USA 2004 - 21.-30 -Tag - 11.3.-20.3.2004 |
21.Tag -11. März - New Orleans und Umgebung
Wieder erwartete mich ein wolkenloser Tag. Heute wollte ich am
Missisippi bis runter zur Mündung fahren. Ich dachte, das müsse wohl toll sein. Aber das war es nicht, und ich habe nach kurzer Zeit die Tour abgebrochen. Vom Mississippi sah man überhaupt
nichts. Stattdessen Army-Gelände und Industrie und das wars - auch wenn die Strasse „ Belle Chasse" - hieß. Da ein recht hoher Damm den Fluss begrenzte, war mir die Zeit zu schade, vielleicht
doch ein „Aha-Erlebnis" zu finden. Stattdessen bin ich eine Ecke weiter in den „ Jean-Lafitte-Naturpark" gefahren. Schön war, dass es sehr viele Trails - sprich Wanderwege - in doch
recht unberührter Natur gab und wenig touristische Marktschreierei bzgl. Swamp-Touren etc... Anders war, dass der Wald voll mit kniehohen Fächerpalmen war und an anderen Stellen alles
gelb blühend leuchtete. Das
wars und ich fuhr zurück ins French-Quarter von New Orleans. New Orleans ist meine Traumstadt. Ich liebe die Atmosphäre, das menschliche Multikulti-
Gemisch auf den Straßen, die gelassene und heitere Stimmung. Natürlich gibt es auch hier eine „ Canal-Street", wo das Leben tobt - aber 10 Schritte weiter ist man bereits im
French Quarter, und da gehen die Uhren dann wieder anders. New Orleans ist natürlich auch eine Business-Stadt, aber irgendwie ist es nicht so wie anderswo - alles gemächlicher. Für mich
persönlich liegt das besondere Flair dieser Stadt im French Quarter. Meine unverbindliche Empfehlung: Bummeln Sie mal ganz geruhsam durch die Nebenstraßen, und bewundern Sie die
wunderschönen Häuser und Balkone. Oder lauschen
Sie den Saxophon-Klängen in irgendeinem Lokal, Hinterhof oder direkt life auf der Straße. Schauen Sie sich um, mit wie viel Liebe dort alles gepflegt, gepinselt und gemauert wird. Oder
gehen Sie zur „Decatur-Street" und setzen Sie sich in eines der großen Straßencafe´s. Wenn es Ihnen lieber ist, nicht weit entfernt, gibt es ein Hardrock-Cafe und dem gegenüber - fast
unscheinbar - eine kleine Brewery. Dort sitzen Sie an blankgescheuerten Tischen, hören
eine tolle Jazz-Kapelle und sehen durch lange Kupferrohre Ihr Bier direkt ins Glas laufen. Die Bourbon Street - die „Hauptstrasse" lebt erst richtig auf, wenn es draußen dunkel
wird. Hier ist Kneipe an Kneipe, Restaurant an Snackbude und Souvenirladen an Hotel. Gehen Sie ruhig mal rein in die kleinen und weniger lautstarken Kneipen - und wenn Sie Glück
haben, finden Sie eine Kneipe, in der noch echte Cajun-Musik gemacht wird. Kleine Bühne, 2-3
Mann, Fiedel, Waschbrett und der Bass mit Kordel und Sandeimer als Resonanzboden - DAS BESTE für mich. Die älteste und beste Jazz-Kneipe sieht tagsüber mächtig gammelig aus, aber wenn
abends dort geöffnet wird, geht´s rund. Jazz vom Feinsten. Und Sie werden unwillkürlich mitswingen und mitsummen - verspreche ich Ihnen. Und nichts macht mehr Spaß als oben auf den
Balkonen von Restaurants zu sitzen und den Leuten unten auf der
Straße zuzusehen. Oft sind Straßenmusiker von irgendwoher gekommen, dann wird ein Stück Straße abgesperrt, und die Jungs machen Musik. Und kaum zu glauben: hier wird Bier auf der Straße
getrunken - sonst undenkbar in Amerika! Ebenso empfehlenswert aus meiner Sicht: eine Stadtrundfahrt. Allein die Friedhöfe mitten in der Stadt sind eine Tour wert. Alt und groß, gemauert
und in Marmor und immer in „Grab- Häuser-Form". Dies ist kurios entstanden. Da früher während der Regenzeit der Mississippi über die Ufer getreten ist und alles mächtig überschwemmt
hat, hat man die Toten in diesen hohen Grabhäusern in der Mitte eingemauert, damit sie einerseits nicht überflutet und andererseits in der Hitzezeit nicht von der Sonne verbrutzelt
wurden. Erlebenswert ist auch eine Tour mit den Schaufelrad-Dampfern über den Mississippi. Es ist einfach ein Gefühl wie „ vom Winde verweht", und die Musik der bordeigenen Kapelle tut
ihr übriges. Dazu ein Besuch in den alten Stadtvierteln der „besseren Leute" wie z.B. der „Garden-District".Und natürlich ist auch das Aquarium ein Abenteuer. Es gibt nur 2-3 andere in ganz
Amerika, die meiner Meinung nach qualitätsmäßig mithalten können. Wer sich also dafür interessiert, es kostet dieses Jahr 16 Dollar, und einen Gutschein über 2 Dollar Rabatt gibt es
auch im Hotel. Vielleicht noch was zur Küche: da hier alles „ französisch-lastig" ist aus alten Zeiten, wird natürlich diese Tradition nicht nur in französischen Bezeichnungen, sondern
auch in der Küche gepflegt. Cajun- Küche ist die Spezialität vor Ort. Ich könnte viel dazu schreiben, aber darüber gibt es fachliche Bücher. Nur soviel: dieser Stil ist „spicy". Eine
weitere Spezialität ist „ Po-Boy". Bevor ich wusste, was es war, dachte ich alles Mögliche: aber es ist ganz harmlos und eher amerikanischen Ursprungs! Es handelt sich um ein ca. 1 Meter langes
Baguette, das längst aufgeschnitten und so voll geklatscht wird mit Salatblättern, Wurstscheiben, Käse und Soße, dass alles seitlich wieder rausquatscht. Der Po (or)-Boy, der dieses
Baguette-Gummigeier-Gebilde dann essen muß, ist wirklich ein „armer Kerl".
