Australien/Neuseeland




Ost-AUSTRALIEN und Outback 1985

 

Vorwort:

Schon das erste mal als ich über Australien bewusst etwas gelesen habe, fand ich dieses Land faszinierend. Der Artikel war ein „Anwerbe-Artikel“ für deutsche Bürger, die sich dort eine neue Heimat aufbauen wollten. Unter anderem befasste sich die Landesbeschreibung auch mit der Stadt Alice Springs – dem Mittelpunkt von Australien, dem Ayers Rock und dieser unendlichen Weite und Einsamkeit im Herzen Australiens. Und dass man es gerne sähe, wenn mehr Menschen nach Australien und auch speziell ins „Outback“ kämen. Dazu würde man großzügig Visa erteilen und einen Arbeitsplatz beschaffen.

Ich war damals 18 Jahre alt und ein sehr spontaner Mensch. Ich schrieb also an die Botschaft von Australien und wollte ganz gezielt nach Alice Springs, ins rote Herz von Australien. Was für ein Job mir da geboten würde, war mir eigentlich egal. Und tatsächlich erhielt ich ein paar Wochen später Antwort. Man bot mir eine kostenlose Schiffspassage an mit einem ebenfalls kostenlosen Englischkurs an Bord und einer Arbeits-Stelle in Alice Springs im Krankenhaus. Dazu ein Apartment für das ich nicht bezahlen brauchte und für eine Weile so eine Art „ Überbrückungsgeld“.

Klang ganz super und ich war hellauf begeistert. Ich überlegte schon, was ich alles mitnehmen und wem ich von da schreiben wollte.

Die Sache hatte nur einen Haken: zu meiner Zeit wurde man erst mit 21 Jahren volljährig und die Papiere die ich ausfüllen musste um alles klar zu machen, mussten eben „vom Erziehungsberechtigten“ mit unterschrieben werden. Meine Mutter traf fast der Schlag als ich damit ankam und ein paar Wochen lang herrschte zu Hause Chaos, Tränen, Ärger, Unverständnis, Ausgehverbot und all die anderen Begleiterscheinungen, die dann so fällig werden. Kurz und gut, mein Traum blieb ein Traum. Und das Leben ging weiter. Nur Alice Springs habe ich nie vergessen und ich schwor mir, irgendwann fahre ich da mal hin.

1985 war ganz plötzlich der Wunsch wieder da. Allerdings nicht via Auswanderung sondern einfach als Urlaubsreise. Und wie das Leben so spielt, zu dieser Zeit hampelte ich mit einer verschleppten Lungenentzündung rum und hatte viel Zeit, da ich weder arbeiten, noch das Haus verlassen durfte. Also hatte ich wahnsinnig viel Zeit meinen Traum in Planung zu nehmen. Damals war es allerdings sehr schwer, irgendwelche Unterlagen oder Bücher oder gar Reisebeschreibungen über Australien zu bekommen. Und Internet gab es noch nicht. Von der Botschaft erhielt ich ein Büchlein, in dem auch eine Landkarte war. Von der Fluggesellschaft Quantas erhielt ich als Flugpläne, sog. ABC-Bücher- dicke Wälzer, in denen ich mir die Flüge zusammenstellen konnte. Auto- und Hotel-Buchungsunterlagen besorgte mir ein Reisebüro.

Und so plante ich 4 Wochen lang was man machen könne, was man sehen müsse, welche Fortbewegungsmöglichkeiten man nehmen solle und so weiter. Ein mühsames Unterfangen, aber ich habe es geschafft. Auch das übliche Theater mit der Visumsbeschaffung hatte ich im Griff. Da man wetterbedingt in unseren Sommerferien fahren sollte, dann ist dort am unteren Ende der Welt Winter, fragte ich Anni, ob sie mitfahren wolle. Und so machten wir unsere erste große Abenteuer-Reise nach Australien.

 

Planung:

Ich denke, meine Planung ist längst überholt im Zeitalter von Internet, aber vielleicht macht es dem einen oder anderen Spaß nachzulesen, wie und was da damals so abging. Natürlich haben wir ein bisschen Tagebuch geschrieben, aber viel Erinnerung oder spezielle Empfehlungen wären nach so einer langen Zeit out. Wenn Sie also Lust haben, dann lesen Sie einfach das, was noch an Erinnerungen übrig geblieben sind – oder sich später als Highlights herausstellten. Die Bilder dazu entstanden mit Spiegelreflex-Kameras – wie damals üblich – und auf 36mm-Dia-Filmen. Und damals wie heute stelle ich fest, wenn ich die Fotos aus dieser Zeit betrachte, wie landschaftlich toll dieses Land doch ist.

