USA 2004 - 91. bis -101. (111.)Tag - 20.5.-30.5.(9.6.) 2004 |
91. Tag - 20.Mai - Rückfahrt und Übernachtung irgendwo in Tennessee
Der erste Blick heute morgen galt dem Himmel.
Nach den Wetter-Schreckensmeldungen der letzten Tage will ich nicht in eine Wetterkatastrophe schliddern. Aber es sieht gut aus und beruhigt gehe ich ein letztes Mal in die Route66
Kneipe des Hotels um ein zünftiges „First Lady - Omelett" zu verputzen. Da man wählen konnte, was man „drin" haben wollte, bestand
das meinige aus Schinken, Cheese und Bacon. LECKER! Um den Tornados auszuweichen ging die Route schnurgerade von Springfield nach Indiana
und dort an der „Grenze" entlang runter nach Kentucky. Es ist eigentlich nur eine elende Fahrerei allerdings stellenweise über autobahnähnliche Straßen. In Kentucky angekommen stelle
ich fest, dort wo ich mich befinde ist nichts zum Übernachten. Nur Weideland, Farmer und kleine Kuhdörfer. Also weiter nach Tennessee. So schnell kann man in den USA auch mal eben ein
paar Staaten „machen". Mittlerweile türmen sich wieder hohe Wolken auf und die Luftfeuchtigkeit beträgt locker über 80%. Es ist angenehmer im Auto als außerhalb. In einer großen
Tankstellen-Anlage habe ich sehr gut chinesisch gegessen. Diese Tankstellengroßanlagen scheinen hier auch das Kommunikationszentrum der jeweiligen Gegend zu sein. Nicht nur, daß man
hier Tanken kann, man kann auch einkaufen, im Restaurant am Büffet essen, Souvenirs kaufen, Pläuschchen halten und sicher auch gute Geschäfte machen. Und es ist angenehm kühl hier drin.
Mittlerweile ist es Spätnachmittag geworden und ich bin an der nächsten Abfahrt abgefahren. Eine Hotel und Restaurantstraße wie sie hier üblich ist und wie ich sie kenne. Und da ist es
nicht schwer, ein Hotel auszusuchen. Zum ersten Mal auf dieser Reise probiere ich ein „ Microtel Inn & Suite" aus. Kostet 51.95 Dollar incl. Tax. Ein echtes Schnäppchen. Hat
natürlich dann auch Spaß gemacht, mal wieder „Member" zu werden. 9 Nächte bezahlen und die 10. Nacht umsonst. Wird zwar zeitlich nicht mehr passen, aber vielleicht verfallen die Punkte
nicht so schnell. Im Visitorcenter gegenüber habe ich mich noch mit Karten-Material versorgt und dann hatte ich nicht mal mehr Lust, ein Bierchen trinken zu gehen. Es ist doch ganz
schön anstrengend, täglich um 250 Meilen (gute 400 Kilometer)- selbst bei tollen Straßen - runterzufahren.
92. Tag -21. Mai -Besuch von Nashville/Tennessee -DER Country-Music-City
Am frühen Morgen ist es schon wieder sonnig, heiß und drückend.
Zwar nur um die 65% Luftfeuchtigkeit, aber der Tag ist noch jung. Im TV zeigen sie immer wieder Berichte über Tornados und Gewitter. Bis jetzt hat es schon eine Menge Verletzte und
riesige Verwüstungen durch die Tornados gegeben. Und laut Statistik ist das Maß seit dem 4. Mai weit überschritten zu dem was sonst erst Mitte Juni fällig ist: allein am letzten Samstag
gab es 85 „Touch Downs". Die anderen, die nicht bis zur Erde runterkommen, können wohl schon gar nicht mehr alle erfasst werden. Im übrigen ist gestern Mittag ein Tornado über
mein
Springfield gefegt - wenige Stunden nach meiner Abreise. Das Ziel heißt heute Nashville und das „Opryland-Hotel". Eigentlich war
geplant 1-2 Tage in Nashville zu bleiben. Als heimlicher Country Music Fan geht man natürlich gerne in die „Hall of Fame", sieht sich alles so an, was musikmäßig läuft und kauft
natürlich Souvenirs. Aufgrund des Wetters und der zusätzlichen Route66-Tour ist das Bummeln gestrichen. Aber der Besuch im Opryland Hotel ist Pflicht. Eigentlich nur ein normales Hotel
- aber angelegt unter Glaskuppeln in einem Garten. Rechts und links sind die Hotelzimmer und mittendrin wandert man über Wege und Stege durch einen kühlen botanischen Garten. Mittendrin
kann
man sitzen, frühstücken, plauschen, in der Lounge seinen Drink nehmen oder in einem der verwunschenen Plätzchen einfach sitzen und träumen. Wasserspiele heitern
die ganze Szene auf und es kommt einem nicht wie ein Hotel vor. Natürlich gibt es auch Innenbereiche, eine Kneipen-Mall, Restaurants innen und auch im Garten. Und das ganze ist so groß,
dass es fast wie eine eigene Stadt wirkt. Parken kostet übrigens 8 Dollar. Aber mir war es das wert.