22.Tag - 12. März - Ruhetag
Heute ist Ruhetag angesagt. Irgendwie müssen alle Erlebnisse im Kopf erst mal
wieder sortiert und verarbeitet werden. Auch wenn es Tage gibt, an denen 3 Stunden „Action" ist und der Rest des Tages verbummelt wird, es bleiben doch immer viele Erlebnisse
hängen. Der Tag begann um 6:12 Uhr - nicht wie geplant bis 7.30 Uhr schlafen. Der Nachbar hat schon mal seinen Wagen warmlaufen lassen. Fluchend bin ich dann auch gegen 7:00 Uhr
aus den Federn gekrochen. Nach einem kleinen Frühstück habe ich dann erst mal überfällige Postkarten geschrieben. Natürlich hatte ich nicht genügend Briefmarken. Aber ich
wusste, einen Straßenzug weiter gab es eine Post. Dorthin bin ich dann zu Fuß! gegangen. War ein Fehler - die Lady hatte nämlich keine Briefmarken. Die gab es 2 Meilen weiter im Ort
Slidell. Also gut, das Auto angeschmissen und da hin gefahren. Angestellt bis ich dran war, ´nen
Anschiß gekriegt, weil 3 Karten falsch frankiert waren, und mit einem Haufen selbstklebender Briefmarken wieder entlassen. Danach wollte ich eigentlich nur zurückfahren, aber
unglücklicherweise lag da ein Supermarkt auf dem Weg, und mich gelüstete es nach frischem Obst - ist momentan sauteuer. Aber der Supermarkt „Albertson" war so was von toll, dass ich in
Ruhe durchgewandert bin. Falls Sie noch nie in einem dieser Supermärkte waren, unsere können Sie da getrost für wegschmeißen. Hier ist alles überdimensioniert. Stellen Sie sich
einfach mal eine Regalreihe 2 Meter hoch und 15 Meter lang nur mit Hundefutter vor, oderstapelweise Fleisch in Riesenpackungen, oder eine Abteilung von 15x15 Metern nur gefüllt mit
reihenweise Chips aller Art. Gigantisch. Daß zumindest hier Milch meist in 5-Liter- Gebinden verkauft wird, brauche ich da schon nicht mehr zu erwähnen. Ich habe mich da bedeckt
gehalten und nur ein paar Kleinigkeiten gekauft. Wie gut, dass ich auf den
Hotelzimmern nicht kochen kann! Der nächste Knaller kam dann an der Kasse. Stolz winkte mich ein junger Verkäufer an eine seiner 4 Kassen - neueste Errungenschaft im Supermarkt:
„Selfcheck". Das bedeutete, ich durfte meine Ware zwecks Preiserfassung selbst auf einen Scanner legen und einscannen,
mein Obst ganz alleine abwiegen und natürlich auch selbst einpacken in große Plastiktüten. Die Bezahlart - ob cash oder scheck - durfte ich auch selbst wählen. Eigentlich eine
gute Idee, so die langen Schlangen an den klassischen Kassen zu verkürzen. Nur dieses System hier funktionierte so blendend, dass der Kassierer- der eigentlich nur noch Kontrolleur
sein sollte, kurz vor dem Nervenzusammenbruch stand und auch mich nur noch loswerden wollte.
Die Kassenaufsicht musste mehrere Belege abzeichnen, weil die Kasse falsch gebucht hatte. Daß die neue Kassenform dauernd jeden ihrer eigenen Fehler mit Klingeln verkündete, wundert da
wohl niemand. Tolle Technik. Ich glaube, die althergebrachten menschlichen Kassierer sind auf Dauer weniger anstrengend. Danach bin ich aber problemlos zum Motel gekommen, habe den Pool
in strahlendem Sonnenschein genossen und richtig gefaulenzt. Der nächste Schreck kam dann gegen 5 Uhr nachmittags:Plötzlich heulte der eingeschaltete Fernseher auf. Flutwarnung!
Draußen strahlend blauer Himmel ohne jedes Wölkchen. Ich war ziemlich irritiert. Dann heulten hier auch noch die Sirenen auf. Nun gut, habe ich halt das wichtigste Gepäck wieder ins
Auto
verstaut. Während meiner schweißtreibenden Beschäftigung kamen meine beiden Nachbarn wieder. Jeder mit einem Boot auf dem Hänger. Jetzt bin ich aber erleichtert. Sollte die große Flut
kommen - ich mache mir keine Sorgen mehr. Vor meinem Zimmer parken zwei Boote! Ich hoffe, dass der Abend jetzt problemlos verläuft - es sind immer noch keine Wolken
zu sehen. Morgen entscheidet sich die weitere Tour am Wetter. Ursprünglich war geplant, über Houma nach Lafayette zu düsen. Houma ist das sog. „ kleine Venedig". Aber sonst ist da
der Hund begraben. Wenn das Wetter hält, würde ich gerne eine Swamp-Tour machen. Regnet es aber wie angekündigt, dann geht's direkt durch bis nach Lake Charles und dann übermorgen
rüber nach Texas. Wie sich das alles anhört.