 

Info über Erlebenswertes:

Auch damals schon konnte man eine Menge Infos über die außergewöhnlichen Dinge dieses Landes nachlesen: zum Beispiel, daß die meisten der weltweit seltensten Tiere in Australien leben. Dazu gehören solche Exoten wie der Wombat, das Schnabeltier, die Kasuare, die Kurzkopfgleitbeutler –welch ein Name – das ist ein kleines süßes Tierchen das von Baum zu Baum springen kann, verschiedene Arten von Känguruhs, Koalas, der Kookaburra –auch lachender Hans genannt, der eigentlich der größte Eisvogel der Welt ist, Tausende von weißen und schwarzen Kakadus – sind dort in Mengen wie hier die Spatzen, und immer in Gruppen anzutreffen, Tausende von grünen Wellensittichen in freier Natur, der Kea, der ne besondere Vorliebe für Gummiteile im Auto hat,( wer ihm das wohl beigebracht hat?), Warane aller Art und Größe, Falken, natürlich Millionen von Termiten und nicht nur in freier Natur, australische Hausbesitzer können da ein Lied singen…

Und natürlich leben von den 20 giftigsten Schlangen der Welt 17 in Australien. Dazu gehört z.B. der Landtaipan, der 20x giftiger ist als die Kobra, oder die Tigerotter, die 4.giftigste Schlange der Welt. Auch die Baumschlange, die eine besondere „Spezialität“ besitzt: sie beißt mehr und öfter zu, als alle anderen Schlangen zusammen.

Und wussten Sie, dass es in Australien den Beruf des Schlangenfängers gibt? Es gibt natürlich bei dieser Vielfalt auch eine Menge harmloserer Schlangen, die eine Vorliebe für Häuser und deren Bewohner haben und nicht selten unter dem Kissen auf dem Sofa auch TV gucken. Da ist dann der Schlangenfänger gefragt! Und es ist auch nicht ungewöhnlich, dass so mancher Hausbesitzer mehrere verschiedene Schlangen-Hausgäste hat und die wenigsten sind harmlos.

Aber wussten Sie auch, dass die Insel Australien jedes Jahr 5 cm nach Norden driftet? Je näher im Laufe der Jahrhunderte Australien ins „Einzugsgebiet“ des Äquators kommt, desto mehr bekommt das Land die Monsun-Ausläufer zu spüren. Und das bringt heute schon wahnsinnig viel Regen in die so genannte „Kakadu-Region“ des Nordens von Australien.

Das Great Barrier Reef ist NOCH das längste Riff der Welt mit 2.000 km Länge und 400 verschiedenen Korallenarten.

Und der „ULURU“, oder auch Ayers Rock genannt, liegt auch noch 600 Meter tief unter der Erde. Ob er je nach oben kommt, das wissen nur die Zukunft und die Erdbewegungen der nächsten Jahrmillionen.

Die längsten Trucks der Welt gibt es auch in Australien – bis 48 Meter lang. Das bedeutet dass 6-7 Stück unserer üblichen Anhänger an einer Zugmaschine hängen.

Auch die größten Farmen der Welt liegen in Australien, Größen wie unser Saarland sind dort keine Seltenheit. Dort fliegt man dann mal eben zum Kaffeetrinken bei Tante Klara mit dem eigenen Kleinflugzeug hin – so weit liegen menschliche Behausungen stellenweise auseinander. Und Rinderherden treibt man auch nicht mehr mit den Pferden zusammen, so wie die amerikanischen Cowboys das noch manchmal machen – man nimmt dazu den Helikopter.

Und Schulunterricht? Kein Problem. Die Lehrer machen das alles per Funk. Samt fälligen Hausaufgaben.

Es gäbe sicherlich noch viel mehr zu schreiben– aber dafür gibt es heutzutage Bücher und das Internet.

 

 

 

Reise:

Als Reisezeit hatten wir uns drei Wochen Australien vorgenommen und eine Woche Neuseeland – quasi als Schnupper-Besuch. Geplant war auch, dass wir mit Singapore Airlines nach Singapur fliegen, dort ein sog. „Stopover-Programm“ –sehr preisgünstig! – in Anspruch nehmen wollten, um dann zwei Tage später nach Sydney weiter zu fliegen. Singapur war eine gute Wahl, weil wir damals nicht sicher waren, ob wir jemals noch mal hierher kämen. Wir wohnten im Orchard-Hotel einem 4 Sterne-Hotel, mit zwei 2-Meter-breiten Betten, die wir zuvor in einem Zimmer noch nie gesehen hatten, haben eine kostenlose Stadtrundfahrt mitgemacht, und durften erleben, was Singapur so attraktiv macht. Das „Raffles-Hotel“, diverse Parks, die Altstadt, den Essensmarkt und natürlich die Einkaufszentren. Das Bier schmeckte auch, aber es war verflixt teuer. Ich erinnere mich noch daran, dass nicht nur der Flughafen, sondern auch die ganze Stadt so was von sauber war, dass es einem eigentlich gar nicht vorkam wie Asien.

