ach, ist das Leben herrlich, denkt Anton.

Ankunft auf Mallorca. Ein bisschen kühl, denkt Anton. Nette Abwechslung, denkt Dolli. Auf zum Hotel. Nee, Navigerät keins dabei. Hotel ist doch leicht zu finden, nur ca. 30 min. von Palma entfernt. Nach 2 Stunden erreichen sie das Hotel. Der Rezeptionist empfiehlt den Beiden unbedingt Halbpension zu nehmen gegen einen geringen Aufpreis. Dolli sagt zu, während Anton nix versteht. Anton holt die Mastercard und zahlt vor. Währenddessen hat Dolli bereits erkundet, dass es einen großen,  kostenpflichtigen  Internetplatz in der Rezeption gibt. Und während Anton noch mit seinen spanischen und englischen Nichtsprachkenntnissen kämpft, hat Dolli bereits die erste kostenpflichtige Internetkarte in der Hand. Dolli ist eben sehr schnelldenkend, flexibel  und zielstrebig. Das zeichnet Dolli aus!

 Nachdem das Zimmer begutachtet ist, das Gepäck untergebracht wurde, folgt die erste Erkundung des Umfeldes. Tolles Hotel. Kaum, nein, keine Deutschen. Nur englischsprechende Gäste. Auch gut. Macht Anton ja sowieso nix aus. Versteht er eh´ nicht. Der erste Spaziergang folgt, um die Nachbarhotels und die diversen Restaurants kennen zu lernen.

Aber was ist denn das? Weit und breit nix geöffnet. Und so stellen Anton und Dolli fest, dass sie das einzige offene Hotel um diese winterliche Jahreszeit erwischt haben. Palma liegt ca. 30 Minuten entfernt und ist nur per PKW oder Bus zu erreichen. Ein Glück, dass Dolli so schnell das Problem erkannt und ein Abendbuffet nachträglich gebucht hat. Auf Dolli ist eben Verlass!

Und was für ein Abendbuffet! Zwei Sorten Fisch, zwei Sorten Fleisch. Und all die anderen exotischen Dinge. Auch Wein und Bier. Anton und Dolli begutarten aber erst einmal die Mitgäste. Alles Schotten! Im Schottenrock! Mit Messer in den Strümpfen. Nee, mit denen will sich keiner anlegen. Auch Dolli nicht, obwohl sie international sehr offen ist und mit allen Kontakt aufnimmt. Aber hier zögert sie auch. Warum?

Versteht sie etwa kein Schottisch? Sie kann doch auch Bayrisch! Aber das legt sich bald, und schon plappert sie lustig mit. Währenddessen schlägt Anton sich die Wampe voll: Fisch, Fisch, Fisch. Die Zwischenräume werden mit Salat und Nudeln aufgefüllt. Damit alles besser rutscht, trinkt Anton sein spanisches Bierchen. Auch zwei. Lecker. Achja, das Schokoladen- und Erdbeereis möchte er auch noch probieren. Hat er ja lange keins mehr gegessen. Und es sieht so schön farbenfroh aus. Bevor Dolli eingreifen kann, hat Anton schon seine Portionen vertilgt. Da fehlt nur noch ein kräftiger Rülpser. Aber Anton weiß ja, was sich gehört und unterdrückt diese Unart. Er ist ja auch nicht in China.

Nach dem Vorgang geht nix mehr. Anton schlurft nur noch durch die Hotelhalle und ist zu keiner anderen Tat mehr zu bewegen. Dolli möchte zwar noch erkunden, woher ein bestimmter Gesang kommt, aber traut sich alleine dann doch nicht. Waren ja sowieso nur schottische Klänge, die kein Mensch versteht, außer Dolli natürlich. Und die Schotten selbst natürlich auch, oder? Danach wird nur noch das Fernsehen im Zimmer eingeschaltet, um spanische und englische Laute zu hören. Anton schaltet für sich ab, Dolli dagegen informiert sich intensiv.

Nachts jedoch hat Anton dann wieder das große Sagen. Die Galle macht sich bemerkbar. Dabei hat Anton doch gar keine Galle mehr. Das soll ein Mensch verstehen. Naja, mit Zäpfchen und Underberg versucht man das Problem in den Griff zu kriegen. Aber es braucht lange! Jedenfalls so lange, bis Anton den Entschluss gefasst hat, abends nur noch das zu essen, was zu seiner Sättigung notwendig ist. Dabei könnte das Leben hier so schön sein. Aber wo gibt es noch Gerechtigkeit? Während Anton sich also in den nächsten Tagen spartanisch ernährt, genießt Dolli nach dem Prinzip der Steigerung  das jeweilige Abendbuffet in vollen Zügen.