Natürlich ist dieses Hotel sehr teuer, es wimmelt trotzdem von Menschen, die die Kongress- Bereiche benutzen oder auf Tagungen dort sein dürfen. Aber ein Kaffee
im Garten ist allemal bezahlbar und das Frühstück ebenfalls. Nach guten 2 Stunden geht die Fahrt weiter nach Chattanooga - ja, die mit der „Chochoo". Das Städtchen liegt so auf der
„Grenze" zu Georgia und ist berühmt für seine Dampflok und das „Tennessee-Aquarium". Über das Couponheft habe ich mir ein Ramada-Hotel ausgesucht
wegen dem Pool. Kostete 39.99 Dollar plus Tax.
Leider war der Pool für mich zu unsauber um ihn zu benutzen und die Zimmer war auch nicht der Brüller. In diesem Fall unterer Standard. Ein Besuch in dieser
kleinen Stadt ist immer wieder ein Vergnügen und ein hervorragendes Essen bei „Shooneys" tat sein übriges, den Tag positiv abzuhaken. Nur das Wetter war weiterhin zum Schneiden feucht,
auch wenn es sonnig war.
93. Tag -22.. Mai - von Chattanooga Richtung Süden
Ein erstaunlich gutes Hotel-Frühstück lässt den Tag gut beginnen. Das
Wetter - wie gehabt: feuchtheiß und sonnig. Mittlerweile guckt man nicht mehr, ob es sonnig ist, sondern nur noch, wie feucht es heute sein wird. Die Amis tun mir schon leid. Entweder
es regnet und Tornado´t, oder es ist feucht/heiß und sonnig. Und es ist noch nicht mal Sommer. Das Tennessee-Aquarium in Chattanooga öffnet um 10 Uhr und ich
habe das Glück, direkt vor der Tür einen Parkplatz zu finden für 8 Dollar. Und bei der Hitze war mir das lieb - wenn
auch sehr teuer. Ich war vor Jahren schon einmal hier und war gespannt, was mich denn nun so erwartete. Da es Wochenende ist, ist natürlich der Andrang von Amerikanern mit Kindern sehr
groß. Für mich immer wieder erstaunlich, wie toll es klappt, mit Kind und Kegel gemeinsam etwas zu unternehmen. Und offensichtlich hatten alle mächtig Spaß daran. Der Schwerpunkt des
Aquariums liegt in der Aufzucht aller möglichen Schildkröten-Arten. Dort habe ich viel gelernt über die unterschiedlichsten Arten, die es auf dieser Welt gibt.Natürlich
ist hier alles perfekt organisiert. Zuerst muß man mit der Rolltreppe abwärts fahren und trifft auf eine Abteilung der unglaublichsten Tiere. Nie zuvor habe ich dermaßen
unterschiedliche Seepferdchen in solch einer Menge gesehen. Haben Sie schon mal was von einem 30 cm langen grüngelb aussehenden Seepferdchen mit Beinchen? die aussehen wie junge
Triebe einer Pflanze gehört, das „Leafy Seadragon" heißt? Und die Sorte gibt es auch bunt schillernd als „Weedy Seadragon" in 46 cm Länge. Beeindruckend. Nach dem Rundgang
durch das Untergeschoß führte eine sehr lange Rolltreppe bis ins 2. Geschoß. Von dort konnte man auf einer Art riesiger Wendeltreppe in Quaderform abwärts gehen und hatte dabei Sicht
auf riesige Wasserbecken, gefüllt mit allem Wasser-Getier dieser Welt. Dazwischen befanden sich Themenbereiche mit kleineren Aquarien zu den unterschiedlichsten Gegenden
dieser Welt. Eine tolle Anordnung und eine tolle Sammlung. Ziemlich weit unten befanden sich in einem „Seitenarm" der Wendeltreppe Schildkröten aller Arten, aller Größen, aus
allen Gebieten. Auch Teile von Schildkröten womit man Beziehungen zu architektonischen Bauwerken herstellte - z.B. zwischen Ober- und Unter-Schild einer Schildkröte
existieren innen zur Stabilisierung der beiden Hälften Senkrecht-Knochen-Verstrebungen. Das ist auch in Kathedralen so durch die vielen Säulen zwischen oben und unten. Wer da wohl von
wem
