Anton und Dolli sind im Fastrentenalter. Er, soeben wegen Erwerbsunfähigkeit in Frührente geschickt, sie, mehr oder weniger gerade aus ihrer selbstständigen Arbeit entsorgt. Glücklicherweise gibt’s zufällig eine kleine Lebensversicherung, die ansteht, und die es ermöglicht, dass die beiden sich einen Wunschtraum erfüllen können:
Ein Wohnmobilchen, um damit die große weite Welt zu erkunden. Klar, Rechenvergleiche werden gemacht, um die Kosten mit Flügen und Hotels und Aufenthaltsdauer zu vergleichen. Sie sind ja clever und kostenbewusst. Das Wohnmobil gewinnt dabei, jedenfalls langfristig gesehen. Prospekte und Kataloge werden gewälzt. Oje, die angesetzten Kaufpreise sind utopisch. Irgendwie ist wohl die Zeit an beiden vorbeigerauscht, denn für den veranschlagten Preis gibt’s gerade mal ein Gestell mit 4 Rädern und Motörchen drauf. Aber drumherum sollte ja auch noch was sein. Also nix neu. Nur alt und gebraucht. Aber dann das Beste. Am besten Kultmobil mit vielen Extras. Bequem soll es ja sein. Haltbar und gut fahrbar. Und preiswert.
Internet muss her. Da kennen sich die beiden ja bestens aus. Wochen vergehen. Angebote werden geprüft. Händler werden aufgesucht. Unterschiedliche Modelle werden begutachtet. Und dann kriegen die beiden eine Mail von unbekannt. Eigentlich will man ja keine unbekannten Mails öffnen, aber die Neugierde ist doch zu groß. Angebot aus 1. Hand über ein Karmännchen, genannt Colorado, Modell 2000, Modell H, d.h. Sitzecke im Heck. Der Traum der beiden. Preis Verhandlungssache. Dann verhandelt, Preis gedrückt und gekauft. Mit Vorzelt, Fahrradträger und Markise. Und sogar alles korrekt. Kleine Veränderungen werden noch vorgenommen, damit auch das I-Pünktchen noch stimmt. Beispielsweise größeres Dachfenster statt der Spelunkenluke. Und Träger für einen Roller. Verteuert zwar den Anschaffungspreis, muss aber sein. Klar, die Tüv-Abnahme ist dann der geringste Faktor dabei. Aber schließlich will man ja im Urlaub auch autark und mobil sein und sein Umfeld erkunden.
Wo gibt’s denn den passenden Roller? 125-er Maschine soll es sein, darf aber 120 kg nicht überschreiten. Neue Suche in Zeitungen, bei Händlern und im Internet. Aber diesmal hat der Nachbar eine gute alte Vespa, die der loswerden will. Zwar mit kleinen Schönheitsfehlern, aber wirklich fahrbar. Silbergraumetallic. Passt überhaupt nicht zur Farbe des Mobils. Trotzdem preiswert gekauft. Schließlich will der Nachbar sie ja loswerden. Nach jahrelanger Enthaltsamkeit für Zweiräder dann die ersten Fahrversuche. Gar nicht so einfach. Schnell ist die Maschine ja. Alleine auch zu benutzen. Aber zu zweit? Nach dem Kauf kommt dann die Erleuchtung.
Irgendwie ist die Zweisamkeit auf dem Gefährt ungewohnt, und keiner traut sich so richtig. Aber welche Lösung gibt’s stattdessen? Klar, ATU hat Mopeds im Angebot. Knallrot. Nur jeweils 50 kg schwer. Zwei gehen auf einen Rollerträger drauf. Naja, ein bisschen muss verändert werden. Die Auffahrhilfe wird jetzt einfach zur zweiten Halteschiene. Aber das ist das Richtige für junge Rentner. Hin, gehandelt, gekauft. Helme gab´s gratis. Zahlreiche Testfahrten um die Häuser mit Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h werden gemacht, die so manchen Nachbarn erblassen lässt. Es fragt sich allerdings, ob wegen der Geschwindigkeit oder wegen des Alters der beiden Besitzer.