Der Weiterflug nach Sydney fand am späten Nachmittag statt und wir wurden pünktlich vom Shuttle wieder vom Hotel abgeholt und zum Airport gebracht.

Wir kamen nach einem endlos langen Flug am frühen Morgen, so gegen 5:30 Uhr in Sydney an. Gar nicht lustig fand ich, dass der Zoll – bevor wir endlich aussteigen durften – die gesamte Maschine mit Ungeziefer-Vernichtungs-Spray aussprühte. Vorsorglich – falls wir Menschen Ungeziefer eingeschleppt hätten! Aber musste es denn direkt so ein stinkendes – und sicherlich auf nicht ganz ungiftiges Sprühmittel sein? Fast alle husteten ganz fürchterlich und wollten nur noch raus aus der Maschine. Als wir dann auch endlich raus durften, kam erst mal die Zollabfertigung, bzw. Einreiseformalitäten und das ganze Theater mit den Kontrollen. Wer über Amerika und deren restriktive Einreise-Gebräuche stöhnt, war noch nicht in Australien! Oder ist das heute anders?

Mehrere Dinge kamen da auch zusammen: erstens – ohne Visum kam man gar nicht ins Land. Zweitens war es noch sehr früh am Morgen und nicht nur die Zollbeamten waren möglicherweise noch müde und daher etwas schlecht gelaunt, und drittens hatten wir alle die Zeitverschiebung in den Knochen und einige husteten immer noch vom Aussprühen. Es waren bestimmt 200 Leute, die sich anstellen mussten und wirklich ausgefragt wurden – und englisch sprechen die da nicht, sondern australisch. Dann wurde das Gepäck gefilzt, nix mit einfach durchgewinkt und ab - und nach all diesen morgendlichen Schikanen standen wir übermüdet und völlig fremd in diesem Traum-Land herum und suchten den Schalter mit den Mietwagen. Aber sooo früh machte da niemand auf und so warteten und warteten wir.

Wie ich schon geschrieben hatte, habe ich die Reise mangels Unterlagen so minutiös geplant wie eben möglich. Schließlich hatten wir eine Menge vor und wollten natürlich auch so viel wie möglich „mitnehmen“ in diesen 4 Wochen Urlaub. Und auf dem Plan stand nun mal PKW-Weiterfahrt nach Brisbane, weil wir dort ein Hotel gebucht hatten. Vorher wollten wir noch eben mal einen Park mit Koalas besichtigen, lag ja auf der Strecke. Und schließlich war es ja früher Morgen und uns stand ja auch der ganze Tag dafür zur Verfügung!

Was ich bei der Planung natürlich weder bedacht, noch richtig bewertet hatte, war die Zeitverschiebung von an die 12 Stunden vorwärts in die Zeit, gemessen an unserer heimatlichen Zeit. Singapur war zwar auch 3-4 Stunden weiter als Deutschland, aber das empfanden wir nicht so dramatisch, da wir dort auch fast direkt schlafen gegangen waren. Es war ja schon später Abend als wir in Singapur ankamen.

 

Hier war das allerdings etwas anderes. Um während des Fahrens nach Brisbane nicht einzuschlafen hatten wir sämtliche Fenster auf, das Radio laut an und zusätzlich brüllten wir uns immer wieder gegenseitig an, um ja nicht einzuschlafen. Dazu kam dann auch noch die ungewohnte Linksfahrerei. Wie gut, dass wir sämtliche Schutzengel aktiviert hatten und wirklich heil in Brisbane ankamen.

Natürlich haben wir den Koala-Park besichtigt und auch noch problemlos unser Hotel gefunden, aber dann war absolut Schicht. NUR NOCH SCHLAFEN! Zuvor hatten wir aber noch das Frühstück für den nächsten Morgen geordert, da wir ja früh wieder losmussten und mit Sicherheit sehr hungrig waren. Aber unsere Zeitplanung ließ keinen Spielraum für länger ausschlafen oder so.

Wach wurden wir durch einen lauten Kracher, dem ein Schlurfen folgte. Da alle Vorhänge zu waren, konnten wir nur im Dämmerlicht sehen, dass da was stand und roch. Wir dachten unabhängig von einander an alles Mögliche – von der Schlange über die Maus bis zum Einbrecher, nur nicht an unser Frühstück. Da gab es eine rechteckige Klappe mit Abstellfläche im unteren Teil der Zimmertür – ich dachte ursprünglich, dass das für die Schuhe zum Putzen gedacht war und hatte da auch brav meine Schuhe reingestellt. Aber es war die Klappe, in die das Frühstück gestellt wurde, das man sich aufs Zimmer bestellt hatte. Ob die das von den Engländern der Kolonialzeit abgeguckt hatten?

 

Jedenfalls waren wir nach diesem Schreck gründlich wach. Wir freuten uns auf unser Frühstück, denn wir waren erwartungsgemäß sehr hungrig. Ich hatte mir Rühreier bestellt und Anni zu ihren Rühreiern noch eine Champignonsoße. Das sah vielleicht aus! Jedenfalls teilten wir uns meine Eier und das Brot und ließen Annis Pampe unberührt stehen.

