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Campergeschichten -02


Erste Kontakte

Der Campingplatz besteht aus einer langen Straße, die direkt zum Strand führt. Von ihr aus gehen ca. 10 Querstraßen ab, die als Sackgassen enden. Anton und Dolli sind in der vorletzten Straße und hätten zu allen Seiten Nachbarn, wenn der Platz voll belegt wäre. So aber haben sie nur links, quer zur Seite und nach hinten Nachbarn. Die direkten Nachbarn sehen sie kaum. Morgens vor 10 Uhr tut sich da gar nichts.

Da sie die Namen nicht wissen, sie aber bezeichnen wollen, benennen sie sie kurz „die Langschläfer“. Quer zur Seite  wohnt im Wohnwagen die Familie „Tabbert“, deren Hilfe beim Aufstellen der Satellitenschüssel so erfolgreich war. Die hinteren Nachbarn sind die „Ostdeutschen“, da sie einen eigenartigen Dialekt sprechen trotz des Nummernschildes aus Koblenz. Dolli ist neugierig. Sie zwingt Anton zu einem kleinen Bummel, um den ganzen Platz zu erkunden. Dabei werden sie freundlich mit „Hola“, „Guten Tag“, „Bon Dia“ oder auch mit „Hello“ gegrüßt. Der Platz ist international. Dazwischen Hunde unterschiedlichster Rassen. Und überall die Kochzelte vor den Wohnwagen. Man riecht Sauerkraut, Erbsensuppe, Bratenfleisch, aber auch Hähnchen, Pommes und Gemüse. Es ist wie zu Hause. Die Holländer stehen wie eine Burg zusammen, dazwischen ein Engländer gequetscht, am Eingang die Pfälzer, in einer Ecke zwei Franzosen und mittendrin auch noch die Spanier. Bei dem ein oder anderen kläfft ein Hund oder miaut eine Katze.

Und gar nicht weit entfernt von den Wohnwagen und Mobilen stehen diverse Mülltonnen und Flaschencontainer. Alle bis zum Rand gefüllt. Keiner der Bewohner scheint die Duftstoffe davon wahrzunehmen. Fast überall kochen oder waschen die Hausfrauen, die Männer stehen auf den Straßen und machen die große Politik. Wie im wirklichen Leben. Jeder Neuankömmling wird augenscheinlich begutachtet und gedanklich auf Herz und Nieren überprüft. Es fehlt nur noch die Vergabe einer Tüv-Plakette. Einige allerdings spielen sehr zum Verdruss so mancher Nachbarn lautstark auf offener Straße Boccia. Dagegen ist der Sound aus der Musikkonserve bei einem Campinggast nur ein leises Geplänkel, das aber rundherum Stirnrunzeln verursacht.

Und dann kommt schon wieder der große Regen. Fluchtartig stürzen Anton und Dolli zurück ins traute Heim. Dolli nützt ebenfalls die Zeit zum Kochen, während Anton erstmalig seinen Laptop hervorholt, um mit Hilfe von Vodafone ins Internet zu kommen, um per Email den Lieben zu Hause seine glückliche Ankunft mitzuteilen.

Die „Langschläfer“ sind auch erwacht und grüßen freundlich aus ihrem Vorzelt. Während Dolli das Mittagessen vorbereitet, Kartoffelsuppe mit Bockwurst, essen die „Langschläfer“ gerade im Vorzelt ihr Spiegelei zum Frühstück. Aber da es regnet, will außer Blickkontakt kein Gespräch zum Nachbarn aufkommen, und sie bleiben für Anton und Dolli die „Langschläfer“. Der Rest des Tages wird im Wohnmobil verbracht, da es wolkenbruchartig regnet. Auch ein Blick aufs Mittelmeer muss warten, da man das ja demnächst jeden Tag hat. Zudem müssten sie erst ihre Knirpse oder Regenjacken hervorholen. Dolli denkt spontan daran, dass sie beides im Wohnmobil ja nicht oder nur unter großen Umständen trocknen kann. Sie ist eben sehr weitsichtig. Also verbringen sie fröhlich und guter Dinge den Rest des Tages im Mobil. Der morgige Tag bringt bestimmt Sonne satt. 