23. Tag - 13. März - auf dem Weg nach Texas
Wider Erwarten war es auch heute morgen sonnig und warm. Heute habe ich
mir ein ausgiebiges Frühstück vom Buffet bei „ Shoney´s" gegönnt - Eier, Speck, Hash Browns (eine Art Röstis aus Kartoffeln) mit Käse und als Nachtisch Ananas. Dazu leckeren Kaffee, und
der Tag konnte beginnen. Es ist schon eine Überlegung wert, einige der vielen Herrenhäuser - bzw. Plantagen aus der Sklavenzeit zu besichtigen. Die bekannteste davon ist die „Oak
Alley Plantage" - die, die immer im TV in den Serien vorkommt.Die meisten Häuser liegen zwischen New Orleans und Baton Rouge. Ich hätte dafür aber einen ganzen Tag einplanen müssen, und da
der Himmel mittlerweile „zu" war, habe ich mich entschieden, was ganz anderes zu tun: ein Freilichtmuseum aus der Sklavenzeit zu besuchen, samt Herrenhaus. Freilichtmuseen sind hier
selten, und eigentlich hatte ich keine so genaue Vorstellung, wie die Sklaven damals
gelebt, gewohnt und gearbeitet haben. Deshalb erschien mir diese Alternative lohnenswerter. Besucht habe ich: „Rural Life Museum" in Baton Rouge, direkt
an I-10, Abfahrt Essen Lane. Eintritt: 7 Dollar pro Person, und nach meinem Geschmack absolut lohnenswert. Irgendwie kann ich jetzt besser nachvollziehen, wie das damals so war. Da der
Besitz dieses immer noch existierenden Gutsbesitzers namens „ Burdon" auch heute noch riesig ist, halte ich es auch für realistisch, daß es früher so zugegangen ist, wie ich es heute im
„Museum" sah. Auch heute wird da noch gepflanzt, gesät und geerntet, aber wohl unter anderen Bedingungen als damals. Und das Herrenhaus bzw. die 2 Häuser, erschienen mir
eigentlich auch angemessen an der Größe des Besitzes. Unterwegs, während der Weiterfahrt auf der I-10 Richtung Texas, extrem viel Bayou´s , sehr viel Brücken über Seenlandschaften,
in deren Wasser jede Menge große und kleine Zypressen standen.Leider wirkte alles eher düster als freundlich. Das Wetter ist umgeschlagen, zwar immer noch 81 Fahrenheit, aber eben mit
dunklem Wolkenhimmel. Würde mich nicht wundern, wenn es noch mächtig regnen würde. Obwohl Regen - was ist das? Gelandet bin ich in Jennings - einem kleinen Ort ca. 40 Meilen vor der
Grenze nach Texas- mit 5 Tankstellen, zwei Hotels, einem Wal-Mart und einem Casino und natürlich den Einheimischen. Das Hotel, in dem ich heute Nacht meine Träume haben werde, ist
wieder mal
ein Comfort Inn-Hotel. Auch hier, groß, gepflegt, riesige Zimmer mit allem Komfort, und die Nacht für 43,50 Dollar plus Tax. Und das Internet klappt auch. Ich habe so das Gefühl,
dass diese Kette sich zu meiner bevorzugten Übernachtungsstätte entwickelt. Days Inn ist zwar überall zu finden, aber die Qualität ist sehr, sehr unterschiedlich. Morgen werde ich
in Texas einlaufen. Dort, in der Nähe vom Space Center, habe ich schon mal gut übernachtet in einem Best Western. Wir werden sehen.
24.Tag - 14. März - Houston in Texas
Welch ein Regentag. Es schüttet aus Eimern. Ich versuche es trotzdem positiv zu
sehen: so brauche ich das Auto nicht zu waschen, das es eigentlich mal nötig hätte, gewaschen zu werden. Die Nacht war kurz und mit wenig Schlaf gesegnet. Am sehr späten Abend
rissen mich Trommelwirbel und Trompetenstöße aus meinem Schlaf. Ich dachte erst an einen Alptraum, bis ich realisierte, dass der Krach von draußen kam. Drei Busse, mit
vorwiegend
jungen Leuten, in Uniform gekleidet, probten schon mal für den heutigen Umzug zum St. Patricks-Day. Und es störte die Jungs überhaupt nicht, dass eine Menge Proteste von allen Seiten
kam. Als dann so eine Hotel-Security endlich Ruhe schaffte, gingen die Übungen weiter - halt im Zimmer.Ich war auch mal jung, auch wenn ich keine Trompete gespielt habe. Die Fahrt nach
Houston in Texas dauerte wegen des Wetters doch länger als gedacht.
Faszinierend fand ich es trotzdem, wie es hier regnete: der Himmel wurde pechschwarz, kaum ein Tropfen fiel, und 10 Meter weiter schüttete es dann so furchtbar, dass man nichts
mehr sah. Er blitzte und donnerte und wieder Stille, kaum Regen, und der nächste Guss kam. Jetzt kann ich endlich mitreden, wenn es um „Wetter" geht. Hatte vorher noch nie so ein
Wetter. Die Übernachtungsmöglichkeit gestaltete sich unerwarteterweise schwierig. Für mich unerwartet ist diese Woche in Texas auch noch „ Spring Break" - Eine Woche Ferien für die
Schüler - und St. Patricks Day. Natürlich sind dann halb Amerika auf den Socken. Coupons funktionierten nicht. Habe dann aber doch eine Bleibe gefunden für 59 Euro plus Tax.