Nun haben Anton und Dolli nicht nur ein Wohnmobil, sondern auch einen Roller, den sie aber gerne preiswert wieder loswerden wollen, da sie sich ja für Mopeds entschieden haben. Das Problem des Nachbarn hat sich nur um eine Häuserzeile verlagert.
Die ersten Vorbereitungen
bestehen darin, die Funktionalität des Mobiles zu testen, zu ergänzen und zu prüfen. Anton und Dolli machen das schon. Das Bett im Alkoven ist 1,40 m breit und mit Leiter zu besteigen. Das kriegt der Anton, der ist nämlich noch gut zu Fuß. Dolli nimmt die Sitzecke, die sie mehr oder weniger als Notbett umfunktionieren kann. Sie hat den besseren Rücken, weil Ihr Rückgrat noch stabil ist. Im Bett hat sie ebenfalls 1,40 m Platz, lang natürlich mehr. Das Bad ist eng, hat aber Waschbecken, Duschvorhang und sogar Toilette. Heizung gibt’s auch. Und heißes Wasser. Energie gibt’s über Gas, Strom oder Batterie. Sogar Stromumwandler ist da. Der Küchenblock hat ihre ganze Aufmerksamkeit, da beide leidenschaftlich gerne speisen und für manche Annehmlichkeit dankbar sind. Zweiflammer und Spülbecken, aber wo ist die Abstellfläche für so manches Gute? Da muss was her!
Anruf bei Karmann und Termin vereinbart für das Anbringen eines kleinen Zusatztisches. Irgendeinen sinnvollen Vorschlag wird man den beiden schon machen. Hat geklappt. Tisch kam dahin, wo Anton und Dolli ihn sowieso haben wollten. Stört nur ein bisschen im Eingang. Aber es ist eben nichts vollkommen und perfekt. Und da sie gerade bei Karmann sind, wollen sie auch noch einen TV-Tisch integrieren. Den haben nämlich die Karmänner bei der Planung des Modells total vergessen. Aber dafür soll es keine Lösung geben. Hat man gesagt. Wo ein Wille, da ein Weg, sagen die beiden. Der Wille ist ein kleiner Klapptisch an der Bad-Außenwand, der Weg ist jetzt ein Flach-TV für ein paar Euros statt des großen Gerätes. Die Mehrkosten halten sich ja noch in Grenzen, es hätte ja noch viel schlimmer kommen können. Beispielsweise Umtausch des Mobils gegen einen funktionsfähigen Integrierten.
In der Zwischenzeit kommt übrigens die Rechnung fürs Finanzamt, die Versicherungsgebühren und das Knöllchen der ausführlichen Mobil-Testfahrt. Achja, die Satellitenschüssel wurde noch nicht getestet, ob sie europaweit und digital funktionsfähig ist. Die Karmänner meinten, das sollten die beiden unterwegs prüfen mit dem entsprechenden Receiver. Blauäugig lassen sich die beiden dann darauf ein. Allmählich geht es dann an das Bestücken des Innenraumes: Pfanne, Töpfe, Geschirr, Besteck, Handtücher, Bettwäsche, Kosmetikmaterialien, Kaffeemaschine, Heißwassergerät, Grundnahrungsmittel und was der Mensch so auf seinen Reisen benötigt. Wohin mit dem Campingtisch, wohin mit den Campingstühlen? Der vorhandene Tisch war zu groß für den so genannten Kellerraum, die Stühle ebenfalls, Neuer Tisch muss her. Kleiner. Leichter. Stühle kommen während der Fahrt in den Alkoven, anders geht’s einfach nicht. Da das sperrige, schwere Vorzelt nicht auch noch in den Keller geht, muss da eine neue Lösung gefunden werden.