Die weiteren Tage waren Erlebnis pur. Ich kann mich eigentlich nur noch an die Highlights auf dem Weg nach Cairns erinnern: einer endlos langen, dicken Schlange, die auf der Straße lag wie ein Stock und sich wohl sonnte. Endlose Mangroven-Wälder an der Straße mit dem Meer dahinter und dann ein Flug mit einem kleinen einmotorigen Flieger über die unendliche Weite und Schönheit der „Whitsundays“ und bis an den Rand des Pazifiks. Das war damals unser erster Blick auf das beginnende Barrier Reef und niemals zuvor hatten wir dieses Südsee-Feeling so intensiv, wie bei diesem Flug über endlose, schneeweiße Sandbänke vor hellblauem, flachen Wasser und den Palmen und dieser Unberührtheit der Landschaft. Fast kitschig.

Übernachtet haben wir in einer Art Hotel-Holzhütte mit winzigem Badezimmer. Heute würde man das als Campingplatz-Hütte bzw. Cabins bezeichnen.

Auf dem Weg nach Cairns besuchten wir das phantastische Magnetic-Island und noch die eine oder andere Klein-Insel, die mit Booten touristisch zu erreichen war. Wir waren in Cairns und sind von dort aus noch ein Stück höher gefahren bis kurz vor die Sümpfe. Dort befand sich eine kleine Siedlung in der man hervorragend Fisch essen konnte und wo man sanft ermahnt wurde, doch vielleicht nicht durch die kleine Flußfuhrt zu Fuß zu gehen, wegen der Krokodile. In der Nähe befand sich ein neuer Schmetterlings-Park, der via riesigem Netz den Schmetterlingen die Illusion gab, in relativer Freiheit herum fliegen zu können. Ein riesiges, schwarzes Netz 15-20 Meter hoch – das hatten wir dato noch nie gesehen. Die Anlage innen drin war liebevoll hergerichtet, mit Bäumen, kleinen Wasserfällen, und vielen verschiedenen Arten bunter Schmetterlinge. Damals waren wir nur heftig beeindruckt. Und ich weiß, auch heute beziehen einige europäische Schmetterling-Parks von Australien seltene Arten.

 

Ein weiteres Highlight in der Umgebung von Cairns war ein eher verwunschener Park in dem es diese meterhohen Luftwurzeln gab, einerseits wundervoll anzusehen, wenn sie riesige Wurzel-Vorhänge gebildet haben, andererseits erwürgend für die Stammpflanze, die sie umschlungen haben. In der Nähe lag ein Hotel mit weitem Blick über die Natur und einem kleinen See direkt neben dem Hotel. Wir hatten ein Zimmer mit Balkon und Blick in diese Unendlichkeit und keine anderen Laute als die der Vögel störten die Stille. Krokodile? Schlangen? Wir hatten natürlich vor beidem Angst – vermutlich auch zu Recht. Aber gesehen haben wir diese giftigsten Schlangen der Welt nur in einem Park. Und auch Krokodile sind uns auf dieser Reise nirgends wirklich begegnet.

Unsere Weiterreise ging per Flieger von Cairns nach Alice Springs. Endlich sollte sich doch mein Jugendtraum erfüllen. Ich war gespannt, was mich denn da so erwartet hätte. Es war die blanke Enttäuschung – und 20 Jahre später als ich ursprünglich hin wollte, war das immer noch eine triste und trostlose Stadt, die einfach nur an der Straße vom Norden zum Süden lag. Und allenfalls Durchgangsstation für die damals wenigen Touristen, die zum Ayers Rock wollten. Ich glaube, ich hätte damals den Schock meines Lebens bekommen. Dem Schicksal sei Dank und mein stiller Traum von Alice Springs war an diesem Tag ausgeträumt.

Trostlose Aborigines-Siedlungen als Caravan-Park, leider auch viele betrunkene Ureinwohner, die verloren mit der Flasche in der Hand am Straßenrand saßen, ein stinkender Fluß mitten durch Alice Springs, aber auch Reichen-Siedlungen am Rande der Stadt. Natürlich überall die üblichen Kneipen, ein Hotel für die Durchgangs-Reisenden und eine heruntergekommene Autovermiet-Station. Ein Flughafen der eher eine Sandpiste als eine Flugzeugpiste war, wo die Fluggäste per Pedes mit dem Gepäck in der Hand zum Flieger gingen, bzw. heraus kamen. Aber – erstaunlicherweise, es waren immer große Flieger mit bis 60-70 Sitzplätzen, die dort landeten und starteten.