Mit dem Leih-PKW wird die ganze Insel erkundet. Von West nach Ost, von Süd nach Nord. Abends ist es früh dunkel, also muss man morgens früh raus. Die Tagestemperaturen sind zwar nicht sommerlich, aber immerhin kein Schnee. Der Abstecher vom spanischen Festland zur Insel Mallorca hat doch da wirklich gelohnt. Und das zu Spottpreisen: 40 Euro das Doppelzimmer incl. Halbpension. Und die 20 Euros täglich für den PKW sind ein Klacks. Benzingeld mal außen vorgelassen, kann man ja selbst beeinflussen, wie viel man fährt.

Und dann soll es endlich richtig in die Berge gehen. Aber dann kommt der Tag der winterlichen Überraschung.  Es schneit! Morgens, mittags, abends. Winterreifen und  Winterpullover sind angesagt. Beides nicht vorhanden. Schöne Scheiße! Nun sitzt Dolli wieder an ihrem Internetplatz und stöbert sich so durch die Gegend, während Anton seine heiß geliebten Krimis liest. Auf deutsch!

Und dann überrascht Dolli wieder einmal Anton mit einer eigentlich vorhersehbaren Idee: Eine Reise in die USA. Dolli hat da eine preiswerte Sache ausgetüftelt. Man muss aber innerhalb von 2 Tagen gebucht haben, sonst sei der Rabatt futsch. Eigentlich will Anton ja seine Ruhe haben und hört nur mit einem Ohr zu. Besser wäre gewesen, er hätte mit beiden Ohren hingehört, um die spontane Buchung vor Ort zu verhindern. Aber  zu spät. Die Reise wurde von Dolli gebucht und startet in wenigen Monaten. Rundreise mit Leih-PKW und Übernachtung in Motels. Beim Rabatt viel gespart.  Naja, ist mal was anderes. Und Sonne gibt’s da ja wohl auch! Aber jetzt geht’s erst einmal zurück zum spanischen Campingplatz, allerdings mit kurzem Abstecher zu Hause in Deutschland, um nach dem Rechten zu gucken. Hat Dolli alles organisiert. Großartig, nicht? 

 

 

Geburtstagsfeier

Zurück aus Mallorca,  zurück von Deutschland, wieder in Spanien, jetzt ist die Welt wieder in Ordnung. Das Wetter ist wie immer kühl, die Nachbarn sind wie immer wissbegierig, die Hunde besuchen Anton und Dolli wie gewohnt, die Campingfreunde freuen sich über die Rückkehr der Beiden und begießen das feucht-fröhlich. Schließlich braucht man ja wieder einen Grund, das Glas zu heben.

Aber da gibt’s auch schon wieder einen Anlass, die Gläser zu füllen, zu heben und auszutrinken: Der Pfälzer hat Geburtstag. Hat sich schnell rund gesprochen. Wolfgang ist ein netter Kerl. Hilfreich, weil er viel kann, insbesondere handwerklich ein Meister ist, großzügig, da er sehr spendabel ist, und kontaktfreudig, weil er sich mit Gott und der Welt unterhält. Und immer auf pfälzerisch. Versteht Anton natürlich nur schwer, für Dolli sind es aber Heimatklänge. Wolfgang war kurz in Deutschland. Hat Wurst mitgebracht. Mengen! Unmengen! Wolfgang kocht gerne. Er ist ein wahrer Meister im Kochen. Da kann Anton sich eine Scheibe abschneiden. Dolli auch. Wolfgang trinkt auch gerne. Auch spanischen Wein. Natürlich auch Bier. Auch spanisches. Oder Brandy. Manchmal auch Ouzo. Aber am liebsten deutschen Wein. Den verschenkt er auch schon mal. Ist eben ein feiner Kerl.

Wolfgang ist übrigens ein richtiger Camper. Er besitzt einen Wohnwagen. Die mit den Wohnmobilen sind nur Mobilisten und keine echten Camper, weil sie ja nur auf den Plätzen Gast und ständig auf Achse sind. Und viele von ihnen besuchen ja auch diese Stellplätze, um frei zu sein oder keine Unkosten zu haben. Schließlich kostet ein Campingplatz ja richtige Gebühren. Und Wolfgang hat ein richtiges Auto: BMW-Allrad. Ist schon toll. So wie Wolfgang auch ist. Anton und Dolli durften auch schon mit ihm mitfahren. Manchmal holt er die deutsche Bildzeitung in Denia, manchmal kauft er Lebensmittel für sich und andere ein.

Der Wolfgang hat zu seinem Geburtstag eingeladen. Er wird knapp 60. Das muss gefeiert und begossen werden. Auf dem nahegelegenen Wochenmarkt besorgt er die entsprechenden Grundnahrungsmittel, ergänzt diese mit seinen Vorräten und zaubert daraus ein köstliches Essen. So entsteht mal eine außergewöhnlich gelungene Paella oder besonders würzige Kartoffelpuffer oder schlicht und einfach mal ein Saumagen aus der Pfalz. Die Camper lieben alles. Auch den Saumagen. Und natürlich den Wolfgang ganz besonders! Er kocht ja dann immer für viele, viele, sehr viele Camper. Und alle kommen! Alle bringen dann auch ihre Stühle mit, weil Wolfgang ja nur zwei Stück hat. Für sich und seine Frau Erika. Manche bringen auch noch Tische mit, denn Wolfgang hat davon auch nur zwei. Einige bringen auch schon mal ein Gastgeschenk mit. Blumen oder sonstige sinnvolle Dinge, die Wolfgang gebrauchen kann.