 

Ereignisreicher Tag

Morgens um 8 Uhr: Regen satt. Die ganze Nacht hat es geschüttet, als hätte sich eine Talsperre geöffnet. Nachts war es kalt im Mobil. Knapp über 0 Grad Celsius. Anton und Dolli haben diese Temperaturen hier nicht vermutet im sonst so sonnigen Spanien. Beim Frühstück suchen sie eine Erklärung für dieses Regen-Nass-Kalt-Wind-Phänomen. Klar, zu Hause sagen die Nachbarn ja auch, dass die Welt verrückt ist. Die Umwelt muss besser geschützt werden, um solche Katastrophen zu verhindern. Von Jahr zu Jahr wird alles schlechter und keiner tut was dagegen. Mit Dosen- und Flaschenpfand kann man die Welt nicht verbessern. Im Gegenteil, die Arbeitslosigkeit nimmt von Monat zu Monat sogar erschreckend zu. Und erst die Benzinpreise! Weltweit! Die Politiker machen aber auch nix richtig, mehr falsch als erlaubt ist. Aber wen soll man demnächst denn wählen? Da ist ja niemand mehr. Und bald gibt’s auch keine Wähler mehr, denn die überleben das alles doch nicht. Anton und Dolli müssen sich mal mehr um Politik kümmern.

Gott sei Dank schmeckt heute den beiden der Frühstückskaffee besonders gut, obwohl das Wasser ja aus der pfandfreien Plastikflasche kommt. In Deutschland ist der Kaffee natürlich besser, weil das Wasser direkt aus der Leitung fließt. Aber in Spanien ist die Welt eben anders, und damit müssen sich Anton und Dolli abfinden. Sie vergessen Politik und Umwelt und widmen sich dann wieder  ihren hausfraulichen Verpflichtungen.

Spülen ist angesagt. Draußen bei den Toiletten oder lieber im Mobil? Anton schlägt vor, draußen an der Spüle zu spülen, weil es dort warmes Wasser gibt, und der Abfall auch direkt entsorgt werden könne. Dolli ist für drinnen im Mobil, weil es ja regnet und man sowieso heißes Wasser machen muss. Anton will nicht und argumentiert, dass das Abwasser ja anschließend manuell entsorgt werden müsse. Dolli argumentiert entrüstet, er wäre nur zu faul, Frischwasser zu holen und das Altwasser zu entsorgen. Wortlos gibt sich Anton geschlagen und befolgt die Anweisungen, die Dolli ihm gibt. In Kleinigkeiten kann man ja nachgeben.

Er sieht beim Abtrocknen, dass draußen einer der beiden „Langschläfer“ von nebenan endlich aufgestanden ist und heißes Wasser aufschüttet. Ob es heute da wieder Frühstückseier gibt? Hätte man heute früh ja auch machen können. Wäre bestimmt lecker gewesen, wenn schon Eier im Haushalt gewesen wären. Müssen unbedingt gekauft werden. Nein, heute gibt’s keine Eier beim Nachbarn, oder etwa doch? Anton grüßt freundlich, nickend, zuwinkend zum Nachbarn rüber, weil man ja zu Nachbarn immer nett und höflich sein muss. Machen ja einen guten Eindruck die beiden, und man merkt sie kaum.

Der Spül ist endlich fertig. Der Regen noch lange nicht. Aber der Nachbar steckt doch tatsächlich die Nase aus seinem Vorzelt raus. Was will er denn? Ob Anton und Dolli auch keinen Strom hätten? Wieso, Strom kommt doch genug aus der Steckdose. Nee, tatsächlich, kein Strom da.

Haben Anton und Dolli noch gar nicht bemerkt, die aber postwendend alle Sicherungen überprüfen. Danach geht’s an den großen Sicherungskasten der Campingstraße. Nee, auch da ist alles in Ordnung.  Aber immer noch kein Strom nicht. Da schaltet sich auch schon der übernächste Nachbar ein, der Herr Knaus, der meint, dass wohl wieder irgendein Neuling alle Register gezogen und die 6-Ampere-Leitung total ausgereizt hätte. Dann knallt eben mal die Leitung durch. Oje, der ganze Platz ohne Strom. Aber Anton und Dolli sind unschuldig, verkriechen sich aber vorsichtshalber wieder in ihr Wohnmobil, um nicht doch noch als Übeltäter entlarvt zu werden.

Sie sind zwar Neulinge, aber mit Strom kennen sie sich aus. Mit Gas auch. Aber da haben sie Angst vor, weil doch soviel schon passiert ist damit. Nee, Gas wird nicht eingeschaltet. Damit wird nur gekocht, aber sonst nix. Dolli achtet ganz akribisch darauf und lässt Anton nirgends dran, weil der immer so leichtsinnig ist und auch schon mal nachts den Haupt-Gashahn offen gelassen hat. Darum läuft der Kühlschrank über Strom. Heizer ebenfalls. Manchmal auch der Föhn. Und dann hat Anton seine vier Steckdosenleisten installiert mit insgesamt zwanzig Steckdosen, weil er nämlich soviel Dosen braucht für sein Handy, seine Akkus, seine Kamera, seinen Laptop, sein indirektes Licht, seinen Fernseher, den Receiver, die Kaffeemaschine, den kleinen Elektrogrill und den winzigen Backofen. Nein, sie kennen sich aus und sind nicht für den Stromausfall auf dem Platz verantwortlich. 