Ein „Quality Inn" vor den Toren der NASA. Schwieriger gestaltete es sich dann aber, was Essbares aufzutreiben. Restaurants gibt es genug, aber auch lange Warteschlangen
davor. Schließlich war Sonntag, und da gehen die Amerikaner auswärts essen. Und mein Hunger war mächtig.Schließlich bin ich spontan bei „Carrabba´s" eingekehrt. Keine Warteschlange
und trotzdem voll. Und ich kann nur sagen - wer gerne hervorragend italienisch essen möchte - das passt! Innen nett gestaltet, flinke Kellner und auch Sitzgelegenheit unmittelbar vor
der Küchenzeile, die offen zelebriert wird. Man kann jeden Handschlag mitverfolgen. Wer das nicht möchte, es gibt auch kleine Tische und überall Service perfekt. Ich habe im
Geiste meine Cash-Kohle zusammengezählt, ob ich mir auch was leisten könnte. Passte auch: das ganze Essen für 2 Personen incl. Getränke und Cappuccino hinterher für 35 Dollar. Da gab
es nix zu meckern. In diesem Falle war auch ein Trinkgeld von 20% absolut berechtigt. Im übrigen - um noch mal auf die sonntäglichen Amerikaner zurückzukommen: Sonntags
macht
man sich fein, das war bis jetzt in allen Staaten so. Und die ganze Familie geht dann essen mit Kind und Kegel. Probleme habe ich allerdings mit den Essensgewohnheiten der
Amerikaner.Irgendwann habe ich darüber mal an einer Bar gesprochen und ein alter Haudegen erzählte mir dann, warum die Amerikaner so grauenvolle Tischmanieren haben. Früher, in
der Wildwest-Zeit, musste jeder damit rechnen, dass einer schießt, und da hat man eben geduckt
über dem Essen gesessen, das Fleisch vorgeschnitten und nur mit der Gabel gegessen. Die linke/rechte Hand bzw. Arm lag immer auf dem Oberschenkel, und man konnte so sofort den Colt
ziehen, falls einer unliebsam wurde.
Habe ich ihm blind geglaubt. Warum die Amis allerdings heute noch so essen, ist mir schleierhaft, oder träumt jeder Mann hier noch davon, er wäre Wyatt Earp? Muß ich mal nachrecherchieren
☺.
Ich habe den restlichen Tag mit Sonntagspost verbracht und gefaulenzt. Morgen steht „Action" an auf der Insel Galveston.
25.Tag - 15. März - Fahrt nach Galveston
Lausiger Tagesbeginn. Habe mich echt verschlafen, und die Putzfrau stand dann
unerwartet früh um 8:30 Uhr schon auf der Matte. Aber Punkt 9:00 Uhr war ich am Frühstückstisch, in der Hoffnung auf ein tolles Frühstück. Pustekuchen. Ab 9:00 gab es nichts mehr, nicht
mal Kaffee. So unfreundliche Wirts-Leute habe ich bisher noch nicht erlebt. Aber was soll´s. „Cracker Barrel" war angesagt. Für mich eines der besten und preiswerten
Frühstücks-
Restaurants nach „Muttern-Art". Hier kann man 24 Stunden lang frühstücken und es schmeckt super. War dann auch so, und ich habe den Tag wieder fröhlich betrachtet. Die Fahrt ging weiter
nach Galveston. Eigentlich eine reine Beach-Ecke für die Houstoner. Und so sieht es da dann auch aus. Das Highlight des Tages allerdings ist „Moody Garden" - ein Hotelkomplex mit
zusätzlich drei riesigen Glas-Pyramiden, in denen sich ein Rainforest,ein Aquarium, ein IMAX, eine Discovery für Kinder und ein Thrill-Ride verbargen. Dazu noch ´ne „Paddelwheel" Tour auf
dem Wasser und viel, viel Spaß drumrum. Zu finden auch im Internet mit ausführlicher Beschreibung. Wie Sie wissen, bin ich „naturlastig", und es war mir ein besonderes Vergnügen,
die Attraktionen innerhalb der Pyramiden zu besuchen. Ein Tages-Pass kostet 31 Dollar abzüglich 2 Dollar-pro-Person-Gutschein, und ist absolut sein Geld wert. Wenn Kinder
mitreisen, ist es meiner Meinung nach Spitze, weil gerade dafür dort sehr viel getan wird. Allein das Discovery - Haus ist sein Geld für Kinder wert. Selbst Golf spielen wird den Kids
dort beigebracht. Der „Thrill-Ride" simulierte einen Unterwasser- Trip. Sie sitzen auf diesen Stühlen, die ihr Eigenleben haben und vor Ihnen auf der Leinwand geht die Post ab und Sie
mittendrin.
Wenn jemand keine Zeit hat, die Naturparks in Florida zu besuchen - kein Problem, die „Rainforest"- Pyramide bringt hier die subtropischen Zonen von Amerika, aber auch Asien und Afrika,
auf einen Nenner. Ganz besonders gelungen ist das Aquarium nebenan in der größten Pyramide. Auf 2 Levels auf und unter der Erde sind die verschiedenen Länder-Zonen dargestellt,
also Tiere aus z.B. der Südsee oder der Arktis. Dazu eine riesige Unterwasser-
Welt als Glaskuppel, in der man durchspaziert - über einem die Welt der Fische. Gibt es auch bei uns in Europa, aber nicht so groß. Toll gemacht. Im IMAX - für den Fall, das das
einer nicht kennt - ist ein riesiges Kino mit einer nahezu 180-Grad großen Leinwand. Vorwiegend Filme aus der Natur werden hier immer mit 3D-Effekt rübergebracht. Diese Kinos gibt
es auch schon bei uns. Heute gab es: „die Korallenwelt vor Australien" in 3D. Auch hier -Spitze! Nachdem meine Füße langsam Blasen schlugen, und das Wetter drückend wurde, habe ich mir
die Schaufelrad-Dampferfahrt gespart. Gerne hätte ich indiesem dazugehörigen Hotel übernachtet, denn es wäre toll gewesen, am späten Abend noch mal alles in Ruhe zu besuchen, aber
leider sind ja Ferien und damit - Null Chance! Eigentlich hatte ich auch genug, und da es mittlerweile fast 16 Uhr war, hing mir natürlich auch der Magen durch. Ich wollte aber weder in
der Anlage noch in einem der vielen Strandrestaurants meinen Hunger stillen. Also machte ich mich auf den Heimweg zum Hotel. Von Houston ist Galveston fast 50 Meilen entfernt, da ich
aber in Webster nächtige, waren es nur 20 Meilen. Und unterwegs traf ich: eine mir neue Restaurantkette namens CiCi´s Pizza.
