16.9.2005:
Der Tag begann sehr früh mit dem Türengeklatsche der Amis, die um 6:00 Uhr den Hinterausgang zur Abreise benutzten. Dem Krach nach zu urteilen, muss das eine ganze
Reisegruppe gewesen sein. Ich bin hellwach. Nur Anni schläft weiter, die Glückliche. Das Wetter draußen ist bezogen -aber ich habe es geschafft, noch schnell ein Sonnenaufgangs-Photo zu schießen.
Ist nicht ganz scharf, aber ich finde es trotzdem schön. Laut Wetterbericht soll es heute auch noch regnen und gewittern. Schade, ich hoffe, unsere geplante Tour fällt nicht ganz ins
Wasser.
Das ursprünglich geplante Schwimmen im Pool bzw. das "Rumaalen" im Whirlpool/Jacuzzi fiel dann auch dem Wetter zum Opfer. Aber das Super-Frühstück haben wir noch "mitgenommen". Schade eigentlich,
dass wir nun doch nicht hier geblieben sind - bei dem Wetter. Heute sind wir zwar mitten in der City zum Übernachten. Aber einen Jacuzzi gibt es im Motel 6 noch nicht... Beim Aus-checken im
Holiday Inn heute morgen sind wir noch schnell "Member" geworden. Wie in den Supermärkten rechnet es sich auch Hotelpunkte zu sammeln. Meist ist die 10. Nacht kostenlos, oder man muss so und so
viel Punkte haben. Unterm Strich ist es fast gleich.
Das, was diese Gegend so auszeichnet, sind die vielen vulkanischen Spuren. Eine riesige Caldera hat ihre Spuren hinterlassen und ist ein Paradies für alle Geologen und Menschen, die sich für
Vulkanismus interessieren. Aber auch für alle diejenigen, wie z.B. wir, die das einfach toll finden und gerne so was sehen. Dieses Gebiet hier in der Nähe von Bend heisst: Newberry
National Volcanic Monument.
Gegen 9:00 Uhr machten wir uns dann auf die Socken, erst mal zurück bis zum Visitor-Center mit dem "Lava-Butte", dem ersten Besichtigungspunkt. Der
"Butte" ist ein Kegel aus dem seinerzeit ein riesiger Lavastrom runter geflossen ist. Früher konnte man da mit einem Shuttle hochfahren, dieses Mal ist es geschlossen wegen Arbeiten an der
Strasse. Unsere Nationalpark-Karte, die wir neulich gekauft hatten, haben wir beim hiesigen Ranger aufstocken lassen auf den "Golden Eagle". Kostet 15 Dollar extra, beinhaltet aber auch
zusätzlich sämtliche Monumente. Und die läppern sich auch zusammen - heute davon z.B. 2 Stück. Somit hat das gute Stück insgesamt 65 Dollar gekostet, ist 1 Jahr gültig und deckt alles ab, was bei
den meisten Besuchern so an Parks ansteht. Ausgenommen sind nur State Parks. Wir hätten ohne Pass bis jetzt auch schon 60 Dollar "gelatzt". Und die großen Brocken kommen erst noch. Hinter dem
Visitor-Center geht es auch zu Fuß in die Lava-Landschaft. Ein wunderschönes Gebiet, prima erschlossen mit Wanderwegen. Die Lava sieht aus wie die Lava-Felder auf Sizilien, also für uns
eigentlich nicht der Brüller. Aber es war einfach toll, dazwischen rumzulaufen. Leider war das Wetter eher schlecht, aber auf dem Rückweg dieser Wandertour wurden wir dann doch mit ein bisschen
Sonne verwöhnt - und siehe da, sofort strahlten auch die Bilder wieder.