Während er noch darüber sinniert, springt auch schon die Heizung wieder an. Und der Nachbar steckt seine Nase in das Mobil und wünscht ihnen einen schönen Tag. Gleichzeitig fragt er, ob Anton und Dolli etwas von Lidl oder Aldi benötigen, da sie ja keinen PKW zur Verfügung hätten und eine Fahrt mit dem Fahrrad wohl sehr, sehr feucht sein würde. Darüber hatten die beiden bis dato nicht drüber nachgedacht. Klar, es fehlt ja schon das ein oder andere. Vor allem hätten sie gerne frischen Fisch und frische Eier gehabt. Aber das wolle man ihnen nicht zumuten. Und überhaupt würde der Regen ja bald aufhören, und dann könnten sie ja mit den Rädern bis Oliva fahren, um ausgiebig einzukaufen. Also verneinen sie bestimmend, bedanken sich aber überschwänglich für das Angebot und fragen vorsichtig, ob sie zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückkommen dürften. Natürlich, so der „Langschläfer“, der sich dann als Guido vorstellt. Seine Frau stellt sich als Iris vor, beklagt ebenfalls das scheußliche Wetter, macht aber strafend  ihren Mann dafür verantwortlich, weil der zum Frühstück den Teller nicht leer gegessen hat. Am Abend werden Anton und Dolli bei ihnen zu einem kleinen Imbiss geladen. Die beiden sind schwer in Ordnung und sind tolle Nachbarn. Ein toller Tag endet allerdings mit Regen, so wie er begonnen hat. 

 

Grippewelle

Ein Regentag wie immer. Das sonnige Spanien lässt dieses Jahr lange auf sich warten. Der halbe Platz ist verschnupft und verschnieft. In allen Ecken wird gehüstelt und geröchelt. Der Arzt um die Ecke hat sozusagen Hochbetrieb, und sein Saisongeschäft blüht, obwohl er selbst auch davon betroffen ist. Laut TV- Bericht drängt sich eine echte Grippewelle auf, die insbesondere das spanische Festland betrifft. Da muss man sich schon ausreichend mit Medikamenten und Tempos eindecken. Tempos gibt’s preiswert bei Aldi. Antibioktika preiswert und ohne Rezept in der Farmazia. Aber welche Sorte, damit da nur ja nichts falsch gemacht wird.

Vorsichtshalber ruft Anton seinen Hausarzt an, der ihm hilfsbereit einen Wirkstoff nennt, den Anton sich zwecks Auffüllung der Hausapotheke in der Farmazia besorgt. Da er schon da ist, lässt er sich von  dem deutschsprechenden Apotheker beraten, was denn sonst noch preiswert und anders ist als in Deutschland. Heraus kommt Anton mit Aspirin, Relaxspray, Hautsalbe, Artischocken- und Ginkopillen und noch so diversen Kleinigkeiten, die der Mensch zwar nicht täglich, aber hin und wieder doch sehr nötig braucht. Preiswerte 39 Euro! Wenn man bedenkt, dass in Deutschland noch die 10 Euro für den Arztbesuch plus die Rezeptgebühren hinzugekommen wären, so hat sich schon fast die Anfahrt bis Spanien gelohnt.

Aber eigentlich hat Anton ganz andere Sorgen. Am Morgen hat er beim Tragen des Frisch -und Abwassers irgendeine falsche Bewegung gemacht, die ihn noch verfolgt. Der Nachbar „Knaus“ fragt bereits mit reichlich Abstand, ob Anton auch die Grippe erwischt hätte. Nein, Anton hat doch in der Apotheke gut und reichlich vorgesorgt. Zunächst verschweigt er sein wirkliches Befinden, denn er hat auch schon seit Tagen gewisse Bauchschmerzen, die er nicht zuordnen kann. Da lohnt doch eigentlich schon ein Besuch beim Arzt. Am Nachmittag redet ihm Dolli gut zu und folgsam lässt er sich zum spanischen Hausarzt des Campingplatzes bringen. Der Arzt hat dank der Hilfe einer deutschsprechenden Praxishilfe schnell sein oberes Problem erkannt: Nerv eingeklemmt. Dafür gibt’s mal eben eine Spritze, die auch gar nicht weh tut.