Auf der Campingausstellung in Düsseldorf macht die Firma Herzog den beiden dann ein tolles Angebot für ein freistehendes, großräumiges Leichtzelt, das klein verpackt nur 13 kg wiegt. Gekauft, da Frau Herzog sehr verkaufstüchtig und zuvorkommend in der Beratung ist. Das neue Zelt passt wirklich in den Keller zu dem Werkzeug, zu dem kleinen Elektrogrill, zu den Stützen, zu dem Windfang, … nur die zusätzliche Satellitenschüssel, die den beiden vorsichtshalber empfohlen wird, will nirgends hinpassen. Die muss dann zu den Mofas auf den Rollerträger. Die Mofas kriegen noch ein großes Tütchen, damit sie auch gut geschützt sind. Das Tütchen ist ganz billig im Vergleich zu TV und Receiver.
Aber ist es sinnvoll, zwei Mopeds zu befördern? Man hat ja gar keine körperliche Bewegung. Wären da nicht besser Fahrräder mit Hilfsmotoren gewesen? Darüber wird lange diskutiert. Aber da das Geld knapp wird, gibt’s hier kein Kompromiss. Aber Tatsache ist, Mopeds zwingen zum körperlichen Nichtstun, absolut null Bewegung. Nach weiteren zusätzlichen Überlegungen kommen die beiden zu dem Ergebnis: Ein Moped und ein Fahrrad ohne Hilfsmotor gehen mit auf Fahrt. Das Fahrrad hat sowieso in der Garage dumm rum gestanden. Die beiden haben jetzt viel Zeit und freuen sich über gemeinsame Reisezielplanungen.
Europäisches Festland ist das große Ziel. Klar, weitere Fahrten sind umständlich und teuer, obwohl da so manche Insel einen besonderen Reiz auf Anton und Dolli ausübt. Sonne muss her. Spanien, Frankreich, Italien, Türkei oder Griechenland kommen in die engere Wahl. Eigentlich nur Spanien. Aber da hört man ja so manches schaurige Märchen, dass dort die Touristen überfallen und ausgeraubt werden. Das soll in Frankreich aber noch schlimmer sein. Italien wiederum ist teuer und klimatisch nicht ganz so begünstigt. Auch klimatisch soll Spanien ja den Vogel abschießen. Viel Sonne, Strand und Meer. Da geht’s hin. Das ist das Ziel. Anton und Dolli ordern Kartenmaterial beim ADAC zwecks Vorabinformation. Bücher und Reiseberichte werden gelesen. Sie treten dem Campingclub bei, um alle Rabatte und Sondervergünstigungen zu erhalten. Schließlich wollen sie ja sparen. Der Routenplaner rechnet ca.1900 km bis zur Costa Blanca aus. Über die französische und spanische Autobahn innerhalb von 24 Stunden mit dem Mobil zu erreichen. Einen Campingplatz haben sich die beiden bereits ausgesucht, der preiswert und ganzjährig geöffnet ist: Pepe in Oliva, liegt zwischen Valencia und Alicante. Er wurde ihnen empfohlen. Dort wollen sie überwintern und ihre Erfahrungen sammeln für spätere Fahrten.
Es ist Anfang Dezember und die richtige Abreisezeit, um das kalte Deutschland zu verlassen und der Sonne entgegen zu eilen. Nach Mitternacht geht’s los. Die Fahrt geht über Luxemburg, da dort Diesel preiswert zu tanken ist. Mindestens 30 Euro bei der Tankfüllung gespart. Die beiden haben noch nicht ausgerechnet, ob durch die vermehrten Autobahngebühren durch Frankreich wirklich eingespart wird. Nebenbei haben die beiden aber zwei nagelneue luxemburgische 1 und 2 Euro - Centstücke beim Bezahlen erhalten. Gut für die übrige Familie, die doch sammelt. Der Umweg hat also gelohnt.