Dort gab es ein Pizza-Büffet mit mind. 10 verschiedenen Pizzen, ein Salatbüffet, aber auch Makkaronismit verschiedenen Soßen, bzw. auch noch Nachtisch. Dazu eine Auswahl von Softdrinks. Das ganze
pro Nase für schlappe 6 Dollar.
Mir fehlte nach dem üppigen Mahl nur der passende Verdauungsschnaps a la Fernet Branca oder so. Somit sitze ich jetzt hier und schreibe diese Zeilen. Eigentlich steht für morgen
Weiterfahrt nach Corpus Christi an. Aber vielleicht wird es auch erst San Antonio. Ich halte Sie natürlich auf dem Laufenden.
26.Tag - 16. März - auf dem Weg nach San Antonio
Nachdem mich heute morgen gegen halbsieben ein zweibeiniges
amerikanisches Trampeltier über meinem Haupte, eine Etage höher, jäh aus meinen Träumen riss, ist der Tag für den Müll. Draußen war es zugenebelt wie sonst in Europa und absolut kein
Wetter zum ufstehen. Als ich mich dann gegen halbacht doch aus dem Bett quälte, schien die Sonne vom blitzblanken Himmel. Sollte es doch noch toll werden? Also schnell die
morgendliche
Toilette gemacht, Eiswürfelchen für den Cooler besorgen wollen - zu spät, das Trampeltier hatte sich schon an 2(!) Eismaschinen alles zusammengeklaubt für
seinen Riesen-Cooler, und da war halt nix mehr. OK, dann halt Kaffee und ein leckeres Bütterchen. Kaffee in der Lobby war fast alle, und der Rest ungenießbar und frischer war noch nicht
fertig, da auch gerade personeller Schichtwechsel war. Dazu noch unausgeschlafene andere Gäste, die ebenso
ungeduldig auf Kaffee und das Shuttle zum Flughafen warteten. Na, dann eben nicht. Ich habe meinen eigenen Orangensaft hervorgezaubert und mir auch mein eigenes
Bütterchen fabriziert. Dann ging es los Richtung San Antonio.
Falls Sie sich wundern, dass ich nicht zum Space Center gefahren bin - das habe ich schon mal besichtigt und einmal reicht mir. Cape Canaveral ist aus meiner
Sicht um Klassen besser. Hier in Houston fährt man zwar auch mit ´nem Shuttle übers Gelände, aber da steht ja so gut wie nix. Man besichtigt zwar eine Rakete in einer Halle - war
jedenfalls bei meinem letzten Besuch so - aber es ist trotzdem kein Vergleich zu Canaveral. Schön gemacht ist die große Eingangs-Halle, dort wird in mehreren Themenkreisen die
Geschichte der bemannten Raumfahrt aufgearbeitet. Was anderes aber noch bei dieser Gelegenheit: die I-10 ist stellenweise in einem miserablen Zustand. Kurz vor New Orleans mit so tiefen
Querwellen, dass das Auto nur noch so in die
Knie geht - die Stoßdämpfer lassen grüßen, dazu weit über New Orleans hinaus Loch an Loch. Kurz vor dem Ende Lousiana´s das gleiche Trauerspiel und auch hier in
Texas . Wie ich schon sagte, der Tag wurde Müll - irgendwas beim Frühstück habe ich nicht vertragen. Vielleicht war der Schinken nicht mehr gut - ich weiß es nicht. Aber heute
lasse ich Essen ausfallen und rette mich mit Tee über den Abend. Hoffentlich bin ich morgen wieder o. k. drauf. Die Fahrt hierher war langweilig und einschläfernd, und mich graust es
schon davor, knapp 600 Meilen bis New Mexiko noch vor mir zu haben. Das Motel6-Hotel ist zur Abwechslung mal richtig o.k. Nebenan wird gewerkelt, gestrichen und geputzt. Sechs Zimmer
werden gerade generalüberholt, und das ist erfreulich.
Zum Hotel „ Motel 6" wollte ich noch was sagen: Da ja Ferien-Woche in Texas ist, gelten keine Coupons. Die erste Nacht in Houston war ich ja teuer
untergekommen. Aber da ich ja ein kleines "Cleverle" bin, habe ich den PC angeschmissen und per Internet das Nachbarhotel - auch ein Motel 6 -gebucht. Ging problemlos, brachte trotz
Ferien mehr als 10% Internet- Bucher-Rabatt.
So kam ich dann wieder bei 46 Dollar raus und nicht bei 55 Dollar. Und da
das ja so gut geklappt hat, habe ich die ganze Prozedur auch für San Antonio durchgezogen. Ebenfalls problemlos und mit Rabatt.
Hier zahle ich nun 36,99 plus Tax pro Nacht. Allerdings möchte ich auch klar sagen, Motel 6 ist nicht meine bevorzugte Wahl. Aber es hat keine erhöhten Preise zum Wochenende, es ist
absolut sauber, aber auch spartanisch eingerichtetund meiner Meinung nach nur für 1 Durchgangsnacht, max. 2 Nächte geeignet. Ein bisschen Komfort will „frau" ja schon haben!