Das untere Problem jedoch lässt sich nicht so schnell lokalisieren, weil Anton auch nicht ganz genau sagen kann, wo, wie und wann der Schmerz auftritt. Da  kann auch leider Dolli nicht aushelfen, die das doch wirklich gerne für Anton aus Liebe übernommen hätte. Hoher Blutdruck, schneller Puls, leichte Temperatur, wackelnde Knie und schlotternde Stimme helfen auch nicht, einen Befund zu finden. Der Arzt tastet ab, macht Ultraschall und lässt auch noch röntgen. Da ist was. Schatten im Dickdarmbereich. Schrecklicher Gedanke, der unerträglich wird. Vermutlich kleine Entzündung, die mit Antibiotika behandelt werden sollte. Kleinlaut beichtet Anton, dass er bereits divertikelgeschädigt sei und vor allem nahrungsmäßig höllisch darauf Rücksicht nehmen müsse und auch tue. Er bekommt ein Medikament verordnet, flitzt wieder zur Farmazia, schluckt die erste Pille und sitzt für den Rest des Tages wie ein Häuflein Elend in der Ecke. Zu allem Unglück kriegt er auch noch den berühmten Dünnpfiff.

Am folgenden Morgen sitzt er immer noch verschüchtert im Mobil und wagt kaum sich zu bewegen. Die zweite Pille muss her. Nachmittags soll er  zur Kontrolle beim Campingarzt erscheinen, aber vorher plagt ihn noch mal der Dünnpfiff. Ach, eine normale Erkältung wäre doch viel einfacher gewesen. Aber ihn musste es eben wieder kompliziert erwischen. Und das ganze auch weit weg von zu Hause und kein Hausarzt in der Nähe.

Wieder bringt Dolli ihn zur Kontrolle zum Arzt, der wegen des Durchfalles von Anton zunächst das Antibiotika umstellt und ihn bittet, am nächsten Tag noch mal vorstellig zu werden. Neues Antibiotika, neues Glück. Anderntags wiederholte Untersuchung beim Arzt, der ihn nach einer weiteren Untersuchung  bedingungslos in der Klinik von Denia intravenös mit Antibiotika behandeln möchte. Anton will nicht. Dolli entscheide sich dafür. So liegt Anton jetzt für einige Tage in einem klitzekleinen aber hochmodernen Krankenhaus, das zahlreiche spanische Ärzte hat, aber nur eine deutschsprechende Rezeptionistin, die gleichzeitig auch Dolmetscherin  ist. Das Leben ist wirklich ungerecht mit Anton, der sich doch nur eine einfache Erkältung gewünscht hätte, da man die auf dem Platz auskurieren kann. Die Schwestern sind ja alle nett und höflich, auch wenn sie kein oder wenig Deutsch sprechen. Aber mit Händen und Füßen, manchmal auch mit der Dolmetscherin kriegt er so manches Problem gebacken.

Nur als die kleine dunkelhaarige Schwester von Infusion und Tee sprach, wurde er besonders hellhörig. Tee als Infusion? Da stimmt was nicht. Aber mit Hilfe der Telefondurchsage der Rezeptionistin klärte sich das insofern, da die Schwester nur wissen wollte, welchen Tee er zu trinken wünsche. Als Infusion hatte er doch schon längst seine Beutelchen und Tütchen gefüllt mit unterschiedlichen Antibiotika neben sich hängen.

Leider erfährt dann Dolli trotz mangelnder spanischer Sprachkenntnisse, dass das 2te Bett im Zimmer bei Wunsch von den Angehörigen kostenlos auch nachts belegt werden könne. Das lässt sich Dolli nicht zweimal sagen, da sie doch um Anton so besorgt ist und ständig in seiner Nähe sein möchte. Nun hat Anton seine Dolli ganztägig wieder, und Anton  beginnt seine Campingnachbarn zu vermissen. Nach einigen Tagen ist auch für Anton dann die Welt wieder in Ordnung und er kehrt zufrieden zurück ins Reich der Camper, wo er schon mit Neugierde und Spannung erwartet wird.

Das Schniefen dort hat auch fast aufgehört, und so manche neue Camper sind dazugekommen. Von Grippe redet zurzeit keiner mehr, obwohl das Wetter nach wie vor beschissen ist. 

 

 

Hundeleben

 

Noch kennen Anton und Dolli die Nachbarn nicht mit Namen. Deswegen bezeichnen sie sie zunächst nach ihren Fahrzeugtypen. Der Nachbar Herr Knaus steht oftmals mit seinem Nachbarn, dem Herrn Fendt, auf der Straße und quasselt sich so durch die Weltgeschichte. Dazu gesellt sich in der Regel der schräg gegenüberstehende Nachbar Herr Hymer. Alle drei Herren haben eins gemeinsam: Hunde.  Der Dackel „Krümel“, der Pudel „Datschi“ und „Malteser“, der Schosshund.