Weiter ging die Fahrt noch mal ca. 20 Meilen zurück bis zum "Paulina Lake/East Lake". Die beiden Lakes sind Caldera-Lakes, ebenfalls sehr tief, mit klarem Wasser und einer reichen
Wasser-Tierwelt. Demzufolge ist es im Sommer ein beliebtes Ziel für alle Art von Wassersportler, Angler, Camper und Hotelgäste. Uns reizte in dieser Gegend eigentlich nur ein riesiges
Obsidianfeld, wie ich es sonst noch nirgendwo auf der Welt gesehen habe. Es ist ca. 1.300 Jahre alt. Das reizvolle an diesem Lavafeld ist, dass es neben dem "tauben" Gestein wahnsinnige Massen an
Obsidian - das ist dieser glänzende schwarze Stein, aus dem nicht nur die Indianer, sondern auch unsere Vorfahren ihre Speerspitzen gebastelt haben. Ein tolles Vulkan-Gestein! Es macht richtig
Spaß, den Weg hinauf zu laufen zwischen diesen Mengen von Steinen und überall auf dieses glänzende, schwarze Gestein zu stoßen. Die Fotos geben leider nur einen kleinen Blick darauf. Man muss das
einfach selbst erlebt haben. Auf halber Strecke fing es an zu regnen, diese dicken Tropfen, die einen sofort durchnässen. Dazu blies ein scharfer Wind. Ich habe ganz schön gefroren. Fast oben
angelangt, stand da eine Bank unter einer Mini-Pinie. Dort haben wir ein Selbstauslöser-Foto mit Annis Kamera geschossen. Sieht schon lustig aus....Dann machten wir uns wieder auf den Rückweg.
Und auch hier wurden wir belohnt - auf halber Strecke kam für kurze Zeit die Sonne hervor.
Den Rest des Nachmittags haben wir uns geschenkt. Im Supermarkt haben wir Salat gekauft und uns auf unserem Zimmer im Motel 6, direkt an der Treppe zum 1. Stock gelegen, einen leckeren Salat
gebastelt.
Morgen fahren wir wieder an die Küste, nach Newport. Dort gibt es auch ein Aquarium. Von dort geht es dann weiter nach Portland, wo es u. a. den größten Buchladen der Welt geben soll - über einen
ganzen Straßenzug weg. Das müssen wir sehen...
Nachtrag: der Schreck in der Abendstunde
Bereits am Nachmittag beobachteten wir einen Haufen Polizisten, die hier auf dem Gelände des Hotels rumschlichen und sogar
einen PKW samt Zimmer kontrollierten. Wir kümmerten uns aber nicht weiter darum. Gegen 19:00 Uhr klopfte es plötzlich sehr heftig an der Tür. Draußen stand ein Polizist, der uns aufforderte,
sofort unser Zimmer zu verlassen. Am Pool läge eine Bombe und die müsste entschärft werden.
Normalerweise liest man so was in der Zeitung, ist aber nicht selbst betroffen. In diesem Fall waren wir blitzschnell hier weg, mit PC´s, mit Magenschmerzen und auch ein bisschen Schiss. Überall
Polizeifahrzeuge, Bombenräumkommandos oder so was, Spezialwagen mit vielen Strippen, die aus dem Auto raus hingen. Und natürlich die normale Polizei, die uns vom Gelände ließ. In einer Stunde
sollten wir wiederkommen.
Irgendwie irrten wir ziellos in einem Supermarkt durch die Regale und schauten immer wieder auf die Uhr. Dann machten wir uns endlich auf den Heimweg. Der Vollmond schaute uns bedrohlich an und
wir hofften, dass der Laden nicht in die Luft geflogen war. Als wir hier ankamen, war alles ruhig - als wäre nichts gewesen. Keine Polizei, keine Sperren, nichts. War das jetzt alles nur ein Joke
gewesen?
Jedenfalls ist jetzt alles wieder im Lot und auf den Schrecken gönnen wir uns erst mal ein kaltes Bierchen...