Und dann sitzen mittags oder auch abends alle draußen gemütlich  an den aufgereihten Tischen, die ganze Campingplatzstraße ist so besetzt, und essen, singen und trinken. Wenn weder gegessen noch getrunken noch gesungen wird, unterhält man sich wieder über alles. Aber es wird nie getratscht. Das tun Camper nicht. Camper sind faire und  objektive Menschen. Camping hat auch nicht´s gemeinsam mit dem Charakter eines Kleingärtnervereins, oder? So sind Camper nicht. Und sie haben überhaupt keine Vorurteile. Das ist eben das schöne am Campen.

Achja, Wolfgang ist auch ein musikalischer Mensch. Es kennt alle deutschen Sänger und Lieder. Die meisten Texte kann er auswendig. Anton kann da nicht mithalten. Er kann nur Noten lesen. Das Singen hat Dolli ihm abgewöhnt, was Anton aber nie verkraftet hat. Er kann doch so schön singen. Aber Dolli ist da natürlich schon besser. Die kann singen und auch die englischen Texte.

Wolfgang feiert immer lange, manchmal länger als 24 Stunden. Seine Tage sind eben oft länger als bei anderen Menschen. Da kann Anton nie mithalten. Dabei schmeckt es Anton immer so gut bei Wolfgang. Neulich war Wolfgang allerdings mal kurzfristig abwesend. Stundenlang hat man ihn vergeblich gesucht. Alle waren schon beunruhigt und sahen schon ihre nächste Mahlzeit gefährdet. Dann allerdings kam er frisch geschniegelt und gebügelt wieder aus seinem Wohnwagen heraus. Da musste was passiert sein. Ja, war auch. Wolfgang muss etwas nicht vertragen haben, weil er bei einem anderen Camper eine kalorienreiche Kleinigkeit probiert hatte, die sich aber als unwürdig herausstellte. Wolfgang glaubte, es wäre spanische Luft in seinem Darm. War es auch! Aber nicht nur! Ist das vielleicht eine Frage des Alters?

Anton und Dolli wünschen auf diesem Wege dem lieben Wolfgang und seiner netten Erika jedenfalls in der Zukunft noch viele schöne und ereignisreiche Aufenthalte in Spanien, und mögen beide so toll bleiben wie man sie kennt, nämlich liebenswerte Pfälzer! 

 

 

Tagestour

Die Tage vergehen. Das Wetter ist typisch. Typisch kalt. Anton mag dieses Wetter nicht. Dolli mag aber den Campingplatz, weil es soviel Abwechslung gibt: Nord-, Süd- , West- und Ostdeutsche, Holländer, auch Franzosen, einige Engländer, typische Bayern, klar, auch ein Dutzend Spanier. Aber die versteht man so schlecht. Dolli ist aber sprachbegabt und lernt die ersten Brocken Spanisch. Sie verfeinert sie ständig. So wie Jupp und Hermine aus Norddeutschland. Jupp ist richtig gut darin. Eigentlich ist er ja Amerikaner, aber er kann besser Deutsch als Englisch. Aber irgendwie hat er es geschafft, Spanisch zu lernen. Hochachtung!

Hermine allerdings spricht nur Deutsch. Das aber oft. Und viel. Eigentlich ununterbrochen und ständig. Manchmal auch mit weiterführenden Gedanken. Inhalt. Als Zuhörer muss man Hermine und ihre Atemtechnik gut beobachten, um im richtigen Moment auch mal etwas sagen zu können. Anton hat da keine Chance. Er überlegt zu lange, um etwas sagen zu können, denn Hermine ist dann schon beim nächsten Thema angelangt. Und Antons Äußerungen würden dann wirklich fehl am Platze sein und absolut nicht mehr passen. Man würde ihn bestimmt für dumm halten. Aber Anton ist nicht dumm, nur klug.

Dolli ist da ganz anders. Sie versucht immer und immer wieder mit Hermine ins Gespräch zu kommen. Ganz ehrlich: Sie schafft es auch nicht so richtig. Also gibt man diesen Kontakt allmählich auf. Außer einmal. Da konnten beide eine Einladung zu einer Tagestour nicht ausschlagen. Weil Dolli immer so nett zu den beiden ist, wollten sie sich mit einer PKW-Tagestour bedanken. Es geht in die Berge. Jupp fährt, Hermine allerdings dirigiert.  Anton und Dolli sitzen hinten und versuchen, die Landschaft zu genießen.