27.Tag - 17. März - in San Antonio
Chaotisch schön fing der Tag an. Fleißige Mexikaner, die wieder an den neuen Zimmern werkelten -
aber auch schon am frühen Morgen -sprich mitten in der Nacht und ein Magen/Darm, der mir immer noch nicht wohl gesonnen ist und mich die ganze Nacht auf Trab gehalten hat. Also kein
Frühstück, stattdessen vom Supermarkt Knäckebrot und Mineralwasser und ein paar Trauben. Soll ja alles lecker sein. Danach die Fahrt nach San Antonio Downtown. Am Alamo-Denkmal eine
riesige Menschenschlange. Patriotismus ist momentan wohl in. Die „obere" Altstadt nett, von Hotels aller Kategorien zugepflastert, nett hergerichtet, aber nicht der Brüller für mich.
Ganz anderes dagegen der Riverwalk eine Etage tiefer. Das war vom Feinsten. Das Niveau der „unteren"
Altstadt liegt ca. 5 Meter tiefer, dahinter sind die Hochhäuser angebaut und davor ein kleiner Fluss. Auf dem fahren wie in Amsterdam kleine Boote rum, und den
Gästen wird ausführlich die Geschichte und Entstehung erzählt. Hätte ich gerne mitgemacht, aber ich traute meinem eigenen Hinterteil noch nicht so ganz. Aber „Imodium" ist ja auch dafür
ein Problemlöser. Das schönste allerdings waren die unzähligen Kneipen rechts und links des Rivers, liebevoll
präsentiert mit allen Küchen-Koch-Arten, die wir so kennen. Dazwischen immer wieder Blumenrabatte, Anlegestege, schöne Treppen oder Brückenübergänge und
natürlich alle Tische und Stühle der jeweiligen Kneipen bis dicht ans Wasser gestellt. Das alles im strahlenden Sonnenschein - klasse. Gegen Mittag herrschte ein reges Kommen, und alle
Tische der nicht wenigen Lokale, waren
plötzlich besetzt. Ein bisschen Hunger plagte mich schon, und ich überlegte, ob vielleicht ein Salat verträglich wäre. Leider war es unmöglich, einen Platz zu
ergattern. Mit Enttäuschung ging ich wieder zum Ausgangspunkt zurück - 5 Meter höher und einem Parkhaus mitten in der Altstadt mit erschwinglichen Parkgebühren. Die Privatvermieter
haben nicht mit der Wimper gezuckt,
mal eben 10 Dollar abzuzocken. Im Parkhaus kostete es in der Spitze für den Tag 6 Dollar. Kurz vor meinem Parkhaus war ein Lokal namens „Schilo´s", und ich
dachte natürlich an die „Shilo-Ranch"- schließlich bin ich in Texas. Mitnichten - und ich konnte auch nicht widerstehen, Darm hin oder her - es war ein deutsches Lokal. Schmerzlich
wurde mir da bewusst, wie toll doch als Tagesspezialität Hackbraten mit Kartoffelpüree und grünen Erbsen schmeckt.
Und das für 4.95 Dollar. Es ging mir naturbedingt nicht so gut danach, aber um
nichts hätte ich DIESEN Genuss missen möchten. Ursprünglich hatte ich geplant, in San Antonio ins „Seaworld" zu gehen, als Alternative zu
Orlando. Hier vor Ort stellte sich dann aber heraus, dass der Park eher ein Themenpark ist und nur am Rande Seaworld. Deshalb habe ich - auch wegen des
Eintritt-Preises von 45 Dollar - davon Abstand genommen. Ich werde kurz vor Ende der Reise dann doch noch mal in Orlando mein Glück versuchen.
28.Tag - 18. März - über Bandera nach Kerrville
Heute will ich es aber wissen. Cowboy-Land ist angesagt. Leider
trüber Himmel draußen, aber ich bin voller Tatendrang. Schnell noch einen leckeren Pfefferminztee - man weiß ja nie -, dann gepackt und los geht's. Den ersten Stress hatte ich schon,
als ich versuchte, auf der I- 10 von Ost nach West zu kommen. Man glaubt es kaum, hier ist soviel Platz, aber nein, es müssen 5 Brücken übereinander und ineinander und kreuz und quer
gebaut werden. Ich gebe es zu, heute bin ich mit 70 (!) Mph - ca. 100 km/h- auch wie die Texaner gefahren - von rechts quer rüber nach links und umgekehrt. Langsamer konnte ich nicht
fahren wegender morgendlichen Rush-Hour und da - natürlich - die Bahnen 4-6 spurig sind, kriegte ich stellenweise schon Schwitzefingerchen, wenn ich nicht wusste, ob die I-10 West jetzt
rechts, links oder unten durch abbiegt. Nun ja, auch das ging vorbei und ich freute mich auf Bandera -
dem Ort, der angeblich der Cowboy-Ort schlechthin auf der ganzen Welt ist.
Man kann da mächtig was hineininterpretieren - ich fand: ein paar Bretterbuden, ein paar Holzstege, ein paar Kneipen, ein paar Souvenirläden - das wars dann neben dem üblichen einer
Kleinstadt. OK, dachte ich mir, dann kaufe ich mir wenigstens einen schicken Westernhut. Gesagt - getan. Nun bin ich Besitzerin eines schwarzen, eleganten Damen- Cowboy-Hutes. Die
Weiterfahrt sollte mich durch das riesige Ranchland von Texas bringen, dort wo auch Stadtmenschen auf den so genannten „ Dude-Ranches" cowboyliche Fertigkeiten beigebracht kriegen,
einschließlich Reiten. Ich schaute beim Fahren sehnsüchtig um jede Straßenecke, wartete gespannt auf John Wayne oder wenigstens auf das „weite Land" und Kevin Kostner und zum
Schluss eigentlich nur noch auf einen einfachen Cowboy. Nichts davon sah ich. Aber im Land der Rinder sah ich dann eine Herde Schafe, zwei Herden Ziegen und tatsächlich fünf
Longhorn-Rinder. Ob ich wohl irgendwas falsch verstanden habe?