17.9.2005:
Heute nacht hat es geregnet, und das Wasser platschte aus dem Regenrohr vor unserer Tür lautstark auf den Boden. Hat mich nicht weiter gestört. Wach wurde ich allerdings, als um 6:30 Uhr
sowohl ein Biker als auch ein Dodge-Ram-Fahrer ihre Maschinen warm laufen ließen. Man braucht in den USA wirklich keinen Wecker - nur das richtige Motel :-))
Zur Belohnung war der Himmel aber blitzblank blau, und wir waren wieder voller Tatendrang. Gestern Abend haben wir noch festgestellt, dass Oregon eigentlich um diese Jahreszeit ein
wunderhübsches Land ist. Und dass es viel zu schade ist, jetzt schon weiter nach Washington zu fahren. Zumal der Herbst hier ein bisschen beginnt. Hier gibt es zwar vorwiegend Nadelwälder aller
Art, aber auch ne Menge Laubwälder - und genau da wird's jetzt bunt. Also werden wir erst mal wieder durch sämtliche Wälder an die Küste zurückfahren und dann sehn wir weiter. Hängt auch alles
vom Wetter ab. Ist doch toll, wenn man nicht nach Plan leben muss, sondern spontan andere Wege fahren kann.
Nach einer dünnen Tasse Kaffee in der Motel-Rezeption haben wir uns auf die Socken gemacht - nicht ohne vorher zu fragen, was denn das ganze Bomben-Theater gestern sollte. Die
Rezeptionistin war auch ziemlich sauer wegen dem ganzen Aufwand. Schließlich habe der gelbe Kasten schon den ganzen Tag da gelegen und keiner habe sich drum gekümmert. Und nun sollte es plötzlich
eine Bombe sein. Diese wurde im übrigen entsorgt mit einem Roboterarm und dann zu einem anderen Ort gebracht. So weis natürlich auch keiner, ob die Herrschaften sich lächerlich gemacht
haben...
Auf dem Weg zu unserem Trip haben wir erst mal wieder getankt. Die Preise liegen in Oregon momentan bei 2.93 Dollar pro Gallone. Übrigens ist das Tanken in Oregon immer mit Bedienung! Dann
haben wir noch einen leckeren Kaffee - Anni Cappuccino und ich Cafe Latte - bei "Starbucks" getrunken, dazu einen Mini-Strietzel geteilt - das war unser Frühstück.
Wir fuhren dann frohgemut Richtung Sisters. Ein kleines Örtchen im Cowboyfilm-Stil mit einem grandiosen Blick auf die "Three Sisters". Nur, die hatten heute morgen keinen Bock und
verhüllten sich in dicken Wolken. Hatten wohl heute Nacht zu viel Schnee abbekommen, wie man stellenweise sehen konnte. Oder vielleicht lag es ja auch nur an dem Stoss-Stangen-Verkehr, der durch
das Örtchen rollte?
Wir jedenfalls wollten nicht zum Hindernis werden, damit andere über unser Tempo fluchen und fuhren direkt ab auf die 20 - einem Scenic by way. War ne Super-Entscheidung. Kaum ein Auto und
dafür ein Lavafeld, das sich nicht hinter Big Island/Hawaii verstecken muß. Und Island kommt da nicht mit. Die Strasse ging über ca. 40 Meilen entweder am Rand dieses riesigen Lavafeldes vorbei
oder oben drüber. Ganz oben auf dem McKenzie-Pass gab es einen Aussichtspunkt, von dem man einerseits die 3 Schwestern und andererseits den Mount Washington hätte sehen können. Nun ja, die 3
vulkanischen Mädels gab es nicht- nur in Wolken. Kurz entschlossen versuchte wenigstens Anni einen guten weiblichen Eindruck zu hinterlassen - auch ohne Wolken.
Wir haben viel, viel fotografiert. Außerdem waren wir nicht nur beeindruckt, sondern auch überrascht. Eigentlich hatten wir nirgends gelesen, dass das so eine außergewöhnliche Strecke ist
und genau auf unserer Wellenlänge liegt. Am Ende dieser Strecke machten wir noch einen weiteren "Schlenker" auf die "19-aufderheide". So stand es da! Ist eine klitzekleine Abfahrt, die man
normalerweise nicht mal wahrnimmt. Natürlich sind auch wir erst mal vorbeigefahren! Aber dann haben wir uns zurechtgefunden.
Das erste Highlight war eine riesiges Wasserreservoir - leider auch halb leer - mit einem Staudamm und einem kleinen Wasserkraftwerk. An dem Staudamm konnte man locker 20 Meilen lang dran
vorbeifahren. Danach ging es immer nur abwärts. Leider wissen wir nicht wie hoch in Metern der Damm lag, aber abwärts waren es auch gute 40 Meilen. Vorbei an sonnendurchfluteten Laubwäldern, dann
wieder durch dichte Nadelwälder. Aber irgendwann hatten wir dann doch genug vom Grün und der gesunden, reinen Luft. Und Hunger hatten wir. Seit dem Teilchen bei "Starbucks" hatten wir nichts mehr
gegessen.