Erster Stopp an einer Tropfsteinhöhle. Anton ist begeistert. Dolli freut sich für Anton. Alle vier besuchen die Höhle. Endlich kann Anton wieder Stalaktiten und Stalagmiten bewundern. Das ist doch sein Leben. Er sammelt doch Steine und anderes Zeug, das irgendwie mit Geologie zu tun hat. Und endlich wird er von Hermines Informationsfluss  abgelenkt. Leider nicht lange. Dann geht’s weiter in die Berge. Und wieder folgt die Berieselung durch Hermines Mitteilungsdrang. Zwischendurch schaltet sich Jupp ein und berichtet dann von seinen Vorbereitungen für USA, denn dort will er bald hin. Aber kaum hat er seine Gedanken ausgesprochen, meint Hermine, dass das alles Blödsinn wäre, Deutschland ist doch viel schöner. Und da kann man deutsch sprechen. Ja, und ihre Nachbarn, die … der Monolog endet nie.

Irgendwo in der Bergwelt Spaniens wird Halt gemacht und eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen. Anton ist total erschöpft. Seine Ohren haben ein gewisses Taubheitsgefühl, das sich nicht so schnell wieder generieren lässt. Er hat den Eindruck, dass auch Dolli ähnliche Symptome hat. Es ist keine Höhenangst. Da hilft nur eines: Abschalten. Nur irgendwann zu späterer Stunde, bei der Tasse Kaffee im Cafe, hört Anton Wortfetzen wie „Besuchen Euch“, Bleiben über Nacht“, „Zwischenstopp auf der Rückfahrt“. Da wird auch Anton aktiv und greift rigoros ein und geht zum Gegenangriff über. Ja, das wäre ja supertoll, allerdings gäbe es da gewisse Probleme, denn die nächsten Wochen sind total verplant mit Vorbereitungen und Terminen, die man leider nicht verlegen kann, denn die Familie hat bereits Ansprüche angemeldet, und überhaupt …!

Dolli hat alles bestätigt. Dolli ist sehr klug! Wahrscheinlich hat Hermine gar nicht zugehört, denn sie war schon beim nächsten Thema, das mit dem Verkauf ihres alten Wohnwagens an den Händler in Oliva, der einen guten Preis zahlen will, aber man muss da noch ein bisschen verhandeln, um beim Neukauf weniger draufzahlen zu müssen, weil doch alles so teuer geworden ist, da die Politiker ja nichts dagegen tun und man als armer Bürger ja nur zahlen muss und keine Gegenleistung bekommt, doch bei der nächsten Wahl wird sie nicht wieder die bisherige Partei wählen, nein, am liebsten würde sie ja auswandern …

Die Rückfahrt dauert noch ungefähr eine Stunde und dann war der Tag gelaufen. Anton benötigt noch Tage, um sich von dieser Tagestour zu erholen. Er träumt nur noch von Deutschland. Camping kann ganz schön, aber auch anstrengend sein. Aber Dolli baut ihn wieder auf, und dann ist seine Welt auch wieder in Ordnung. Um Jupp und Hermine macht er jedoch ab sofort einen riesengroßen Bogen. Er ahnt jedoch noch nicht, dass ihn Tage später das gleiche Schicksal noch einmal erwischt. 

 

 

 

Wasserschaden

Der letzte nächtliche Sturm hat das schöne Herzog-Zelt niedergemacht. Anton versucht in mühsamer Kleinarbeit, den Schaden so gering wie möglich zu halten, um das gute Stück im Sinne von Dolli bei Ebay als Schnäppchen noch anbieten zu können. Während er sich zu schaffen macht, beobachten ihn so manche Campingplatzbewohner und begutachten seine Tätigkeit.

Auch Charly, Guido, Wolfgang, Jupp, Diddi und Dieterle. Charly, der Funker, schleicht sich heran und kommentiert kritisch die Arbeit von Anton. Charly äußert sich dahingehend, dass der Abbau effizienter gemacht werden könne, wenn zwei weitere von ihnen mit anfassen würden. Er guckt Diddi und Dieterle an und fordert sie auf, das zu tun. Nur Jupp reagiert. Geschickt unterstützt er Anton, und in wenigen Minuten liegt das Zelt fachgerecht zusammengelegt am Boden. Nun muss es nur noch in die Tüte zwecks Transport. Charly meldet sich wieder zu Wort und spricht Diddi und Dieterle an, dass sie das mit wenigen Handgriffen verpackt haben könnten. Jupp erledigt das währenddessen gekonnt alleine. Dadurch sammelt Jupp bei Anton viele positive Punkte und steigt schlagartig im Ansehen bei ihm. Netter Kerl. Und die Tagestour durch die Bergwelt Spaniens war ja eigentlich auch ganz nett mit ihm. Hermine jedoch muss noch mächtig Punkte bei Anton sammeln.