abgeguckt hat?... Es befand sich auch eine Aufzuchtstation für Schildkröten dort.Es gab in verschiedenen Becken kleine, große und ganz große Schildkröten. Welche, die Gesichter hatten wie
ein Vogel und andere die Hälse so lang wie ein Schwan hatten. Anders als in Monterey gab es hier kaum Kinderplanschbecken, was sicher auch gut für die Tierchen war. Aber es gab auch
hier eine Fülle von verschiedenen Tieren und das Aquarium hat schon
seinen besonderen Stellenwert. Der Eintritt kostet 14 Dollar und man kann auch Combo- Tickets bekommen mit z.B. Eintritt in ´s IMAX- Kino. Alles in allem ein fast 3-Stunden-Trip. Und es hat
100% gelohnt. Nach dem Kauf von ein paar Souvenirs ging die Fahrt weiter Richtung Savannah. Jedenfalls war das geplant. Aber zwischenzeitlich hatten sich bedrohliche Wolken aufgebaut
und es donnerte und blitzte ununterbrochen. Vor uns in Richtung Süden war der Himmel noch blau, bzw. Richtung Osten. So fuhr ich das an der Interstate gelegene Visitor-Center an um
mich schlau zu machen, wie man an dem Unwetter vorbeikäme. Das Ergebnis war, quer übers Land, aber nicht runter nach Atlanta/Savannah sondern Richtung Augusta auf der Grenze nach
North Carolina und dann über die Interstate nach Savannah. Leider war das zu weit für einen Nachmittag und ich beendete den Tag kurzentschlossen in Dalton, einem kleinen Ort an der
Interstate. Dort befand sich ein „Mariott Courtyard". Und ich wollte endlich mal wieder ein anständiges Hotel genießen. Dieser Genuss hat mich mit Coupon 67 Dollar incl. Tax gekostet,
aber mir war es das wert. Und das Wetter war auch nett: nur feuchte Hitze und Sonne.
94. Tag -23. Mai - in Richtung Süden nach Augusta
Nach einer Nacht wie auf Wolken wollte ich auch noch bestens
frühstücken. Das hätte ich machen können im Hotel am Frühstücksbuffet für 6.95 Dollar. Ich wollte aber lieber bei „Cracker Barrel" ein Omelett essen. Cracker Barrel ist ein 24
Stunden-Frühstück-Restaurant mit Frühstück wie bei Muttern und auch das Ambiente ist so - mit Schaukelstühlen auf der Veranda vor der Tür. Und innen kann man auch Waren a la
„Hausgemacht" kaufen. Früh am Morgen war es draußen neblig, aber bis zum Frühstückende war wieder blauer Himmel
angesagt. Die Fahrt ging weiter durch den unteren Teil der Appalachen und den wunderschönen Bergstraßen dieses Gebietes. War wie zu Hause, gewundene Straßen, viel Grün rechts und links,
schöne Ausblicke und hervorragende Straßen. Kostete aber auch mächtig Zeit diese Strecke durch die Berge zu fahren. Und so läpperte sich der Tag dahin und ich hatte Mühe, noch zu
angemessener Zeit Augusta zu erreichen und mit der Motel-Suche zu beginnen. Am Anfang meiner Reise habe ich schon mal gesagt, ein Motel6 ist nur ein Notzustand. Enge, kleine, dunkle
Zimmer, aber mit allem ausgestattet. Nur es geht einem auf den Wecker so beengt hausen zu müssen. Die Hotelkette selbst ist vor einiger zeit von der „Accor-Hotelgruppe" übernommen
worden. Und die sind nun eifrig dabei, neue, moderne Hotels zu bauen, um von diesem Billig-Image wegzukommen. Und in Augusta hatteich nun die Möglichkeit, ein solch neues Hotel zu testen. Es
ist in der Tat jetzt eher ein Mittelklasse- Motel mit größeren Räumen und sogar in diesem Falle mit TV/Video/DVD im Fernseher eingebaut. Und eine kostenlose
High-Speed-Internet-Verbindung in jedem Raum. Zwar war das Personal in diesem getesteten Hotel - naja und schlimmer, die Prise dieser Häuser sind auch höher, aber alles in allem ist es