Der Rest der Strecke galt nur noch der Überlegung auf der I-5 in Eugene zu nächtigen oder weiterzufahren bis Albany. Ich träumte nur von einem Hotel - vorne dran ein "Dennys" fürs morgige
Frühstück und hinten dran ein "Outback-Steakhaus" fürs Abendessen. Eugene war total ausgebucht - wegen einem Universitäts-Baseball-Spiel in Eugene. Letztendlich ergatterten wir noch ein Zimmer in
einem Motel -naja. Die Betten sind sauber, und das ist das wichtigste. Das allerwichtigste allerdings ist - hier gibt es tatsächlich ein "Dennys" und noch überraschender - auch ein Outback
Steakhaus. Wir dorthin wie der Blitz. Es war auch noch nicht sooo voll, wie sonst. Und an der Bar waren wir ca. 5 Minuten die ersten Gäste. 15 Minuten später war auch da alles voll. Wer jemals im
Outback gegessen hat - diese wunderbar saftigen Steaks, die einem auf der Zunge zergehen, dazu diese gebackenen, in Salzkrümel gewälzten Backed Potatoes, dazu ein oder zwei leckere Fosters, der
weis wovon ich rede. Jedenfalls sind wir jetzt piepesatt und auch redlich müde. Sobald dieser Bericht fertig ist, werde zumindest ich mich aufs Ohr hauen und Matratzen-Sonderdienst schieben...
Morgen geht's weiter an die Küste Richtung Newport. Hoffen wir mal, dass dort nicht wieder Nebel ist....
18.-20-9-2005:
18./21.9.2005 Nähe Portland - außergewöhnliche Ereignisse
Stellvertretend für Dagmar berichte ich, Anni, kurz über den Verlauf der letzten beiden Tage. Wir haben den Seehafen Newport nicht erreicht, stattdessen sind wir jetzt in Portland. Grund: Dagmar
bekam in der Nacht vom 17. auf den 18.9. unerwartet, heftige, kolikartige Bauchschmerzen. Mit dem Taxi haben wir uns dann zum nächsten "Emergency"-Center in Springfeld bringen lassen. Dort wurde
eine Gallenkolik diagnostiziert. Mit entsprechenden Medikamenten glaubten wir, die "Sache" wäre damit erledigt. Mitnichten!
Auf der Fahrt Richtung Norden traten erneut und verstärkt die Schmerzen auf. Nun liegt Dagmar hier in Portland (in einem Vorort mit einem riesigen Krankenhaus) in einem Hospital und wartet auf
die aktuellen Befunde. Der behandelnde Arzt spricht von einer Operation hier im Krankenhaus, dann wäre anschließend eine Weiterfahrt durch den Westen der USA möglich. Alternativ müsste sie zurück
nach Deutschland, um sich dann dort aber ebenfalls operieren zu lassen. Mit dem ADAC haben wir bereits Kontakt aufgenommen (wir haben uns über den ADAC für 2 Monate krankenversichert) bzgl. der
Kosten bzw. eines Rückfluges. Eine generelle Entscheidung ist aber noch nicht getroffen. Ich werde hier weiterhin zunächst die aktuellen Ergebnisse mitteilen. Aber es kann nur heißen: Die Fahrt
geht anschließend weiter, oder aber sie wird im nächsten Jahr hier an dieser Stelle fortgesetzt.
Lassen wir uns mal überraschen und der Dagmar die besten Genesungswünsche auf diesem Wege zukommen lassen.
20. 9. 2005 Portland Hospital - Dagmar hat die OP sehr gut überstanden!