Gelandet bin ich in Kerrville. Dort hatte ich per Internet bei „Motel 8" mein Zimmer gebucht. Für 49,50 plus Tax habe ich ein schönes Zimmer mit Blick auf den innen liegenden Pool,
und ich kann das Fenster aufmachen. Wird für mich zum Alptraum, dass es so selten Fenster gibt, die man öffnen kann. Ist mir früher nie aufgefallen. Die Rezeptionistin hatte mir gesagt,
wo es das beste Steakhaus gab, und ich war wild entschlossen, die möglicherweise letzte Chance in Texas beim Schopfe zu greifen und mir endlich diese sagenhaft großen, tollen und
leckeren Steaks auch schmecken zu lassen. Das Lokal war Klasse, das Lokalkolorit stimmte, und ich freute mich schon auf ein tolles Essen. Die Karte war riesig. Zuerst die Drinks - na
klar, ein Bierchen zum Steak. Wurde geliefert in einem eiskalten Mini-Cowboy-Stiefel. Gefiel mir, war nur zu klein für meinen Durst. Nachdem mir die Lokal-Chefin ausführlich erzählt
hatte, sie würden nur bestes Fleisch über dem offenen Feuer braten, und ich solle doch bitte überprüfen, ob es auch meinen Wünschen entsprechend gebracht würde, war ich
richtig gespannt auf mein Steak. Ich bevorzuge Sirloin, und das hatte ich mir auch als 12 ozbestellt.
Serviert mit einer Folienkartoffel. Als mein Essen serviert wurde, war ich dann mächtig enttäuscht. Nix übern Teller hängen (und ich hatte schon überlegt, ob ich überhaupt
die Folienkartoffel nehme) - das Teil war nicht größer als bei uns ein plattgehauenes Friko - und so schmeckte es auch, obwohl es eindeutig Fleisch am Stück war. Aber wahrscheinlich
durch diese Maschine gezogen, die aus jedem Stück Fleisch Hackfleisch - ähnliches macht. Ich war froh, dass ich die Kartoffel hatte. Trotzdem, der Laden war brechend voll als ich ging -
war
auch das einzige Steakhaus am Ort. Muss wohl trotzdem eine tolle Küche sein.
29.Tag - 9. März - von Kerrville nach Carlsbad in New Mexiko
What a Day! Fast 400 Meilen gefahren, und mir dann noch die
Carlsbad-Cavern reingezogen und zum Tagesabschluß bei „Chili´s" meinen Absacker genommen.Aber im Einzelnen: heute morgen nach einem guten Super8-Frühstück losgefahren. Das Wetter war
diesig und leichter Fisselregen.
Eine Endlos-Fahrerei stand bevor. Die Landschaft wie gehabt, karg und „Rinder- leer", aber viele Schafe und Ziegenherden. Die Landschaft Karstlandschaft a la Frankreich- Zentralmassiv
-, und der Boden bewachsen mit Spinifex-Gras und Sträuchern und vertrockneten Kleingewächsen -sonst wenig.
Das Bild änderte sich schlagartig zwischen Bakersfield und Fort Stockton. Plötzlich sah die Landschaft aus wie der Boden eines riesigen Kraters, rechterhand tauchten auf den Hügeln
massenweise Windräder auf und davor
Ölpumpen. Es gab auf einmal jede Menge Kakteen, und der Boden wurde leicht sandig. Fort Stockton, als Nachquartier ausgeguckt, fiel voll durchs Raster - so was von Dorf - ätzend.Stattdessen
ging die Fahrt weiter Richtung Carlsbad in New Mexiko. Bis dahin waren es mehr oder weniger weitere 2 langweilige Autofahr-Stunden, nur unterbrochen von aktiven Ölpumpen und einer immer
wüstenhafter werdenden Landschaft. In Carlsbad gingen die Uhren wieder mal anders - 1 Stunde zurück und wir sind jetzt 8 Stunden hinter Deutschland. Momentan ist also
Mountain-Time. Dort habe ich eigentlich ungewollt mal wieder ein Motel 6- Hotel geentert. Drei Hotels drum herum hätten jeweils mindestens 30 Dollar mehr gekostet, und nur für´s
Übernachten war mir
das zu viel. Da es erst nach hiesiger Zeit 1:30 Uhr mittags war, ging die Tour doch noch zur 20 Meilen entfernten Carlsbad-Cavern. Ich war schon mal vor Jahren dort und hatte es
als äußerst interessant in Erinnerung. So war es dann auch. Carlsbad Cavern ist erst mal ein National Park, und man fährt ca. 5
Meilen durch eine wunderschöne, hügelige Landschaft. Erst dann erreicht man die Gebäude um die Höhle oben auf dem Plateau. Von dort oben hat man einen supertollen Blick einerseits über
die Hügellandschaft hinter mir und andererseits über diese so flache Landschaft vor mir, die ich auch noch vor Stunden durchfahren hatte. Der Eintritt in die Höhle kostete für
mich nichts, da ich ja den Golden Eagle-Pass hatte, ansonsten für Erwachsene preiswerte 6 Dollar! Es gibt mehrere Höhlenabschnitte, aber die Haupthöhle „ Big Room" ist halt Standart.