jetzt ein modernes Haus. Sogar mitintegrierter
Klimaanlage in einer Art Wandschrank. Das wusste ich zu schätzen, da bei diesen Temperaturen permanent die Anlage läuft. Üblicherweise ist in fast allen Motels die Klimaanlage separat
unter dem Fenster angebracht und meist nicht mehr neu und modern und dadurch sehr laut. Im diesem Motel 6 gab es sogar auch ein kostenloses „Gebäck und Kaffee- Frühstück".Ich denke, diese
Art des neuen Motel6-Hauses kann durchaus bestehen und dadurch, dass diese Häuser nicht übernommen, sondern neu gebaut werden, sind sie momentan besser als z.B. Travelodge oder Days
Inn. Ich habe jedenfalls bestens geschlafen.
95. Tag -24. Mai - immer weiter nach Süden bis Brunswick/Georgia
Nach dem besagten kostenlosen Klein-Frühstück ging die
Fahrt weiter von Augusta nach North Carolina und von dort weiter über die Interstate nach Savannah. Das Wetter war wie immer: sonnig und schon sehr warm mit mehr als 30 Grad C um kurz
nach 9 Uhr. Laut Wetterbericht im TV geht das Wetter von einer Katastrophe in die nächste über. So was hat es laut Statistik schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben, dass es im späten
Frühjahr so heiß
ist wie im Hochsommer einerseits, und andererseits im Norden/Mitte des Landes so viel Regen an einem Tag fällt, wie sonst meist nicht mal in einem Monat. Und die Tornados sind die
wirklich wahre Katastrophe. Wir in Europa können uns dieses Wetter überhaupt nicht vorstellen. Deutschland ist nicht einmal groß genug um die Mengen Wasser zu schlucken, die hier
täglich in einigen Gebieten runterkommen. Gewitter bezeichnet man hier als Thunderstorms und heavy Rain heißt hier umgerechnet z.B. 750 Liter Regen pro Quadratmeter pro Monat.
Witzigerweise gibt es hier kaum nennenswerte Hochwasser- Katastrophen. In den betroffenen Gebieten steht das Wasser zwar schon mal bis in die erste Etage und fließt wie ein Wasserfall
durch die geöffneten Fenster, aber alles in allem ist dieses Land so ausgedörrt, dass es kaum echte Auswirkungen hat. Ich denke, die großen Flüsse und die Stau-Seen wie Hoover Dam und
Glen Canyon werden mächtig davon profitieren. Jedenfalls hat es bis jetzt bereits 605! Tornados im Mai gegeben. Eigentlich stinkt es mir, jetzt so mehr oder weniger überstürzt Richtung
Süden und damit nach Florid zu düsen. Hier oben gibt es noch so viel zu sehen und zu erleben, Und es sind noch gute 14 Tage bis zum Heimflug. Aber es ist wettermäßig nur noch Stress.
Dauernd beobachtet man das Wetter, schwitzt sich einen ab in dieser feuchten Hitze und wird leicht grantig, wenn nicht alles so fluppt wie gewünscht.
Savannah ist immer wieder eine Reise wert. Ein schnuckeliges Städtchen mit einer holprigen Hafenstraße, einem Schaufelraddampfer und sehr viel Südstaaten-Atmosphäre. In der Innenstadt ein
Karree mit alten Antebellum-Häusern und sehr viel Bäumen mit „irisch Moss", einer Schmarotzer- nanaspflanze. Sieht aus wie ein langer grüner Vorhang. Da es mittlerweile tierisch heiß
ist, zieht es mich weiter in den Süden,nach Brunswick. Übernachtung in einem Microtel. Habe ich oft unterwegs gesehen, aber nie gemietet. Nun stelle ich fest, daß es hier richtig nett,
gepflegt und preiswert ist. Ein schönes Zimmer mit direktem Online-Anschluss - ein Leckerli für mich. Im Wetterbericht nichts als Unwettermeldungen. Hier in dieser namenlosen Abfahrt an
der Interstate ist es bloß heiß, sonst nichts.