Ja, sympathisch ist Anton und Dolli der Dackel, weil er so spitzbübisch guckt und schelmisch lacht. Ja, dieser Krümel kann sichtbar lachen. Er schleicht schon mal ins Mobil von Anton und Dolli und versucht etwas Kalorienreiches abzustauben. Eigentlich darf er das nicht, weil Herrchen was dagegen hat und es streng verbietet. Doch auf einem Campingplatz ist alles ganz anders. Da müssen die Regeln nicht immer voll ausgelebt werden. Erst recht nicht von einem kleinen nicht redenden Hund. Woher soll er das auch wissen? Er kann weder Spanisch noch Deutsch! Anton und Dolli wissen nichts von Hunderegeln und wollen sich da gar nicht auskennen. Beim Frühstück oder Mittagessen gibt’s deshalb halt schon mal bei den beiden einen regelmäßigen Gast als Mitesser. Der freut sich. Die Sympathie Krümels gilt beiden, sowohl Anton als auch Dolli. Ach, ist das ein schönes Hundeleben.

Anders sieht das aus bei „Datschi“, dem Pudel. Er wird alt. Er muss oftmals getragen werden. Und abends guckt er mit seinen Herrchen fernsehen. Man muss sich ja bilden. Ob er spanisch oder deutsch kann? Das haben Anton und Dolli noch nicht herausgefunden. Datschi hält auch seinen Mittagsschlaf. Genau wie Herrchen. Aber es gibt einen wesentlichen Unterscheidungspunkt zwischen diesen beiden: der eine redet nur und der andere hört ständig zu. Ein Glück, dass Datschi keine Sprache spricht, sonst gäbe es doch so manches Problem. Manchmal wäre es schön, auch ein Hund zu sein.

Ganz anders ist das mit „Malteser“. Er ist lieb und witzig. Aber auch ein bisschen alt. Naja, auf dem Campingplatz sind ja fast nur Rentner und angehende Pensionäre. So ist das auch mit den Hunden. Sie sind auch nicht mehr immer die Frischesten. Manche sind leise, gebrechlich, zurückhaltend, lieb, hübsch und naiv. Andere dagegen das totale Gegenteil. Genau wie bei den Campern. Einige sind frech, ungehobelt, aufdringlich, raffiniert und egoistisch. Andere das Gegenteil.

Malteser hat nette Herrchen, allerdings mit einem Putzfimmel. Geputzt wird zu allen Tages- und Nachtzeiten. Kein Mensch darf ins Mobil, es sei, er zieht seine Schuhe aus, Ist ja auch o.k. Aber manchmal muss man auch die Füße ausziehen, um reingehen zu dürfen. Nee, da sind Anton und Dolli ganz anders. Sie sind nicht zu faul, um zusätzlich zu putzen. Sie lassen jeden rein, der will.

Allerdings gibt’s da inzwischen doch eine Art Gesichtskontrolle, die besagt, nur Sympathisanten haben ungehinderten Zugang. Man kann ja nicht mit allen sofort auf Du sein und sich von anderen bestimmen lassen. Nee, nee, Anton und Dolli passen inzwischen auf. Es gibt so viele nicht erwünschte Camper, die einem das Leben schwer machen wollen. Manche davon haben sogar Hunde. Und die beiden wünschen sich kein Hundeleben in Spanien an der Küste Costa Blanca. Sie wünschen sich Ruhe, Frieden und Entspannung. Kein Stress! Nur Langzeiturlaub mit Sonne und Strand, leckere mediterrane Speisen, schmackhaftes Gläschen Wein und nette Menschen. Aber das alles gibt es ja in Spanien auf dem Campingplatz an der Ostküste im Winter und wohl auch zu anderen Zeiten! 

 

Computerfreaks

Anton und Dolli sind Computerfreaks. Sie können viel und trauen sich eine Menge zu. Fast täglich sitzen sie im Wohnmobil oder im Internetcafe bzw. an der Rezeption des Campingplatzes, nutzen W-Lan und bearbeiten ihre Laptops: Klar,  jeder hat seinen eigenen Laptop, um jegliche Missverständnisse da auszuschließen. Jeder hat auch seinen Schwerpunkt.

Dolli  macht sehr, sehr gerne Internet, Anton macht das auch gerne. Anton macht wahnsinnig gerne Bildverarbeitung und ist ein wahrer Meister darin. Dolli kann das auch alles. Das spricht sich  natürlich auf einem Campingplatz rum. Und auf Pepe spricht sich eine Menge rum. Dolli spricht natürlich nicht nur mit ihrem Laptop, sondern auch viel mit den übrigen Bewohnern. Und so passiert es eben, dass man oft nur noch ein Thema hat: Computer. Und bei Regen und Sturm ist das ja auch eine willkommene Abwechslung. Spanien ist eben nicht immer sonnig, aber stets ist Wetter und Computer ein aktuelles Thema.