Kurzer Zwischenbericht von mir, um allen mitzuteilen, dass Dagmar heute die Steinchen incl. Gallenblase per Laparoskopie entfernt wurden. Die OP hat knappe 60 Minuten gedauert. Der behandelnde
Arzt hat Dagmar die Entscheidung, ob hier oder in Deutschland eine OP durchgeführt werden soll, gestern noch abgenommen. Er befürwortete keinesfalls einen Transport nach Deutschland, da bei einem
so langen Flug in ihrem Fall mit weiteren Komplikationen zu rechnen gewesen wäre. Und nach der Operation stellte sich dann heraus, dass diese Entscheidung auch die richtige gewesen sein muss!
Also, Dagmar geht´s zurzeit relativ gut. Ihr Temperament ist zwar noch stark beeinträchtigt, aber das wird schon wieder! Auf diesem Wege soll ich mich vorab bei allen bedanken, die sich bereits
per E-Mail, Gästebucheintrag oder auch im Forum geäußert und Dagmar gute Besserung gewünscht haben. Also ein großes Dankeschön!!! Sie hat sich darüber sehr gefreut! Aber ich denke, sie wird sich
bald persönlich wieder melden, sobald sie wieder aufrecht sitzen kann.
Es ist noch keine Entscheidung darüber gefallen, wie die Reise fortgesetzt werden soll bzw. kann. Aber das werden wir rechtzeitig mitteilen. Klar ist aber, dass diesmal nicht "Stöckchen" gezogen
wird, sondern sie entscheidet letztlich alleine. Wir haben noch nicht konkret darüber gesprochen, da andere Entscheidungen schließlich vorrangig waren. Nebenbei bemerkt, muss ich einfach an
dieser Stelle mitteilen, dass der Aufenthalt hier im Hospital sehr angenehm ist, insbesondere ist das Personal hilfsbereit, oftmals scherzhaft, aber immer sorgfältig und korrekt. Ein Lob an das
Krankenhaus! Im Zuge dessen lernen Dagmar und ich hier viele spezifische Vokabeln, die uns in der Form bisher nicht geläufig waren. In kritischen, medizinischen Fragen stand uns bisher ein
Dolmetscher zur Verfügung, der simultan in Gegenwart eines Arztes übersetzte. Das hat uns doch ein bisschen sicherer gemacht. Darüber hinaus war der ADAC für uns hilfreich. Es lohnt eben doch,
dort Mitglied zu sein!
Vielleicht können wir morgen schon mehr sagen, ob unsere Reise doch fortgesetzt wird. Ich hoffe es jedenfalls! Herzliche Grüße nach Deutschland!
21.9.05 Portland Hospital - Die Reise wird fortgesetzt
Hallo Deutschland! Hier in Oregon lacht uns die Sonne zurzeit strahlend an und lässt die Blätter der Bäume allmählich farbenfroh glänzen. Es ist ein Genuss hier zu sein. Und Dagmar geht´s von
Stunde zu Stunde besser. Sie strahlt wieder, genießt ebenfalls das tolle Wetter (allerdings vom Krankenbett aus), und sie hat spontan heute früh den Wunsch geäußert, die Reise fortsetzen zu
wollen. Daran soll uns nun aber hoffentlich nichts mehr hindern. Allerdings benötigt sie noch einige wenige Tage der Erholung. Vermutlich wird sie in spätestens 2-3 Tagen entlassen. Dann werden
wir hier am Rand von Portland kurze Zeit noch in meinem jetzigen "Motel 6 "(diesmal wieder zu empfehlen!) an der I-5 verbringen, um uns dann für den nächsten Abschnitt startklar zu machen. Sie
äußerte den Wunsch, zurück an die Küste zu fahren, in Newport das Aquarium (wir müssen einfach immer wieder tolle Aquarien besichtigen!) zu besuchen, und dann wieder ab in die Wälder. Unser Ziel
ist der Weg und und nicht der Endpunkt. Mal sehen, wo wir uns einfinden.