Alle 2 Stunden bzw. alle 200 km wird fahrermäßig getauscht. Daran halten sich Anton und Dolli auch, da sie sich vorgenommen haben, die Strecke in einem Stück zu fahren. Unterwegs halten die beiden nur kurz an, um zu essen und zu trinken. Manchmal muss natürlich nachgetankt werden, da auch das Mobil seine Nahrung braucht. Immer einer bewacht dabei das Mobil, da es doch soviel Bösewichte geben soll, die mit den vielfältigsten Tricks die Besitzer berauben. Im schlimmsten Fall ist das ganze Mobil einfach weg. Die Fahrt auf der französischen Autobahn war zügig aber teuer. Gerne hätten sie die neue französische Brücke getestet, die doch Europas höchste sein soll. Aber die liegt nicht direkt auf der Strecke. Erst recht nicht im Winter, wenn womöglich das Zentralmassiv verschneit sein könnte. Der Süden Frankreichs ist sehr, sehr windig. Hier herrscht wohl wieder der Mistral, der schon so manches Gefährt zum Umsturz gebracht hat.
Kurz vor der spanischen Grenze, jetzt doch abgespannt und nicht mehr hochkonzentriert, kommt die Überlegung auf, einen Rastplatz oder Campingplatz aufzusuchen. Laut ADAC- Campingführer gibt’s u. a. einen Ganzjahresplatz „Salata“, der den beiden aber mit über 20 Euro/Nacht einfach zu teuer ist. Schließlich hatten die beiden ja schon große Ausgaben vor der Abreise. Stellplatz kommt natürlich nicht in Frage. Ist ja viel zu gefährlich. Unermüdlich kämpfen sie sich weiter, immer die Angst im Nacken vor Überfällen. Preiswert getankt wird auf der spanischen Seite, und dann geht die Fahrt über die mautpflichtige Autobahn Spaniens weiter.
Es ist inzwischen dunkel und Spätnachmittag. Nur noch ca. 500 km, die doch im Vergleich zur Gesamtstrecke nur noch ein Klacks sind. Mit fast Tempo 120 km in der Stunde wird auch hier zügig gefahren. Beide sind ja leidenschaftliche Autofahrer und empfinden das subjektiv nicht als Strapaze. Aber bis Mitternacht muss durchgefahren werden, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob sie noch den angesteuerten Campingplatz betreten können.
Endlich um Mitternacht stehen sie vor einem- natürlich verschlossenen- Tor. Es regnet in Strömen und alles ist zappenduster. Die Sitzgruppe dient als gemeinsames Bett, und Anton verschwindet nicht in den Alkoven, da der ja mit Kisten, Stühlen und anderes belegt ist.
Die Nacht dauert bis 9:30 Uhr. Dann werden Anton und Dolli durch Autogehupe und undefinierbares Geräusch geweckt. Sie stehen mit ihrem Mobil im Eingangsbereich des Campingplatzes und stören offensichtlich durch ihre Anwesenheit. Schlaftrunken gucken sie aus dem Fenster, um sie herum eine riesige große Wasserpfütze. Bis sie ihre Gedanken gesammelt haben, vergehen etliche Minuten.
Achja, sie sind in Spanien, stehen vor dem Campingplatz Pepe, und es ist kalt und nass. Einer der beiden muss sich ankleiden und zum Campingbüro gehen. Das macht Dolli. Sie ist sowieso die Bessere von den beiden in der Kommunikation. Aber Spanisch kann sie auch nicht. Aber Englisch und Deutsch. Auch Schwäbisch spricht sie, Bayrisch versteht sie ebenfalls. Gesagt, getan.