Die Höhle liegt ca. 300 Meter tief und natürlich führt da ein Aufzug runter. Schön ist, dass man ohne Führung die Höhle durchwandern kann. Und auch fotografieren - sonst immer
verboten - war hier möglich. Selbst das Blitzlicht wurde geduldet, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob das erlaubt war. Das brachte natürlich extra gute Aufnahmen. Die ganze Tour
dauerte bei mir gute 2 Stunden. Dann war ich froh, wieder die Sonne wärmend auf meinem Körper zu spüren, obwohl es 20 Grad Celsius unten waren, aber es war feucht. Trotzdem, ich habe
keine Minute bereut und kann die Höhle nur empfehlen.
Solch ein Mammut-Tag muß natürlich besonders gekrönt werden, zumal der Magen mal wieder auf Halbmast hing. Die nächste erreichbare Kneipe war „Chilli´s", und da habe ich mir ein Steak
und 2 Bier gegönnt. Jetzt bin ich kaputt wie Hund. Und es ist mir egal, ob es hier erst 8:00 Uhr ist. Ich werde bestimmt bald wie ein Murmeltier schlafen¼ und da es sowieso keine
AOL-Internet- Verbindung gibt...
30.Tag - 20. März - Fahrt nach White Sands (Alamogordo) bis Las Cruces
Heute geht's weiter nach White Sands. Durch
die Zeitverschiebung war ich doch echt um 6 Uhr wach. Draußen war es schon drückend, und um 7 Uhr herrschte bereits eine Temperatur von 86 F - es versprach ein heißer Tag zu werden.
Frühstück heute wieder Sparflamme. Gegen 8 Uhr Abfahrt Richtung White Sands. Gestern habe ich noch hin und herüberlegt,welche Route dahin am sinnvollsten wäre. „Obenrum" über Artesia oder
„untenrum" über El Paso. Artesia hat gewonnen, weil ich den Paß zwischen White Sands und Las Cruces nicht zweimal fahren wollte. Welch ein Glück. Zuerst begann die Landschaft, wie
sie gestern aufgehört hatte, Steinwüste rechts und links und Kakteen rechts und links. Ein paar stinkende Ölpumpen, ein paar Ziegen und Schafe und sonst nur Hitze. Doch peu a peu
änderte sich die Landschaft. Plötzlich waren da Hügel von der Art, wie man sie immer in Western im Kino sieht, und ich erwartete fast, dass endlich meine Cowboys um die nächste Ecke
bögen. Die Landschaft änderte sich immer mehr. Unmerklich waren die Hügel plötzlich bewachsen mit Bäumen, erst Kiefern und auf einmal waren da Hügel hinter
Hügel mit Tannen, und als da dann plötzlich Schneereste auftauchten, dachte ich, ich spinne. Glaubt doch kein Mensch - vor ´ner Stunde noch drückende Hitze und Kakteen um mich herum und
jetzt eine Landschaft wie im Schwarzwald. Als dann ein Schild auftauchte „ Welcome in Cloudcroft" your Home in Lincoln-Mountains, habe ich erst mal geschluckt, vor allem als ich merkte,
dass ich mittlerweile knapp 3.000 Meter hoch war. Die Straße ging
eigentlich nur sanft bergauf, und über diese Höhe habe ich nie nachgedacht. Nachdem ich, was Höhen angeht, etwas cholerisch reagiere, nachdem ich vor Jahren mal den Pike Peak - 4.321
Meter - in Colorado etwas leichtsinnig „erfahren" habe, wollte ich nur noch eins: runter nach Alamogordo. Schönheit rechts und links ließ mich völlig kalt. Nun ja, auch ich habe meine
Macken.
Die Runterfahrt war dann auch so wie bei uns: Kurve um Kurve mit 6% Gefälle und das zackzack runter - muß ja für die Amis ein Alptraum sein, bei den sonst endlos geraden
Straßen. Alamogordo liegt immer noch auf über 1.000 Meter NN, aber das habe ich versucht zu ignorieren. Alamogordo ist eine Fliegerstadt. Hier in Holomann A.F.B. sind die Eliteflieger
stationiert, und hier wurden auch die Missiles getestest - und werden vermutlich immer noch. Das Fliegergelände liegt neben dem National Park, und da passiert es schon mal, dass keiner
in
den NP rein darf wegen der Übungen. Ist mir bei meinem ersten Besuch vor Jahren auch hier passiert. Der Park selbst ist das absolute Kuriosum: das, was wie weißer Sand aussieht und Dünen vom
Feinsten produziert, ist schlicht und einfach Gips. Er klumpt nicht und selbst wenn es regnet, sieht er immer noch aus wie Sand. Bei meinem ersten Besuch vor vielen Jahren war
alles streng reglementiert. Es wurde vorgeschrieben wie man fährt und wo man halten darf. Dieses Mal traute ich meinen Augen nicht - der Park war am hinteren Ende plötzlich ein
riesiges Picknick- Areal. Überall Klohäuschen und vorgefertigte Grillplätze. Der Gips-Sand war einfach an die Seite gekarrt worden wie Schnee und auch der Boden war weiß. Nur saßen
die Besucher nicht in dicken Winterklamotten sondern mit Sonnenschirm vor oder auf der Düne. So was habe ich mir ausgerechnet hier nie vorstellen können. Und da gestern Sonntag war, war
alles brechend voll und ein Duft von gegrilltem Fleisch hing über dem NP. Trotzdem habe ich noch unberührte Dünen gefunden und meine Fotos machen können. Nach dem Besuch von White Sands
ging es weiter nach „Las Cruces" wo ich auf ein anständiges Hotel hoffte und einen Platz zum Relaxen. Und eine kühle Dusche nach diesem heißen Tag.