Aber es gibt noch ein anderes kleines technisches Problem. In Anton und Dolli´s Wohnmobil ist der Boden nass. Nee, kein Regenwasser, kein Duschwasser, Wasser kommt von unten. Nirgendwo gibt’s ein Leck. Anton hat schon alles untersucht und findet keine Ursache. Anton spricht Charly an, ob er als Techniker und Funker eine vermutlich defekte Wasserleitung wieder reorganisieren könne. Klar kann er das, aber im Augenblick ist er mit anderen Problemen beschäftigt und fordert Diddi auf, sich darum zu kümmern. Diddi ist KFZ-Meister und kann alles. Dieterle, der mit dem Hund Datschi,  ist auch technisch begabt und schaut sich ebenfalls das Problem an. Beide überlegen. Anton guckt wie Charly interessiert zu wie die beiden überlegen. Jupp, der deutsche Amerikaner, ist fort und holt bereits Werkzeug. Charly macht Lösungsvorschläge. Jupp liefert das notwendige Werkzeug. Diddi guckt, sucht, findet eine gebrochene Plastikleitung, repariert nach eigenen Vorstellungen und löst dadurch das Problem. Dieterle kontrolliert, ob alles in Ordnung ist. Es geht eben nichts über eine funktionierende Kommunikation auf dem Campingplatz.

Nur Charly, der Funker, der gibt immer noch Anweisungen, aber keiner reagiert darauf. Wolfgang, der Pfälzer, beschäftigt sich währenddessen intensiv mit Dolli und gibt ihr Tipps für ein spanisches Gericht mit viel Paprika. Anton isst gerne viel Paprika. Aber Dolli ist zurzeit nicht auf Kochen eingestellt, sondern mit ihren Gedanken im Internet, weil es nämlich neuerdings auf dem Platz für alle eine W-Lan-Verbindung geben soll, die zwar kostenpflichtig, aber dafür höchst schnell sein soll. Ganz neu. Muss natürlich von Dolli getestet werden. Wolfgang spricht von seinem neuen Rezept, das ohne viel Aufwand zu kreieren sei und auch außergewöhnlich schmackhaft, natürlich auch leicht verdaulich und total kalorienarm sei. Nur ein wenig Alkohol in Form von Brandy muss dazu, aber auch Rotwein ist möglich. Dolli ergänzt ihre letzte Äußerung durch den Hinweis, dass sie vom Campingbesitzer bereits ein Passwort erhalten hat, um die neueste Errungenschaft auch testen und nutzen zu können. Wolfgang erwidert, dass er die Zutaten in Denia auf dem Wochenmarkt eingekauft habe, bei dem deutschen Händler, der immer das frische deutsche Brot liefert. Dolli meint, dass sie das unbedingt auch den anderen PC-Besitzern mitteilen muss, denn die wären bestimmt auch daran an einer schnellen Leitung interessiert. Wolfgang schaut Dolli ein wenig fragend an, teilt aber freudestrahlend mit, dass er in den nächsten Tagen wieder zu einem Pfälzerabend einladen werde, um seine neuesten Kochkünste vorzustellen. Dolli findet das eine supertolle Idee, dass der Campingplatzbesitzer sich endlich zu so einer Entscheidung durchgerungen hat, denn Internetverbindungen auf Campingplätzen sind ja inzwischen lebenswichtig und bieten eine gewisse Lebensqualität. Sie würde das unterstützen und sehr begrüßen. Hoffentlich bleiben die Unkosten erschwinglich. Wolfgang erwidert schließlich, bei der Einladung zu seiner Pfälzerfete entstehen keine Kosten. Dolli ist jedoch schon ein Schritt weiter und will wissen, welche spanischeTelefonorganisation dahinter steht? Wolfgang ergänzt weiter, dass er auch noch einen guten Tropfen Wein dazu anbieten wird, und dass alles getestet und vom Feinsten ist.

 Dann kommt Anton dazwischen und beschwert sich kräftig über Charly, der wie immer große Töne schwingt, aber keine Töne hörbar und sichtbar macht. Wolfgang und Dolli gucken Anton unverständlich an, denn sie haben ja nix mitgekriegt und wissen auch von nix. So ist eben das Leben der Camper. Nix sehen, nix hören, nix sagen. Aber überall mitmischen wollen. 

 

 

Zellaufbau

Die Kommuikation auf diesem Campingplatz funktioniert wie immer ganz hervorragend. Jeder ist für jeden da und alle für einen, einer für alle, auch manchmal einer gegen alle oder umgekehrt. Ob das auf den Nachbarplätzen ebenfalls so ist? Muss man mal testen.