 

Aber das Land drum herum – einmalig. Nie zuvor hatten wir so etwas gesehen. Auch wenn es eigentlich Winter war in Australien, die Nächte waren kalt, aber tagsüber ging es gut an 30 Grad. Ein bisschen sind wir natürlich auch durch Alice Springs gelaufen, vorbei an einigen wenigen Souvenirläden. Ich erinnere mich noch daran, dass ich dort einen originalen „Boomerang“ gekauft habe, aber nicht die Sorte für die Touristen, sondern einen Jagd - Boomerang. Das heißt, dieser kommt nicht wie üblich zurück zur Hand, sondern betäubt oder tötet das ausgeguckte Tier. Damit haben sich die Aborigines ihre Nahrung geholt. Dieser Holz- Boomerang ist weniger gebogen, mit messerscharfen Kanten und mit Figuren und Göttern der Ureinwohner versehen. Ich habe ihn heute noch.

Gewohnt haben wir eine Nacht in einem Hotel und in dem Zimmer gab es nur 1 Bett gab und das auch noch ziemlich durchgelegen. Wäre ja alles noch gegangen, aber mitten in der Nacht hörten wir ungewöhnliches Rascheln und vor Angst wie erstarrt lagen wir im Bett. Eine Schlange – war unser erster Gedanke. Ich machte Licht, konnte aber nichts sehen und aus dem Bett traute ich mich nicht, um nachzusehen was es denn war. Nach einer langen Weile und mehreren Licht-an/Licht-aus - Attacken sahen wir dann endlich den ungebetenen Gast: eine Maus. Wir hatten uns am Abend zuvor in einer Art Pommesbude zwei Sandwiches mit Ei machen lassen, damit wir was auf der Fahrt zum Ayers Rock zu essen hatten. Da die Sandwiches bzw. die Eier darin noch warm und dazu gut in Butterbrotpapier eingepackt waren, legten wir das Ganze zum Auskühlen nur auf den Tisch. Und da hatte eben jemand anderes noch mehr Hunger als wir. Erleichtert schliefen wir wieder ein, Maus hin oder her.

Die Fahrt in unserem gemieteten PKW am sehr frühen Morgen zum Ayers Rock war einsame Klasse. Die Sonne ging gerade auf und der feuerrote Sonnenball beleuchtete eine grandiose Landschaft um uns herum. Dieser feuerrote Sand, die wilden Kamele im Morgengrauen am Horizont und die schnurgerade, aspaltierte Straße durch diese Einöde, war ein bis heute unvergesslicher Moment. Damals konnte man problemlos zu den Olgas, dem Nachbar-Gebirge vom Ayers Rock fahren. Die Olgas fanden wir damals viel interessanter als den Ayers Rock – wenn auch nicht unbedingt vergleichbar. Nein, wir waren nicht oben auf dem „Uluru der Aborigines“, aber wir haben uns das von unten intensiv angesehen und sind auch gemütlich drum herum gefahren. Und natürlich haben wir auch dieses abendliche Erlebnis genossen, wenn die Sonne untergeht und der Ayers Rock nacheinander in viele Farben getaucht wird. Zu diesem Zeitpunkt sahen wir auch zum ersten Mal so richtig viele Touristen, die sich dieses Farbspektakel ebenfalls ansahen.

Gewohnt haben wir nicht in dem damals einzigen Hotel, sondern kurz daneben, wo all die jungen Leute wohnten und man sich international unterhalten konnte – auf einer Art Campingplatz mit Hütten.

Zwei Nächte waren wir dort und ich fand alles ganz toll, besonders den Gedankenaustausch untereinander. War schon damals wie auf einem europäischen Campingplatz heute. Ungewöhnlich und sehr begrüßenswert fand ich eine Ausstellung über das Leben, Sitten und Gebräuche der Aborigines. Mit echten Ausstellungsstücken, wie Jagd – Ess – Kochgeschirr. Auch die Musikinstrumente, z.B. das heute weltweit bekannte „Didgeridoo“ Aber auch Lebensgewohnheiten allgemein, Essensspezialitäten – z.B. die fetten weißen Würmer…

Und nach den wenig schönen Bildern der Aborigines in Alice Springs war das besonders wichtig für uns, mehr zu erfahren als das, was wir gesehen hatten.

Wir fuhren zurück nach Alice Springs, blieben aber dort nicht länger, da unser Flieger am frühen Abend Richtung Adelaide ging. Unterwegs konnten wir noch einen herrlichen Sonnenuntergang vom Flieger aus fotografieren.