Hier an der Stelle vielleicht noch einige Infos bzgl. außergewöhnlicher Ereignisse. In Deutschland haben wir erstmalig eine Zusatzversicherung für Krankheitsfälle über den ADAC abgeschlossen. (In
Dagmars Fall 40 Euro für 2 Monate) Wir wollten kein Risiko eingehen, da solche Dinge ja meist überraschend und ohne Voranmeldung eintreten können. Der ADAC bietet eine gute Alternative zu
Privatversicherungen bzw. der Versicherungen über die Kreditkarten. Der ADAC hat prompt reagiert, sowohl Deutschland als auch die hiesige Vertretung in Orlando/Florida, die per Telefon kostenlos
und deutschsprachig erreichbar ist. Wir mussten unsere Flugtickets, Einreisestempel des Passes, Adresse des Hausarztes und Namen des hiesigen Arztes bzw. seinen Bericht per Fax (bzw. Telefon)
mitteilen. Der hier behandelnde Arzt hat sich auf Wunsch telefonisch noch mit der ADAC Vertretung in Verbindung gesetzt. Heute kam schon die Bestätigung, dass die (sehr hohen) Kosten übernommen
würden. Zwar ein Tag später als die Durchführung der Operation (warten war ja nicht möglich), aber doch sehr zügig und problemlos. Ich denke, es ist fast schon eine Pflicht, solche
Vorüberlegungen für eine größere Reise mit einzubeziehen! Und der ADAC ist auf jeden Fall aus unserer Sicht eine tolle Empfehlung!
Vielleicht noch ein kurzer Hinweis zum Internet. Die Mitnehmen eines Laptops ist auf jeden Fall sinnvoll. Alleine schon, um Digitalfotos zu lagern. Modem mit Telefonkabel oder WiFi-Karte sollten
natürlich dabei sein. Hier im Motel 6 habe ich nur eine AOL-Verbindung, lieber wäre mir eine WiFi - Verbindung oder direkter HighSpeed-Zugang per Kabel (kann oftmals im Motel ausgeliehen werden),
aber das kann man sich nicht immer aussuchen, obwohl wir bei der Motelwahl sehr darauf achten. Über Internet suchen wir unsere Motels (oftmals Internetrabatt möglich) oder aber per Coupons
(Angabe ob Internet vorhanden steht in der Regel dabei) und natürlich auch manchmal spontan, wenn wir lesen HighSpeed vorhanden. Wenn gar nix mehr geht, gehts über AOL dann meistens doch noch.
(In einem Motel war auf unserer Reise aber dann doch absolut nichts möglich.) Kostenlose Ortsgespräche sind fast überall vom Zimmer aus (mit der Ortsvorwahl und der Ziffer 9) möglich. Allerdings
in der Regel in einem Schneckentempo. Da kriegt man schon mal die Krise. Vorsichtshalber haben wir uns über eine amerikanische Test CD von AOL hier ins Internet eingelockt, allerdings müssen wir
nach einer gewissen Zeit die Testphase wieder (telefonisch) abmelden. Naja, irgendwie wird´s gehen. Alternativ hätte man/frau einen Gastzugang über Bekannte wählen können. Es ist vielleicht gut,
von Freunden mal einen Gastzugang ausgeliehen zu bekommen. Haben wir uns übrigens für den Notfall vorbehalten. Aber das alles hat Dagmar doch sicher schon mitgeteilt, oder...?
Jedenfalls sende ich von hier aus herzliche Grüße nach Deutschland und glaube, dass Dagmar den nächsten Report übernimmt. Tschüss!
Meine Gedanken zu dieser Woche:
Selbst heute, ein paar Tage später und nach meiner Rückkehr aus dem Krankenhaus, kann ich so schnell gar nicht realisieren, was da eigentlich gelaufen ist: Schmerzen - Doktor - Weiterfahrt
Portland - Krankenhaus -Operation -entlassen -fertig und das alles von Sonntag bis Donnerstag -WAHNSINN!
Als erstes bleibt für mich festzuhalten, es ist überhaupt kein Problem in und mit amerikanischen Krankenhäusern - im Gegenteil! ...wenn man gut und sinnvoll versichert ist!
Versicherung: es gibt diesen internationalen Auslandsschutz - der ist selbst bei der kleinsten Gesellschaft schon für 12-16 Euro pro Jahr zu bekommen. Sie sollten ihn unbedingt haben! Die
Abwicklung erfolgt meines Wissens nach sowieso meist über den ADAC, weil der eben eine funktionierende Struktur hat und man das Rad ja nicht neu erfinden muss. Aber - alle Schutzbriefe gelten NUR
für 45 Tage pro Reise, von den anderen sonstigen Einschränkungen je Gesellschaft abgesehen.