Jupp hat mitgekriegt, dass Anton ganz traurig ist wegen des Herzog-Zeltes. Nun kann Anton bei der winterlichen Spanienkälte nur noch draußen im Kühlen sitzen oder sich tagtäglich nur noch im Wohnmobil aufhalten. Oder er muss zu Nachbarn gehen und sich in deren Zelten und Räumen aufhalten. Aber nein, das entspricht nicht Antons Naturel. Anton liebt die Unabhängigkeit und Freiheit. Auch die Spaziergänge am Meer werden immer seltener, da die Temperaturen ja immer kühler werden, und es wird so verdammt früh dunkel. Es ist eben ganz anders als in Deutschland.

In Deutschland gibt’s eine funktionierende Heizung, warmes Wasser aus dem Wasserhahn, bequeme Toilette und saubere Dusche, nette Nachbarn und viel Ruhe. Und das Abwasser fließt direkt in den Abfluss und muss nicht mühsam entsorgt werden. Das Frischwasser kommt aus der Leitung und nicht aus dem Plastikbehälter. Spülen und Abwaschen übernimmt die Maschine und nicht Anton oder Dolli. Eingekauft wird mit dem PKW und nicht im Regen oder Kälte per Mofa oder Fahrrad. Und einen funktionierenden Internetanschluss mit W-Lan gibt es auch. Und ohne Mehrkosten. Und überhaupt funktioniert das mit dem TV viel besser als in Spanien. Ach Deutschland, wir kommen bald.

Aber erst einmal ist Jupp wieder da. Ja, meint Jupp, da gibt es beim Camping-Spanier in Oliva ein tolles Angebot für ein Kochzelt. Sehr preiswert. Und leicht, trotzdem geräumig. Anton hört sich die Information an, ist aber wenig begeistert. Nee, nix da. Nase voll, Geldbörse leer, Laune am Boden, Träume sind Schäume, Camping ade, Freunde passe, Dolli o.k. Dann kommt Hermine. Anton ahnt Schreckliches. Dolli, wo bist Du? Dolli ist bei Wolfgang und bespricht das neue Rezept, aber  erklärt ihm auch die neue Internetverbindung. Anton fragt vorsichtig, was Hermine denn als Fachfrau von einem solchen Kochzelt hält.

Und dann rattert Hermine nur so los. Ja, also, das ist wie folgt: Zum Material kann sie als technisch unbegabte Hausfrau natürlich keine Aussage machen, aber als Hausfrau und Mutter kann sie auf jeden Fall den Kauf eines solchen Zeltes unterstützen, denn damit wird man ja unabhängiger vom Wohnwagen und ist nicht ständig dem Wetter ausgesetzt, erst recht nicht den Blicken neugieriger Nachbarn. Und die ganzen Gerüche auf dem Campingplatz würden auch etwas zurückgehalten. Und das ganze Tiervolk, Katzen und Hunde, können nicht mehr ungehindert über das gemietete Grundstück laufen. Neulich erst hat sie Katze und Nachbar vertreiben müssen, die ja so unverschämt waren, ihr Grundstück zu betreten, obwohl sie es sich ausdrücklich verbeten hat, denn wenn jeder das machen würde …!

Anton schaut Jupp an und meint, ob er sich das Zelt beim Spanier mal ansehen könne?  Klar, organisiert er. Hermine ebenfalls. Nur ohne Dolli will Anton das Zelt weder ansehen noch kaufen. Soweit geht seine Kompetenz nicht, denn er ist ja keine Hausfrau. Auch wenn er gerne kocht und isst. Aber ungern spült und abtrocknet. Aber die Finanzlage muss auch geklärt werden, denn es sollte ja ein preiswerter Langzeiturlaub und keine Geldvernichtungsanlage in Gang gesetzt werden.

 Nachdem Dolli wieder den Weg mit bester Laune von Wolfgang aus zum Wohnmobil zurückgefunden hat, fährt Jupp die Beiden zum spanischen Campingartikelhändler. Hermine ist mit dabei. Tatsächlich, das Zelt ist geräumig, relativ preiswert, leicht aufzubauen, gut im Mobil zu verstauen, Farbe dezent, mit Vorhängen an den Fenstern, innen Platz für zwei Stühle und einen Tisch und eine Kochnische für Gasherd oder Kochplatten. Gekauft! Gekauft auch deswegen, weil Anton besorgt war, dass Hermine wieder ihre ganze Überzeugungskraft einsetzen würde, um Anton und Dolli von der Notwendigkeit eines Kaufes zu überzeugen. Auch Dolli wollte Hermine zuvorkommen. Bezahlt. Eingepackt. Abgefahren. Auf dem Campingplatz wieder ausgepackt.

Und ehe Anton und Dolli sich umsehen, sind wie von Geisterhand viele zahlreiche helfende Hände da: Charly, Diddi, Dieterle, natürlich auch Jupp, Wolfgang und Guido fehlten diesmal, dafür steht aber Arto mit seinem Hund Krümel da. Und der neue Einsame ohne Namen steht  auch dabei. Charly gibt wie immer Anweisungen, allerdings wird Dolli vorher gefragt, wo das neue Kochzelt denn stehen solle.