96. Tag - 25. Mai - Weiterfahrt Richtung Florida mit Abstecher Okefenokee/Georgia
Nach einer guten Nacht fahre ich jetzt weiter Richtung
Florida und damit Orlando. Ist ja blöd zu glauben, tiefer im Süden wäre es kühler als weiter nördlich. Aber irgendwie ist es wie „nach hause kommen" Aber zunächst steht
der „Okefenokee"- auf dem Plan. Er liegt auf Georgia-Seite und das besondere ist, daß es ein Swamp ist. Ich war schon mal hier und es war schon ein
besonderes Erlebnis, durch einen schweigenden Wald auf einem
Stakenboot durch die Wasserkanäle gerudert zu werden. Heute ist das allerdings alles ganz anders. Ein Bus voller lärmender Rentner platzt in die Stille des
Gebietes. Erst werden wie verrückt Souvenirs gekauft, dann werden alle in ein Motorboot gepfercht und ab geht's in die Natur. Man hört noch lange die Microfon-Stimme des Führers.
Nachdem kurz danach der nächste Bus heranrauschte, habe ich beschlossen, mir eine Bootsfahrt an diesem Tag nicht
anzutun, zumal es auch mindestens Milliarden von Mücken gab. Außerdem ist die Tour sehr teuer geworden ist mit 16 Dollar für ne halbe Stunde. Wer noch nicht
hier war, es ist unbedingt zu empfehlen. Und vielleicht ist an anderen Tagen ja nicht sooo viel los. Ich habe beschlossen, weiterzufahren, da es momentan sehr schwierig ist Zimmer
zu bekommen. Es steht Pfingsten und damit Ferien an. Es ist nicht mehr so weit nach Orlando. Da es noch sehr früh am Tag ist, beschließe ich die Tour bis Orlando bzw.
Kissimee durchzuziehen. In Kissimee - mittlerweile fast ein Vorort von Orlando gibt es ein Hotel, das von Deutschen geführt wird. Und ich will mal wieder deutsche Sauberkeit geniessen
und Sprache hören. Das auch im Internet angepriesene „Hotel Sevilla" entpuppt sich allerdings als bessere Bruchbude. Der Besitzer ist vielleicht auch schon zu lange in den Staaten um
sich noch an deutsche Tugenden zu erinnern. Und es wirkt auch nicht gerade einladend, wenn er verkündet, bei ihm verkehrten viele junge Leute, die dann mächtig saufen würden die Nacht
durch. Ich habe verzichtet und lieber weitergesucht. In der Nähe, in einem Econo Lodge Hotel werde ich dann fündig. Trotz der anstehenden Ferien und der deshalb überzogenen hohen Preise
finde ich für 3 Tage und 117 Dollar eine Bleibe. Ein Standard-Zimmer, sauber und ungemütlich, aber ok. Ich werde weitersuchen.
97. Tag -26. Mai - Tag 97 Kissimee und Orlando
Die Nacht war gut, nur die Klimaanlage macht einen höllischen Lärm. Das Frühstück
des Motels beschränkt sich auf einen Kaffee und ich beschließe, mal wieder richtig zu frühstücken. Für 12,50 Dollar plus 2 Dollar Trinkgeld für 2 Personen haben wir uns an
einem sehr gut bestückten Büffet mal wieder richtig satt gegessen. Dann ging die Fahrt weiter zurück nach Orlando. Hier ist es so heiß, daß tatsächlich die Frage auftaucht, warum
nicht lieber die Tornados im Norden in Kauf genommen wurden, anstatt hier gebruzzelt zu werden. Aber nun bin ich hier und nun muß erst mal eine vernünftige Unterkunft gefunden
werden. Dies ist sehr schwierig. Ein „Microtel" ist ausgebucht und in das „Days Inn" vom Anfang dieser Reise stand nicht wirklich zur Diskussion. Im Übrigen: die Benzinpreise sind
in diesen guten 3 Monaten um 40!! Cent teurer geworden. Durch Zufall fand ich im Vorbeifahren ein Ex-Fairfield-Hotel das jetzt zu Super 8 gehörte. Da Fairfield ein paar Klassen höher
ist als Super 8 bin ich hin um nachzufragen, was Sache ist. Für 44,99 Dollar plus Tax konnte ich dort unterkommen. Nun war das Problem wenigstens
gelöst und ich hatte im Hinterkopf, da evtl. zu bleiben bis zum Heimflug. 35 Grad als Standard-Außentemperatur sind mörderisch und ich habe den Rest des Tages damit
verbracht, Einkaufsbummel in kühlen Malls, bzw. in kühlen Kneipen zu absolvieren. Am Nachmittag war ichin unserem Pool. Das Wasser war locker Badewannen-Temperatur, aber immer noch
angenehmer als außerhalb.