Aufgefallen war uns damals, dass „Adelheid“ wie ein Schachbrett geplant war – so wie es in amerikanischen Städten auch üblich ist. Nur wir kannten das damals alles nicht. Unsere Reise ging mit dem nächsten Mietwagen runter an die Küste. Ganz im Süden erlebten wir erst einmal die Vielfalt und Farbenpracht der ganzen Heerscharen von Vögeln. Weiße, gelbe, rote Kakadus, Papageien vielfältigster Art und jede Menge gelb-rot-grüner Vögel wie z.B. den Kea, die laut, frech und stellenweise dreist waren. Ich fand das herrlich, diese überschwängliche Natur. Natürlich sind wir auch an den sog. 12 Aposteln gewesen – von denen heute nur noch 11 stehen. An Felsen die aussahen wie aufeinander geschichtet, aber ausgehölt vom Wasser mit riesigen Blaslöchern und lautem Getöse ihre Wasser-Fontänen versprühten hatten wir unsere helle Freude. Wir haben um alle Städte einen Bogen gemacht und nur die Natur wirken lassen. Letztendlich landeten wir wieder in Sydney. Dort haben wir alles klassische angesehen. Von der Oper über mehrere Brücken in die Hafenstadt, die heute Touristenplatz ist, damals aber noch aktive Fischfanganlagestelle war bis hin zum höchsten Turm der Stadt mit diesem wahnsinnigen Ausblick bis hin zu den „Blue Mountains“. Zu Fuß haben wir alle sehenswerten (Einkaufs)-Straßen abgeklappert bis wir Blasen an den Füßen hatten und nicht mehr konnten. Das einzige, was wir nicht mehr geschafft haben war eine Hafenrundfahrt und die Besteigung der Brücke. Dann waren 3 Wochen um und wir waren randvoll abgefüllt mit Eindrücken. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir schon, dass wir wiederkommen und dann per Wohnmobil den Westen abklappern wollten. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir monatelang noch bleiben können, aber unser jeweiliger Job hatte eben Vorrang.

Wir also in den Flieger und eine Woche Schnupper-Tour nach Neuseeland. Dort hatte ich uns ein kleines Wohnmobil gemietet, da es dort nur Hotels gab, die sauteuer waren, oder halt gar nichts. Wir waren damals auch nur auf der Nordinsel im Schnellverfahren.

Obwohl wir eigentlich abgefüllt waren mit Eindrücken – Neuseeland setzte noch einen drauf. Stimmt schon, es gibt dort unendliche Mengen an Schafen, zweibeinige und vierbeinige, aber auch die Kultur der Maoris. Und die hatten es eindeutig besser als die Ureinwohner Australiens.

 

 

 

 

WEST-AUSTRALIEN 1986

 

Dieses ist nun der Bericht über unsere Erlebnisse im Westen Australiens 1 Jahr später:

 

Da wir ja im Jahr davor so tolle Erfahrungen in Australien gesammelt hatten, fühlten wir uns welterfahren und dachten, wir machen das alles mit Links. Nun ja, das Visum galt ja noch für Australien und da wir ja nur bis Perth fliegen wollten, machten wir das natürlich als Direktflug und mit Wohnmobil – sprich VW-Bulli - und vier Wochen lang. Und was sind schon 20 Stunden Flug – ein Klacks. So war es dann halt überhaupt nicht. Unsere Quantas-Maschine musste zum Tanken zwischenlanden in Athen, weil wegen eines Streikes in Frankfurt die Maschine nicht richtig voll getankt werden konnte. DAS dauerte Stunden.

Der nächste Stopp fand dann in Bombay statt, wieder tanken. Da allerdings durften wir aussteigen und uns die Füße vertreten. Es war zwar mitten in der Nacht, aber fast alle gingen gerne in die Flughafenhalle. Draußen standen bewaffnete Männer um die Maschine herum. Ich weiß nicht ob sie uns bewachten, oder uns hindern wollten, unerlaubt in Indien einzudringen… Jedenfalls flogen wir eine Stunde später weiter und landeten dann problemlos in Singapore. Von dort ging es dann direkt weiter, im Laufschritt und hopp hopp, da wir ja sowieso Verspätung hatten und unsere Perth-Maschine schon eine Weile auf uns wartete.

Was für ein Schwachsinn, die gesamte Strecke in einem Rutsch durchzuziehen. Und auch für heutige Zeiten würde ich niemandem ernsthaft empfehlen, die Tour in einem Flug durchzuziehen – egal wie knapp die Urlaubszeit ist. Man hat einfach SO nix von den ersten Tagen.

Nun hatten wir im neuen Flugzeug allerdings zur Abwechslung neue Nachbarn um uns herum. In unserer Reihe war der Gang-Platz von einer Dame belegt, die uns in gutem Deutsch erzählte, dass sie Reiseleiterin sei und soeben aus Polen mit einer australischen Reisegruppe zurückkäme. Wir waren aber viel zu müde zum Zuhören, genauer gesagt, hundemüde durch den ewig langen Flug und die mehrmaligen Zeitverschiebungen, und wir versuchten nur so schnell wie möglich einzuschlafen.