Anton reagiert daraufhin sofort und gibt den Standort genauestens an, denn er will nicht, das irgendwas schief geht. Jupp ist wie immer sehr geschickt in seinem Tun, und in kurzer Zeit hat er den Überblick, wie und was alles wo funktioniert. Den Rest liefert Diddi dazu. Er kennt sich aus damit. Hat ja auch ein solches. Dieterle ist ebenfalls beteiligt und bestätigt die Anweisungen von Charly. Der Dackel Krümel will sich auch nützlich machen, aber wird von Arto zurückgehalten. Ist ja auch sinnvoll. Ein Dackel hat ja auch keine technischen Grundkenntnisse. Aber vermutlich wollte sich Krümel auf diese Art und Weise sein Abendessen bei Anton und Dolli verdienen.

Innerhalb einer halben Stunde ist das Werk vollbracht, und als Dankeschön gibt’s eine kräftige Runde Bier. Für Krümel allerdings nur frisches Wasser aus der Plastikflasche, ohne Schuss Brandy. Bevor Dolli Stühle und Tisch einordnen kann, hat Anton schon Fahrrad und Mofa ins Zelt eingefahren. Großes Erstaunen auf allen Seiten. Anton hat es halt mal versucht. Aber wie immer hat Dolli natürlich den besseren Sinn dafür und setzt sich durch. Kochzelt bleibt Kochzelt und ist nur für Küchenmöbel, und es findet keine Umfunktionierung zur Garage statt. Klar, sieht Anton ein. 

Anton ist ja immer sehr verständlich und einfühlsam. Er versteht ganz besonders Dolli sehr gut, überhaupt kann er sich in Dolli gut versetzten. Sie denkt doch immer für Anton mit, der manchmal so unachtsam ist und so oft seinen eigenen Kopf durchsetzten möchte. Aber da passt Dolli höllisch auf, damit Anton nichts falsch macht. Das geht wirklich nicht. Schließlich ist Dolli für Anton doch mitverantwortlich. Ach ist das Leben wieder schön! Anton möchte doch noch in Spanien bleiben und noch nicht zurück nach Deutschland. Wäre doch nur das Wetter sonniger, wärmer, heller und allgemein freundlicher. Dafür gibt’s aber schon die erste Wintermücke. Sehr zum Leidwesen von Anton und Dolli. Anton wegen der Stiche, Dolli wegen der dann geschlossenen Fenster im Wohnmobil. Anton macht die Fenster zu. Dolli macht die Fenster auf. Anton schließt die Tür. Dolli öffnet sie. Anton klappt die Dachluke zu, Dolli klappt sie wieder auf. Da gibt’s keinen Kompromiss. Sauerstoff muss sein. Anton sieht nur noch Mücken und andere Gespenster. Verzweifelt versucht Anton Dolli zu überzeugen, die Mücke zu schließen und das Wohnmobil zu verjagen. Dolli schaut ihn ebenso verzweifelt an und fragt zurück: Mücke schließen, Wohnmobil verjagen? Und damit hatte das Wohnmobil seinen Kosenamen weg: Die Mücke. 

 

 

Besuch des Aquariums

Tage später  scheint tatsächlich einmal die Sonne. Anton hatte sich in der Zwischenzeit nützlich gemacht, indem er notwendige „Haus- und Gartenarbeiten“ durchgeführt hat. Im Wohnmobil musste wieder einmal geputzt und Staub gesaugt werden, der „Camping-Teppich“ im Vorgarten brauchte dringend eine Streicheleinheit mit dem Besen, der Frisch- und Abwassertank benötigte wieder einmal eine Desinfektionseinheit, die Katzen rund ums Wohnmobil mussten wieder einmal gründlich in ihre Schranken gewiesen werden, manche Nachbarn ebenfalls, und letztlich verlangte auch Dolli eine gewisse Aufmerksamkeit. Mit Recht. 

Und dann kommt wieder der Moment, da denkt Anton, ach wäre er doch zuhause, denn da geht’s doch viel ruhiger und weniger arbeitsreich zu. Und dann geht Anton ins Internet und lenkt sich ab. Liest Reiseberichte fremder Länder, stellt seine Fotos als Flash-Album ins Netz, e-mailt den Freunden zu, informiert sich über Gott und die Welt und verfolgt Links bis zum geht nicht mehr.

Ein Link führt ins Aquarium von Valencia, eins der größten Europas. Gar nicht weit von Oliva entfernt. Das ist es! Hatte Anton ganz vergessen, dass er doch ein Aquariumfan ist. Hätte Dolli ihn doch dran erinnern können. Da will er hin. Wie kriegt er das nur hin? Hat er doch erst vor Stunden mit Dolli diskutiert, wie man sinnvoll Geld einsparen kann. Er hatte tolle Argumente genannt, die selbst Dolli kaum entkräften konnte. Und nun will er ins teure Aquarium?