98. Tag -27.Mai - Kissimee und Orlando
Hatte heute Nacht mein Erfolgerlebnis: nachdem es unmöglich war ohne Klimaanlage
zu schlafen und dieses Ding erbarmungslos rappelte, habe ich irgendwann in der Nacht mal heftig dagegengetreten - und siehe da, es war sofort absolut ruhig. Hätte ich bloß malfrüher
hingesehen, dann wäre mir aufgefallen, daß der Kasten um das Gerät nicht richtig saß und deshalb so entsetzlich laut knirschte. Nun passte wieder alles und ich habe endlich mal ruhig
geschlafen. Auch der heutige Tag war ausgefüllt mit Einkaufstouren quer durch Kissimee. Dort gibt es 2 Trödelmärkte - natürlich in Hallen und selbstverständlich klimagekühlt.
Ein Platz zum Aushalten. Viel gekauft habe ich dort nicht, denn ich hatte eh schon Platzprobleme in den Reise-Taschen. Geplant war und ist, daß noch „Seaworld" besucht wird, da die Tour
in San Antonio ja nicht gemacht wurde. Ich denke momentan eher, das wird aber dieses Mal nichts. Zu heiß. Gott sei Dank - welch ein Witz - trudeln auch hier die
nachmittäglichen Gewitter der Sommermonate ab Juli endlich ein. Dann schüttet es wie Teufel, die Luftfeuchtigkeit steigt sofort auf fast 100% und eine halbe Stunde später ist alles
vorbei-nur die feuchte Hitze bleibt. Schön sind nur die mächtigen Gewitter und vor allem die Blitze, die meist waagrecht über den Himmel zischen. Ehrlich gesagt - ich will heim. Der
Abend war dann wieder nett. Es gibt hier sooo viele nette Kneipen mit Abwechslung für die Augen - für
den Magen weniger. Es gibt immer noch Caesar-Salad und Chemiebier. Aber am Abend fällt einem dann wieder viel Tolles ein, was man unternehmen
könnte.
99. Tag -28.Mai - Orlando und nichts als Nichtstun - zu heiß
Heute wird umgezogen. Genug von Kissimee, genug vom Pool,
genug von all den Kneipen und Malls und sonstigen Sehenswürdigkeiten. Ein leckeres Frühstück bei „ Golden Coral" steht an für 12,50 Dollar plus 2 Dollar Tip. Danach Fahrt zum neuen
Hotel. Erwartungsvoll komme ich an und der erste Eindruck ist auch richtig prima und zufriedenstellend. Zumal ich die Aufmerksamkeit des Chef persönlich genieße. Danach wars das dann
erst mal. Das Zimmer war eher Hundehütte als Zimmer, feucht, das einzige kleine Fenster bis oben hin
mit Feuchtigkeit beschlagen und ein muffeliger, schlimmer Geruch im Raum. Der Chef quartierte mich dann um in den 3. Stock. Das Zimmer roch ebenfalls muffelig und ungelüftet,
das Fenster ließ sich aber einen Spalt öffnen und das Zimmer selbst war groß, hell und ein bisschen freundlicher. Leider ging das Zimmer zur Hauptstraße hinaus und damit war es
sehr laut. Nein, so hatte ich mir die letzten Erholungstage hier nicht vorgestellt - dann lieber wieder auf Suche nach einer Alternative. Ich war mittlerweile schon so weit, lieber
wieder
zurück in den Norden zu fahren - Tornados hin oder her. Immerhin hatten ich noch knapp 14 Tage zur Verfügung. Und geträumt hatte ich während mancher Stress-Tage unterwegs von richtigem
URLAUB am Pool und absolutem Nichtstun. Während dessen richtig braun zu werden, alles geistig gut wegzupacken und nur noch wenig zu unternehmen, das aber richtig.