Also, es gibt auch andere Campingplatz-Bewohner, die einen Laptop besitzen. Manche haben allerdings noch keinen. Es gibt also zwei Arten von Bewohnern, die mit, und die ohne Laptop. Gespräche sind dabei, wie kann ich meine Fotos bearbeiten, gelöschte Fotos wieder sichtbar machen, wie kriege ich diese Dinge von der Kamera auf den PC, wie kann ich die ausdrucken oder auf eine CD brennen, usw.  Da reden natürlich beide, Dolli und Anton, mit Freude mit. Dolli mehr als Anton. Dolli vermittelt dabei Anton. Anton muss dann zu den Langschläfer-Nachbarn, zu dem Pfälzer Wolfgang, dem  neuen Einsamen, dem Funker Charly, dem Ehepaar aus dem hohen Norden, und all den übrigen auch noch.

Anton wagt nicht zu widersprechen, weil Dolli  ja freundlich zu all den Unwissenden sein möchte. Während Anton sich bemüht, mit viel Geduld so manche Probleme zu erkennen, zu erklären und zu lösen, ist Dolli bereits bei den übrigen Unwissenden und vermittelt ihnen die Vorzüge eines Computers. Nebenbei teilt sie ihnen mit, wo zurzeit der beste und preisgünstigste PC zu kaufen ist. Klar, Aldi und Lidl bieten gute Objekte. Bei Mediamarkt hat sie schon Bedenken, da die doch oftmals 2te Wahl-Geräte haben sollen. Man weiß ja nie so genau, was man da kauft. Aber ein funktionierender Service ist natürlich das Wichtigste. Zuhause hat sie natürlich einen kleinen Händler, der aber leider viel zu teuer ist. Wichtig ist natürlich auch bei der Hardware die Größe der Festplatte, der Speicherplatz, auch die Grafikkarte, aber unbedingt auch das bedienerfreundliche Betriebssystem und  W-Lan.

Und bei der Software muss man aufpassen, dass man Originalware zu günstigen Preisen bekommt. Es gibt ja inzwischen die tollen Opensource –Programme, die ja gar nix kosten und voll funktionsfähig sind. Microsoft dagegen ist fast schon unverschämt. Sie  hat mit ihrem Laptop tolle Erfahrungen gemacht mit Lidl, die innerhalb von 3 Tagen ihren Lappi mit einer neu formatierten Festplatte und neuen Tastatur repariert und geliefert haben. Sie hat dann tagelang mit Freude ihre übrige, alte Software aufgespielt und wochenlang ihre Texte neu konstruiert bzw. ihre Adressen neu gelistet. Ja, Update und Backups  sind natürlich ganz, ganz wichtig…

währenddessen sitzt Anton beim Nachbarn und erklärt ihm zum elfunddreißigsten Mal, wie man mit dem Windows-Explorer sinnvoll umgeht. Mit dem  neuen Einsamen übt Anton, wie er mit  einer Maus praktisch umgehen kann. Eine schöne Maus, fühlt sich griffig an und leuchtet fast wie ein spanisches Sonnenrot. Anton wird richtig neidisch. Beim Pfälzer überspielt Anton von einer CD tolle Musik auf die Festplatte und wandelt sie ins MP3-Format. Klar, das Ganze wird auch noch auf CD überspielt, damit der PKW-Player auch noch was davon hat. Und zuletzt möchte der Besitzer das alles auch noch alleine machen und benötigt nur noch die Aufsicht von Anton. Anton beaufsichtigt sehr lange und intensiv und freut sich über jeden Fortschritt des Lernenden. Hier zahlt sich eben gute Methode und Pädagogik aus. Da gibt’s keinen Unterschied zwischen Jugend und Alter. Nur nach Stunden intensiver Übungsphase kann Anton dann doch keine deutsche Schmusemusik mehr hören.

Er geht weiter zum Nächsten, denn da geht es ja nur um das Wiederherstellen von unbeabsichtigt gelöschten  Fotos. Das geht schnell, weil der Besitzer ganz flott gemerkt hat, dass er die wiedererstellten Fotos bereits auf einer CD gespeichert hat. Das ging wirklich ganz schnell. Abends teilte Dolli übrigens Anton mit, dass einer der Nachbarn bei Lidl in Oliva einen zufällig im Angebot befindlichen Laptop gekauft hat. Er lässt übrigens fragen, ob Anton ihm das spanische Betriebssystem übersetzen kann,  und wie man die spanischen Sonderzeichen der Tastatur  in deutsche Umlaute austauscht.