Anton stellt sich dieser Aufgabe. Anton geht zu Wolfgang. War Wolfgang schon im Aquarium? Nee, ist ihm zu teuer. Könnte er sich vorstellen, die Unterwelt der Tiere zu besuchen? Nee, ist ihm zu kindisch. Anton denkt, das ist der falsche Partner für eine kooperative Zusammenarbeit und lässt ihn mit einer fadenscheinigen Entschuldigung einfach stehen. Anton geht zu Guido. Guido ist einer der nächsten Nachbarn und weiß viel. Eigentlich ist er ja ein Langschläfer, aber vielleicht ist er ja schon wach. Er ist. Guido kennt das Aquarium. Prima. Nee, noch mal ein Besuch ist ihm zu teuer. Anton geht zu Diddi. Diddi ist auch ein dufter Typ. Ja, er möchte gerne mit ins Aquarium. Diddi fragt Rita, seine andere Hälfte. Rita will nicht. Kein Interesse. Muss putzen. Diddi muss auch putzen. Wieder nix.

Anton geht zum Dackel Krümel, in der Hoffnung, auch Arto zu treffen. Arto ist Finne. Aber Arto spricht Deutsch, manchmal auch finnisch, aber das versteht Anton natürlich nicht. Dolli auch nicht, noch nicht. Dackel Krümel spricht weder deutsch noch finnisch. Aber er versteht trotzdem alles. Anton möchte nur, dass Arto mit Dolli spricht und so nebenbei vom Aquarium in Valencia schwärmt. Arto ist begeistert. Klar, kennt er ja und ist tatsächlich begeistert. Abends will er mit seiner Hilde auf ein Bierchen rüberkommen. Und abends schwärmt er Dolli vor von den tollen großen und kleinen Fischen des Aquariums. Dolli wird hellhörig. Krümel und Anton schmunzeln. Dolli guckt Anton an, Anton guckt weg.

Spät abends greift Dolli das Thema Aquarium vorsichtig auf. Anton will nichts davon wissen, ist ja viel zu teuer. Dolli argumentiert dafür und gewinnt schließlich. Also geht’s ins Aquarium nach Valencia. Nur wie dahin kommen? Zug ist o.k. Leihwagen ist besser. Leihwagen hat gewonnen. Mit Wohnmobil viel zu gefährlich wegen der möglichen Überfälle in Spanien. Und weil die Polizei auch nichts dagegen unternimmt. Man ist da als Tourist vollkommen aufgeschmissen.

Und dann geht alles ganz schnell. Und zwar ganz gründlich. Mit Hotelaufenthalt, schließlich muss man sich in Valencia umsehen. Wie immer gibt’s in Spanien preiswerte 5-Sterne-Hotels mit Frühstücksbüfetts. Endlich mal wieder viel Platz im Zimmer. Ein großes Badezimmer. Und alles im Zentrum. Nebenan gibt´s ein amerikanisches Restaurant, da gibt’s einen riesengroßen Hamburger mit viel Pommes und Mayo. Anton hätte zwei vertilgen können, wenn Dolli ihn nicht an Sparmaßnahmen erinnert hätte, aber dabei an eine gewisse Gewichtsreduktion denkt.

Anderntags geht’s dann ins Aquarium. Fantastisch. Riesige Becken. Große Tunnelgänge. Und auch Pinguine und Seeottern. Haifische, Schildkröten, Rochen, Fische aller Formen, Farben und Größen. Ein besonderes Erlebnis. Anton und Dolli wollen gar nicht mehr weg. Nur außerhalb der Gebäude ist es kühl, kalt, eisig. Deshalb geht’s dann irgendwann auch wieder ins Hotel zurück, um dann noch einen kurzen Abstecher zur Fischhalle zu machen. Anton isst doch so gerne Fisch. Gekauft wurde aber nix, denn lebende Fische sind Anton lieber als tote. Jedenfalls zu dem Zeitpunkt.

Abends bedankt sich Anton überschwänglich für Dolli´s tolle Idee, gemeinsam ins Aquarium gefahren zu sein. Er könne sich vorstellen, in absehbarer Zeit auch das Aquarium in Lissabon mit ihr zu besuchen. Man wolle ja schon lange nach Portugal fahren. Es liegt doch sozusagen auf der Heimfahrtstrecke. Und auch die Algarve Portugals sei bekanntlich eine der schönsten Strände Europas, und sie seien schon lange nicht mehr dort gewesen. Dolli guckt Anton strafend an und würdigt ihn keines Blickes mehr. Ob sie sich eine taktische Vorgehensweise überlegt, auch nach Lissabon zu reisen? Anton wartet mal ab. 


Seiten 01 - 02 - 03 - 04- 05 -06 -07 08 ...