Aber was ist mit denen, die eben länger als 45 Tage wegbleiben? Dafür gibt es halt den ADAC- Langzeittarif - bis zu 12 Monate, glaube ich. Und man muß nicht mal
Mitglied sein, ist dann halt nur teurer. Die Abwicklung in meinem Falle ging sauschnell - nicht mal 48 Stunden nach dem Anruf von Anni zu einer kostenlosen Telefonnummer in Orlando, war die
Zusage der vollen Kostenübernahme da - und das mit 9 Stunden Zeitdifferenz zu Deutschland. Nur mein amerikanischer Doc war schneller - er konnte nicht warten mit der OP, weil meine naseweise
Gallenblase raus wollte.
Krankenhaus: da war ich aber überrascht! Ich kenne deutsche Krankenhäuser pauschal ausgedrückt nur unter Kostendruck, Ärztemangel und fehlender Krankenschwestern. Hier war das alles ganz
anders-fast ein Vergnügen. In diesem Krankenhaus wohlgemerkt gab es so eine Art Wabe, und davon je 4 Stück pro Etage. Der Mittelpunkt war ein Rund, in den Ärzte, Schwestern und Hilfspersonal
saßen und via Monitor Patienten überwachten oder per PC Krankenakten ergänzten oder was weis ich noch alles. Telefone, Fax, Technik alles da - pro Wabe natürlich.
Ringsherum lagen 15 Einzelzimmer. Diese wiederum mit allem ausgerüstet, was man so braucht? Das Bett war integriert in eine Einheit mit Dutzenden von Knöpfen für alles mögliche. Verstellbar auch
vom Patienten aus. Dazu ein kleines Badezimmer, eine riesengroße Fensterfront für Licht. Bis dahin ja vielleicht noch normal. Aber jede Krankenschwester " Nurse" betreute nur max. 5 ! Patienten.
Und dafür stehen ihr dann direkt eine Assistentin zur Verfügung und weitere 2-3 Assistenten, die mit den beiden anderen Schwestern geteilt werden. Die weiteren Assistenten sind z.B. zuständig,
dass das Frühstück gebracht wird, dass die Kanülen für die OP gelegt werden, dass die richtigen Medikamente gereicht werden. Meine Nurse "Cindy" hat nur überwacht, ob ich Schmerzen habe, aufs
Ärmchen muss oder Hilfe brauche. Sie hat sogar ihren freien Tag verlegt, damit sie da sein konnte, wenn ich aus dem OP komme! Und wie ich hörte, hat sie sich doll Sorgen gemacht. Ich danke ihr
für Ihre Fürsorge und Herzlichkeit. Ich habe mich gern von ihr betütteln lassen.
Eine Kleider-oder Rangordnung gab es zumindest in diesem Krankenhaus nicht (sichtbar). Und ich grüble immer noch, warum die Tagesschwestern bunt gekleidet und die Nachtschwestern grüne Kittelchen
anhatten. Die Ärzte kamen bei der "Visite" im Straßen-Anzug und jeder war nur für sein Können zuständig-z.B. mein Internist, der mir mitteilte, er könne zwar verstehen, dass ich nach Hause wolle,
aber meine Gallenblase würde einen Flug nicht überstehen und warum ich eine Notoperation riskieren wolle. Hier wäre das in 4 Tagen mit allem drum und dran vom Tisch und im übrigen hätte ich
morgen Vormittag schon meinen OP-Termin. Dann ging er wieder und ne Stunde später kam der Chirurg und wollte nur noch wissen, ob ich gegen irgendwas allergisch sei, ansonsten sähe man sich morgen
noch kurz vor der OP. Ich wusste eigentlich nicht so recht, wie mir geschah. Aber genauso geschah es.(Vielleicht noch als letzten Satz: wie ich hörte, kostet der Tag im Krankenhaus 4.000 Dollar
als Privatpatient. Plus der OP-Kosten. Viel Geld für einen Amerikaner.)