Und nun war ich so frustriert, daß ich am liebsten in den nächsten Flieger gestiegen wäre um heimzufliegen. Ging leider nicht. Also bin ich erst mal mit diesem Zimmer zufrieden und es ist
Zeit in den Pool zu gehen, draußen sind es wieder über 35 Grad. Einen klein wenig Aufmunterung gab es dann doch
noch im Pool - speziell für mich natürlich schrieb ein Düsenjäger „Liebesworte" an den Himmel „God loves you". Das war auch fliegerische Meisterleistung. Zumal der Pilot auch noch so
schnell sein musste, daß die Wörter nicht schon vom Wind zerfleddert wurden, bevor er fertig war. Mir gefiel es jedenfalls und der Tag ging dann doch noch positiv zu Ende.
100. Tag -29. Mai - Orlando
Nach einem erstaunlich guten Schlaf erwartete mich ein wundervolles Frühstück. Also hier fehlte
nun wirklich nichts - vielleicht die Eier, aber die vermisste hier niemand. Heute ist der 100. Tag dieser Reise und ich bin wild entschlossen, es heute nicht trübsinnig
schwitzend, sondern wohlgelaunt mit sonnigem Gemüt angehen zu lassen. Heute habe ich mir das neue Motel 6 angesehen. Es liegt in einer Seitenstraße direkt am I-Drive. Und obwohl auf
der Rückseite des Hauses die Schnellstraße vorbeiläuft, hört man nichts. Dieses Motel 6 ist im neuen Hotel-Stil gebaut. Ein Gespräch mit dem Manager und der Androhung 10 Tage
bleiben zu wollen, bewirkten Wunder - trotz Ferien, Wochenende und anstehendem Feiertag - ich sollte 400 Dollar zahlen - im voraus und cash. Entspricht 40 Dollar incl.Tax. Das war
mehr als ok. Zumal das Hotel neu ist und normalerweise der Zimmerpreis eher bei 60 Dollar liegt.
Die Zimmer sind ebenfalls in Ordnung und ein Internet-Anschluß liegt auch direkt im Zimmer. Das Zimmer liegt im 2. Stock mit Blick auf den weiter entfernten
Pool des Hilton Hotels. Ich lebe wieder auf. Noch eine Nacht im Super 8 und dann wird umgezogen und ich bin hochzufrieden und auf´s neue unternehmungslustig. Was gebe ich heute auf
meinen Frust der letzten Tage. Kaum zu glauben, nach 53 verschiedenen Motels wirft einen so ein Umzugs-
Theater doch tatsächlich aus der Gute-Laune-Bahn. Dabei sollte ich es doch besser wissen. Der Nachmittag im alten Super8 Motel stand wieder im Zeichen von
tierischer Hitze und 2 Stunden im Pool. Der Rest des Tages läpperte sich so zusammen. Es ist einfach zu heiß um irgend etwas zu tun. Und einen Kneipen- Trip zu machen liegt heute auch
nicht in meinem Interesse. Also Faulenzen. Leider gab es im TV nichts Gescheites. Und das letzte Bier mußte eben dran glauben um mir den Rest für den Tag zu geben.