Sie organisiert den Einlass, geht vor, und Anton fährt mit dem Mobil zögerlich hinterher. Mit klatschnassen Schuhen erreichen sie einen trockenen Platz, der ein Traumplatz sein soll. Nun muss das Mobil sinnvoll ausgerichtet werden. Wo ist Süden, wo ist die Seeseite, wo die Wetterseite? Dann gucken sie, wie die anderen stehen. Aha, dort wo die „Schüsseln“ hinzeigen, ist Süden, in diese Richtung soll dann auch der Eingang des Mobils. In dem Falle jedoch ist klar, der Strand ist im Rücken. Schade. Wo sind die Sanitäreinrichtungen? Sie kennen sich schon richtig aus. Es gibt verschiedene „Clo- und Duschhäuschen“, aber nur eins ist beheizt. Gespült wird draußen bei den Toiletten oder eben im Mobil. Es handelt sich hier doch um einen preiswerten Platz, der wenig Komfort bietet. Kein Schwimmbad, keine Freizeitangebote, keine offene Kneipe im Winter, überschwemmte Straßen, mangelnde Beleuchtung, keine Stromzähler, aber Sandstrand und einen Internetplatz. Und ab 61 Tagen gibt’s Rabatt von 60 Prozent, übrigens ohne ADAC- Campingkarte, die sich die beiden hätten sparen können. Wer hatte eigentlich die Empfehlung ausgesprochen?
Das Mobil wird von Anton in den endgültigen Stand gebracht. Gekonnt. Fast stehen sie mit dem Mobil eben. Anton prüft mit der kleinen Wasserwaage. Also doch vorne die Keile drunter schieben. Jetzt stimmt´s. Hinten die Stützen heruntergefahren, damit das Mobil nicht soviel wackeln kann. Hat auch funktioniert. Die direkten Nachbarn scheinen sich nicht zu rühren. Schlafen sie etwa noch? Die Nachbarn gegenüber gucken durch die Wohnwagengardine. Haben Anton und Dolli was falsch gemacht? Nein, es gibt ein anderes Problem, das die beiden noch nicht ahnen. Der rückwärtige Nachbar hat einen anderen Nachbarn alarmiert, dass sie diesen Platz belegt hätten.
Wutentbrannt stürmt der entsprechende Nachbar auf die beiden zu und fordert sie auf, den Platz zu räumen. Aber warum denn das? Ja, er wolle diesen Platz heute belegen und hätte ihn reserviert. Sein Wohnwagen wäre so groß, dass er keinen anderen Platz nehmen könnte. Anton und Dolli rücken keinen Zentimeter von der Stelle. Sie können die Begründung nicht akzeptieren, da es noch genügend andere freie und auch relativ große Plätze gibt. Schließlich einigt man sich, und jeder bleibt da, wo er steht.
Zum Ankommen gehört nur noch eins: Fernsehen. Dolli guckt doch so schrecklich gern fernsehen und tut damit ´ne Menge für ihre Bildung. Die Schüssel muss getestet werden, TV und Receiver raus und anschließen. Anton dreht und kurbelt. Kurbelt und dreht. Prüft Receiver und TV. Aber kein Bild, nix. Satfinder raus. Nix. Problem nicht gefunden. Dann die externe Schüssel aufgestellt. Nix. Oje.
Aber dann kommt der Nachbar hinter der Gardine raus und löst fachmännisch das Problem. Er stellt die Schüssel im richtigen Winkel auf, schließt alles an, nimmt seinen analogen Receiver, stellt ein, wechselt zum digitalen Receiver der beiden und RTL läuft. Die selbstverständlichste Sache der Welt. Der Mann ist gut. Anton und Dolli sind endlich angekommen.
Der Mensch lebt vom Essen. Trinken natürlich auch. Anton und Dolli ganz besonders. Dolli hat in Deutschland bei Aldi, Lidl, Penny, Norma und Netto die notwendigsten Lebensmittel eingekauft, um auch in Spanien auf nichts Bekanntes verzichten zu müssen. Bedenken gab´s ja schon wegen des Gesamtgewichtes von knapp 3,5 Tonnen. Aber so ein paar Lebensmittel machen den Kohl auch nicht fett. Also ist erst mal genug an Kalorien im Mobil.