Als wir in Perth endlich ankamen, wurde unsere Nachbarin mit ihrer Truppe zuerst aus dem Flieger gewunken. Uns wunderte, warum die Dame so schwankte, und wir dachten mitleidig, dass sie den langen Flug nicht vertragen hätte. Bis uns der Nachbar in der Reihe hinter uns erzählte, sie wäre während der Nacht dauernd aufgestanden und hätte für uns dre i(!!) Cognac besorgt. Da wir aber fest schliefen, muss sie sich dann wohl geopfert haben…..

 

Unsere Einreise war wie im Jahr davor: landen, einsprühen, husten, warten, Zollformalitäten, Koffer durchwühlt, raus aus dem Gebäude. Dieses Mal allerdings wurden wir erwartet und abgeholt und zum Wohnmobil-Verleih gebracht. Dort übernahmen wir einen VW-Bulli und fuhren direkt zum in der Nähe liegenden Campingplatz zum Ausschlafen.

Leider ging auch hier das Elend weiter. Ich hatte Durchfall bis zum Abwinken und das auch die folgenden Tage. Wie oft habe ich mir unterwegs Pampers gewünscht, wenn ich mal wieder in die Pampas rennen musste….Sei es drum – einigermaßen ausgeschlafen starteten wir am nächsten Tag das Abenteuer „Westaustralien“. Schlimm empfanden wir nur noch tagelang die Zeitverschiebung.

Wir fuhren erst mal in die City von Perth. Man will ja schließlich wissen, wie es da so ist. Eine große, moderne Stadt mit riesiger Fußgängerzone, viele Geschäften, Kneipen, Restaurants. Eine Wohlfühl-Gegend. Und wir nahmen uns fest vor, vor unserem Heimflug noch ein bisschen dort zu bummeln und zu shoppen….

Die Weiterfahrt ging erst mal Richtung Süden nach Augusta. Und es ist kaum zu glauben, es regnete aus allen Löchern. Wir aber unverdrossen Richtung Cape Leuwin – dort „stoßen“ Indischer Ozean und Südpazifik aufeinander. Muß man ja gesehen haben….Die Campingplätze an der Küste sind zahlreich. Unserer war schön, laut und unsicher. Schön, weil er am Wasser lag und vor unserer Nase an die 20 Pelikane ihr Zuhaue hatten, laut weil Millionen fliegender Schreihälse namens Papageien, hier ebenfalls wohnten und keine Stange, Ast oder Antenne ausließen, um sich breitzumachen und rumzukrähen, und unsicher, weil hier die Känguruhs des Nächtens über den Platz hoppelten und arme „Klogänger“ erschreckten….

 

Das nächste, leider traurige Erlebnis hatten wir direkt am nächsten Tag. In der Nacht hatte es über 80 Wale an den Strand von Augusta gespült und nun lagen diese Riesen hilflos am Strand. Viele, viele freiwillige Helfer versuchten immer wieder, die Tiere nass zu halten und kleinere Tiere sogar wieder ins Wasser zu schieben. Es war deprimierend zusehen zu müssen und hilflos dazustehen und nicht wirklich helfen zu können.

Weiter ging die Fahrt an der Küste entlang. Durch Eukalyptuswälder, durch das „Valley of the Giants“ mit seinen RIESEN -Eukalyptusbäumen und es war einmalig.

 

Einer unserer Campingplätze an der Küste war ein Campingplatz in Denmark. Und witzigerweise trafen wir dort 5 Typen wieder, die wir schon im Flieger und später bei der Auto-Übergabe gesehen hatten. Und so war es logisch, sich auf ne Tasse Bier zusammenzusetzen und Erlebnisse auszutauschen.

Zusammenfassend kann man sagen, die Küste war damals stellenweise atemberaubend, stellenweise langweilig, die jeweiligen Orte dort waren ebenso „gestrickt“, mit mehr oder weniger Tourismus. Einen Höhepunkt hatten wir allerdings noch. Unser letzter Knaller an der Küste sollte Cape le Grand, bzw. Lucky Bay sein.

 

Und das war es dann auch: ein Ranger nahm sich die Zeit, uns mit seinem Allradwagen am Strand entlang zu fahren, weil er uns unbedingt das momentan in der Bucht lebende Orca-Weibchen mit ihrem Jungen zeigen wollte. Dafür kraxelten wir auch noch über Stock und Stein und erlebten dann auch tatsächlich diesen unvergleichlichen Augenblick. Das Wal-Weibchen mit ihrem Jungen in der Bucht – zum Greifen nah.

Den Abend und die Nacht verbrachten wir an diesem Strand – mit Genehmigung des Rangers – und es war unbeschreiblich schön. Am Nachmittag dieses Tages sahen wir in unmittelbarer Nähe unseres Standplatzes an die 20 graue Känguruhs – die nicht nur neugierig sondern auch extrem zutraulich waren, nachdem sie uns beäugt, gemustert und von uns im Gegenzug mit Weißbrot gefüttert worden waren. Sie standen an der Bulli-Tür und sie wären auch reingekommen, wenn wir sie gelassen hätten. Aber sie waren auch so zutraulich, dass sie sich kraulen ließen wie eine Katze. Sie liefen nicht weg und sie wurden auch nicht agressiv. Sie waren einfach da, wie eine große Familie. Der Ranger hatte uns vorher gesagt, dass die Tiere kaum Menschen und erst recht keine bösen Menschen kennen würden und demzufolge auch nicht argwöhnisch wären. Können Sie sich vorstellen, wie wir uns fühlten???