101.Tag -30. Mai - Orlando
Nach einem weiteren hervorragenden Frühstück im Super 8 packte ich meine sieben Sachen und fuhr
rüber zum Motel 6. Da es mittlerweile Mittag geworden war, wurde es wettermäßig wieder so unerträglich, daß ich sofort in den Pool ging. Einerseits um endlich den letzten Bräuneschlag
zu tanken, andererseits, weil mir sämtliche Malls, Einkaufszentren und Kneipen in Orlando zum Halse raushingen und es einfach zu heiß ist, etwas zu unternehmen. Permanent war der
„Weather-Channel" an, der mir erbarmungslos verkündete, daß es auch
am nächsten Tag zwischen 35 und 40 Grad heiß sein würde. Fast neidisch sah ich im Internet die doch angenehmen Temperaturen von 27 Grad in Deutschland. Wie
schön. Im Nachhinein betrachtet, wäre es wirklich besser gewesen, noch eine Weile im Norden zu bleiben. Da gab es zwar nach wie vor jede Menge Tornados. Aber nur einer hatte wirklichen
Schaden angerichtet. Aber irgendwie war ich der irrigen aber festen Meinung, hier in Orlando wäre es auch nicht mehr als 27 Grad. Obwohl ich es eigentlich besser wusste. Also war es wie
jeden Tag: früh aufstehen, in die City fahren, einkaufen oder auch nicht und spätestens um 12 Uhr wieder im Hotel sein. Dann noch 2 Stunden im Pool stehen - mit Mütze auf - und dann war
es das. Nachvollziehbar, daß ich jeden Tag ein Kreuzchen mehr im Kalender machte und die Resttage an den Fingern zählte, bis mein Nach-Hause-Flieger landete? Ich weiß, der eine
oder
andere wird denken, die spinnt: anstatt diese Tage zu genießen, quengelt sie rum und will heim. Aber waren SIE schon mal so lange auf Tour bei dieser
Hitze?
102.-111.Tag -1. Juni bis 9. Juni - Orlando und der Heimflug nach Deutschland
In diesen Tagen gab es nichts wirklich Spannendes
mehr - außer einem Trip Richtung Osten zur Cocoa-Beach an der Küste. Der Nachteil von Orlando ist, dass es hier außer Pool´s und „Wet´n´Wild" nicht Wassermäßiges gibt. Ich wollte
deshalb endlich mal wieder echtes Wasser sehen und mir den Seewind um die Nase wehen lassen. Kurz vor der Abfahrt zur Cocoa-Beachsah ich ein Casino-Schiff im Hafenbecken liegen. Da mir noch
ein paar Quarter-Münzen
in meiner Sammlung fehlten, dachte ich, daß es eine gute Idee wäre, dort im
Casino noch ein paar Münzen zu holen. Unerwarteterweise lief das dann ein bisschen anders als ich dachte. Ich wurde kostenlos auf das Schiff eingeladen, durfte
kostenlos frühstücken und dann fuhr das Schiff los! Erst außerhalb der 3-Meilen-Zone darf gezockt werden! Nun ja, so habe ich eine beruhigende, sonnige und leicht windig-angenehme
Tagesfahrt aufs Meer gemacht, rechts vor mir die Bahamas und hinter mir Cocoa-Beach fast in Sichtweite. Es war entspannend auf Deck zu sitzen in wirklich frischer Luft, den zahllosen
Rentnern beim Zocken zuzusehen und tatsächlich 2 gesuchte Quarter zu ergattern. Auf der Rückfahrt in den Hafen am späten Nachmittag gab es Live-Musik und es hat richtig Spaß gemacht,
den betagtenLeutchen beim flotten Rock´nRoll zuzusehen. Am selben Abend fegte unerwartet ein Tornado
ganz in unserer Nähe in Orlando durch einen Wohnmobilpark. Hunderte von Menschen verloren in Sekunden Hab und Gut. In den USA ist so ein Wohnmobilpark häufig
ein Wohnviertel der Amis,quasi als Alternative zu Wohnblöcken in der City. Der Flug heim nach Deutschland war fast problemlos und in Deutschland regnete es erwartungsgemäß.
Mein Fazit: Ich habe mehr über Land und vor allem Leute gelernt als ich erwartet habe und vielleicht auch gar nicht wissen wollte. Es
hat mich manchmal bedrückt und stellenweise wütend gemacht, daß hier nicht das gelobte Land ist, an das ich geglaubt habe und das man sonst so gerne mit Touristenaugen sieht. Und
trotzdem fehlten mir dann stellenweise auch die Worte über dieses Land der Superlative in mehr als einem Bereich. Ich weiß jetzt aber auch ganz sicher: Ich werde NIE nach USA gehen, um
dort alt zu werden. Aber ich werde IMMER WIEDER und so oft wie möglich nach USA fliegen, um dort Urlaub zu erleben. Das Land selbst ist traumhaft schön und das entschädigt für viele
Dinge im Land, die für mich persönlich nicht „rund" waren.
@ 2004 copyright Dagmar Rettig