Dolli hat ganze Arbeit geleistet. Kompliment! Anton möchte nur noch nach Hause. Aber Anton ist lieb und nett und begleitet Dolli bis ans Ende der Welt. Er überlegt still und sagt zunächst mal nicht, dass er im Internet als Angebot eine preiswerte Flugreise incl. Hotel von Alicante nach Mallorca gesehen hat.  Er braucht Urlaub! 

 

 

Besuch aus Deutschland

 

Anton und Dolli bekommen Besuch aus Deutschland. Ronaldo und Regine haben sich angesagt, weil sie noch nie in Spanien waren und auch noch nie auf einem fernen Campingplatz. Aber Camper sind sie trotzdem. Beide sind uralte Freunde von Anton und Dolli. Da lässt man sich schon so manches einfallen. Wann kommen sie, wie kommen sie und wo wohnen sie?

Die Antworten sind schnell gefunden, da sie nur in der Hauptsaison Urlaub machen können, eigentlich nur per Flugzeug anreisen wollen und letztlich preiswert ein Bett haben möchten. Dolli rennt ins nächste (Golf-) Hotel, das einen tollen Ruf hat, vom Campingplatz aus gut zu Fuß zu erreichen ist und jeden Service bietet. Es hat  sogar eine tolle Sauna- und Badelandschaft! Anton und Dolli sind dort häufiger, weil die Badelandschaft dort ja viel, viel besser ist als im Meer zu schwimmen, und die jeden Waschraum auf dem Campingplatz um ein Vielfaches überbietet. Es gibt sogar dort Badeseife, Fön und frische Handtücher! Nebenbei kann man dort im Fitnessraum bestens trainieren und mit Gott und der Welt kommunizieren. Letztens waren´s die Russen, die dort eine Fußballmannschaft aus Moskau geparkt hatten. Aber am besten von allem ist der Cafe con Leche dort! Ein Genuss! Und dann der Schuss Brandy darin! Da könnte man glatt drin schwimmen. Ja, klar, Internet gibt’s da auch. Haben Anton und Dolli ja schon lange erkundet. Leider zu hohe Gebühren! Aber alles andere ist vom Feinsten. Gerade gut genug für unsere Freunde.

Dolli hat Hausprospekt mit Preisliste organisiert, sogar auf deutsch. Sie gibt die Infos per Internet nach Deutschland durch. Antwort kommt prompt: Bitte nix Feudales! Dann bleibt noch eine Ferienwohnung für eine Woche. Dolli spricht mit einem ortsansässigen Makler, der Deutscher ist und sich da gut auskennt. Er zeigt Dolli sogar zwei Musterwohnungen und  zeigt viel Verständnis für Deutsche. Aber … hier wird zur Winterzeit häufig in leer stehenden Wohnungen eingebrochen und dabei Wertgegenstände entwendet. Manchmal auch, wenn die Bewohner noch drin sind. Kommt wöchentlich vor.

Dolli gibt die Infos nach Deutschland durch incl. Preisangebot für eine Woche. Antwort kommt prompt: Ist uns zu weit weg vom Campingplatz.  Anton und Dolli sind ja clever und überlegen sich, wie man die Beiden sinnvoll, nah und preiswert unterbringen kann. Das eigene Wohnmobil kommt ja nicht in Frage, weil es nur für maximal zwei Personen geeignet ist. Aber der Campingplatz hat Hütten! Von schlecht bis noch schlechter, von preiswert bis überteuert. Aber es gibt eine Art, die gibt´s in Deutschland nicht: Wohnen auf der Düne in einer Holzhütte. Auch wenn das Wetter nicht ganz so bilderbuchhaft ist, ein Platz an der Sonne ist die Hütte allemal.

Dolli hat ja einen besonderen Bezug zur Campingplatzleitung und lässt ihren ganzen Charme spielen. Ja, das kann sie, manchmal mehr, manchmal weniger. Sie schafft es, mit viel Verhandlungsgeschick, mit Fingerspitzengefühl und Ausdauer einen guten Preis auszuhandeln.  Das Ergebnis teilt sie Deutschland mit. Tage später kommt eine Antwort: Spanien, wir kommen. Die Beiden kommen! Sie werden in Alicante landen. Wie kriegt man die zum Campingplatz? Taxi ist teuer, einen PKW-Nachbarn will man nicht bitten, und Zug ist nicht wirklich möglich. Es bliebe noch eine lange umständliche Busfahrt. Nun denn: Anton und Dolli mieten für die Zeit einen PKW. Freundschaftdienst! Was sollen sie denn sonst machen?