Aber warum schleppen die Nachbarn diese Riesenflaschen Wasser? Nicht nur eine Plastikflasche. Hunderte sehen sie. Und dann liegen die auch noch meterweise an den Vorzelten entlang. Da muss man sich informieren. Getan. Im campinginternen kleinen Kiosk, geöffnet zwischen 10 und 13 Uhr, gibt’s die Antwort. Nein, das Wasser ist hier nicht als Trinkwasser geeignet. Das muss gekauft werden. Sie erwerben direkt 4 Flaschen zu je 5 Liter, damit das Problem damit behoben ist. Mehr können die beiden auch nicht tragen. 75 Cent die Flasche. Ohne Pfand natürlich. Und gestapelt wird außen am Mobilrand.
Der erste Anpassungsprozeß hat bereits begonnen. Gut, dass es den Kiosk gibt. Es gibt frisches Brot, aber kein Frischgemüse, kein Fleisch und kein Fisch. Aber es gibt frische Orangen, Zitronen und Pampelmusen zu Spottpreisen. Es gibt aber den Caprabo-Supermarkt im 10 km entfernten Ort Oliva. Da gibt’s übrigens auch Lidl und Aldi, sagt man den beiden.
Voller Neugierde überlegen sie, direkt hinzufahren, um sich das anzusehen. Der Strand kann warten, den sieht man ja bald jeden Tag. Klar, Moped und Fahrrad runter vom Rollerträger. Damit soll es losgehen. Die leichteste Sache der Welt. Aber für Anton alleine doch zu schwer. Dolli ziert sich und will nicht helfen. Schließlich ist so was ja Männersache. Zufällig steht da ein Campingbewohner, der nichts zu tun hat, er guckt nur Leute. Er bietet sich dann großzügig an zu helfen, Fahrrad und Moped runter zu heben. Dolli bedankt sich schnell und vielmals im Voraus. Anton dann später auch.
Es nieselt immer noch, schwarze Wolken drohen jedoch mit mehr. Jetzt noch eine Fahrt in den nächsten Ort? Aber ja, Anton gibt Dolli das Fahrrad, er selbst nimmt das Moped und befestigt darauf einen Korb. Dolli protestiert. So nicht. Dolli wechselt, gibt Anton das Fahrrad, nimmt selbst das Mofa. Anton protestiert. Sie einigen sich dann, dass Dolli das Moped hin und Anton es zurück nimmt. In Oliva angekommen, wird erstmal Aldi gesucht. Direkt bei Lidl. Wo ist Lidl? Bei Caprabo. Caprabo? Bei Aldi. Irgendwie kommen sie hin. Die deutschen Touristen wissen das. Die Spanier auch. Aber die versteht man so schlecht.
Dolli ist begeistert und stürmt bei Aldi rein . Alles wie in Deutschland. Auch die Preise. Außer Rotwein und Bier wird nichts gekauft. Alles ohne Pfand. Bei Lidl ergeht es Dolli ähnlich. Selbst die Wochenangebote sind fast identisch wie in Deutschland. Ist das nicht großartig? Sie wollte sowieso in Deutschland das ein oder andere noch eingekauft haben. Jetzt kann sie das nachholen. Damit ist der Einkaufskorb voll, und es geht nichts mehr. Für Caprabo ist einfach kein Platz mehr im Transportkorb. Nun aber schnell zurück, weil es kalt und dunkel wird. Und es fängt an zu regnen. Bindfäden. Klatschnass und erschöpft kommen die beiden wieder auf dem Campingplatz an. Der Einkauf muss zunächst auf dem Beifahrersitz des Mobils verstaut werden, weil es sonst kein Stauraum mehr gibt. War das ein toller Urlaubsanfang.