Dolli lässt ihr Verhandlungsgeschick wieder wirken und bekommt einen Touristenrabatt. Naja, hat man jedenfalls gesagt. Dann kommt der Tag der Ankunft. Ist das eine Wiedersehensfreude in der Ferne! Und, man kann es kaum glauben, schlagartig scheint die Sonne wieder sichtbar. Was Freundschaft doch so bewirken kann. Wir nehmen erst einmal eine kräftigen spanischen Begrüßungstrunk: Brandy. Der erste Spaziergang am Strand ist fällig. Der Einzug in die Hütte folgt auf den Fuß. Was für ein Tag. Anderstags wird gemeinsam am Strand gefrühstückt. Was für ein Leben. Die erste Besichtigungstour mit Leih-PKW folgt postwendend. Die  nahe und ferne Umgebung wird ausgiebig erkundet. Abends sorgen Ronaldo und Regine in der Hütte für das Abendessen. Es gibt auch China-Kohl und Pellkartoffeln. Was für eine Überraschung. Anderntags geht’s nach Denia zum Hafen. Hier sind insbesondere die Fischerboote sehenswert, die abends ankommen und ihre Lebend-Fracht entladen. Tolle Atmosphäre!

Irgendwie verlieren sich die Paare, und man sucht sich gegenseitig. Aber was gut ist, verliert sich nicht. Man findet sich wieder. Bis man sich wieder trennt. Andern morgens ist ja wieder eine Tour geplant, um die Orangenplantagen zu genießen. Aber dazu kommt es erst einmal nicht.

Ronaldo und Regine erscheinen nicht. Stattdessen machen sich Anton und Dolli auf, um nachzusehen, wo die Beiden bleiben. Auf der Düne sehen sie Ronaldo und Regine, bewaffnet mit Putzeimer, Putzlappen und Schrubber. Das ist doch wohl kein Putzfimmel der Beiden?  Nein, schlimmer! Wasserrohrbruch im Badezimmer! Und der Campingplatzbesitzer wollte nichts davon wissen. Es war schließlich Sonntag. Und da arbeitet man nicht. Was für ein arbeitsreicher Tag!

Nach diesem Schreck wollte man nur noch ein gutes Mittagessen genießen. Menu del Dia – Tagesmenu zum günstigen Preis incl. Dessert, Wein und Kaffee. Das ist die Wucht! Weniger als 7 Euros! Naja, wir hätten auch zum Chinesen fahren können, da hätte das Mittagsmenu nur 3,50 Euros gekostet, aber das wollten wir uns für eine spätere Gelegenheit aufbewahren. Anton hatte noch ein bisschen den Chinakohl im Magen liegen und wollte da keine chinesischen Gewürze drauf schütten. Dolli ist da ganz anders. Sie träumte da von spanischen Brandy und nicht vom chinesischen Reiswein.

 Ronaldo und Regine sind sehr wissbegierig. Deshalb planten sie eine Tour mit dem Tagesbus ins Ungewisse. Morgens weg, abends zurück. So war es denn auch. Anton und Dolli hatten den ganzen Tag für sich. Fast jedenfalls. Es gibt ja noch andere Bewohner auf dem Campingplatz, die nicht nur neugierig, sondern auch wissbegierig sein können. Ungewöhnliche Ereignisse müssen eben sofort berichtet werden. Dafür sorgte dann Dolli. Aber dann gab es wieder Gemeinsamkeiten mit den Freunden von Anton und Dolli: Besuch eines Restaurants. Und dabei entdeckte Ronaldo eine Bodega. Sozusagen eine Weinprobierstube. Literpreise zum Schlürfen: Rosso, Bianco, Rosado. Der Preis war gut, der Geschmack war o. k., die Verpackung akzeptabel, und es entstand eine Idee. Anton und Dolli sind ja motorisiert und können bis insgesamt 3,5 t transportieren. Ja, und so wird die Rückfahrt der Beiden zurück nach Deutschland um viele, viele Kilos bereichert, und der Stauraum wurde so um ein Vielfaches dezimiert. Für Freunde macht man so was! Allmählich kam die Zeit der Abreise der Beiden. Anton und Dolli machten wieder Taxiservice und fuhren die Beiden nach Alicante zum Flughafen. Klar, Ronaldo und Renate haben sich an den PKW-Leihkosen beteiligt, wäre ja sonst nicht ganz fair gewesen. Schöne Zeit! Die 60 Liter geparkten Wein werden wohl erst einmal auf den Transport von Spanien nach Deutschland warten müssen. Ob sie das überstehen? 

 


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