Der Strand dieser Bucht war einsam und traumhaft. Fast weißer Sand, wenig Wellen, in der ferne das Rauschen des Meeres – was will man mehr. Und die Nacht war ebenso toll. Ein klarer Himmel, Millionen Sterne, eine Milchstraße zum greifen nah und absolute Stille.

 

Einen schöneren Abschluß an dieser Küste konnten wir uns gar nicht wünschen.

 

Unser nächstes Ziel war landeinwärts nach Kalgoorlie. Der Ort sah aus wieein vergessener Cowboy-Ort. Holzhäuser, geschnitzte Haus-Vorbauten und bunt angemalt. Und ich habe hier eine „Miners-Right“ gekauft, mit Brief und Siegel und Eintragung in die Rolle – für 10 AUD. Diese berechtigt mich lebenslang in Australien nach Gold zu schürfen.

Und da ja dann nach solchen Erlebnissen und der passenden Umgebung dazu, auch so ne Art Goldrausch aufkommt, sind wir mit einer Tour-Gruppe und einem Detektor bewaffnet auf ein Goldfeld gefahren um Gold zu finden. Es hat auch ordentlich gepiepst, aber außer Blech haben wir nix geerntet! War ja wohl auch logisch. Aber Spaß hat es gemacht.

 

Wobei man dazu sagen muß, hier gab es sehr wohl Gold im Überfluß. Die Schotter-Straßen hier überall waren mit dem Abraum aus den Minen „geplättet“. Und man brauchte sich nur zu bücken, um das eine oder andere Goldkörnchen vom Boden aufzuheben. So relativ ist eben der Goldrausch.

Was aber viel wichtiger war, wir hatten die Faxen dicke vom nächtlichen unbequemen Schlafen im Bulli und gönnten uns eine Nacht im Hotel. Das tat gut! Ein eigenes Badezimmer mit allem, was dazu gehört, kein durch die Gegend-Geirre nach einer Toilette, keine Sorge auf eine Schlange zu treten, kein Känguruh, das einen freudig begrüßt…herrlich!

 

Unsere Weiterfahrt ging über Perth Richtung Norden und zu den Pinnacles, dem ersten Höhepunkt an der Westküste. Sie liegen im Nambung Nationalpark und sind schon einen zweiten Blick wert. Wie Pilze stehen sie in der Gegend rum. Diese Kalksteine sind bis gute 4 Meter groß, vielleicht sind sie mittlerweile auch noch größer und höher geworden. Die Natur, der Wind und vor allem der Regen wäscht die Umgebung regelrecht aus und dadurch kommen eben diese Kalkstein-Pinne erst mal zum Vorschein.

 

Aber, es regnete und regnete….

Und demzufolge stand die gesamte Gegend unter Wasser. Und plötzlich gab es auch keine Straßen mehr, sondern nur noch Seen. Da steht man denn nun vor einem See, sieht die Straße darin verschwinden und auf der anderen Seite wieder zum Vorschein kommen – und hat doch keine Chance, da hinüber zu kommen. Wie war das mit den Königskindern??

Wir drehten also und fuhren zurück in den nächsten Ort.

 

Der nächste Tag begann am Morgen wieder sonnig und warm. Es war schon was Tolles zu sehen, wie das Wasser von gestern versickerte und statt dessen überall gelbe, rote und lilafarbene Blümchen aus dem roten Boden herausschossen wie verrückt. Kaum zu glauben und plötzlich hatten wir es nicht mehr eilig weiterzufahren, sondern eher mit Kamera und Filmkamera auf dem Boden knieend, auch noch das kleinste und jüngste Blümchen zu knipsen, das da gerade aus der Erde drängte. Ringsherum krähten und krächzten Tausende von Vögeln und irgendwie kam man sich vor wie in einem Film in den man nicht hineingehörte.

 

Die Fahrt ging weiter Richtung Geraldton und zum Kalbarri-Nationalpark. Die Straßen im Westen waren zur damaligen Zeit ein Alptraum, sehr schlecht und für den verlängerten Rücken eine Qual. Und das dann alles auch noch im Bulli… Gut durchgeschüttelt erreichten wir dann endlich das Kaff – das größte weit und breit.

 

Dafür war der Kalbarri dahinter einsame Spitze. Er ist zweigeteilt, sowohl mit Küste als mit Schlucht. Mir gefiel die Küstenregion besser, zumal der Indische Ozean mächtig gegen die roten Felsen klatschte. Auch hier hatte es geregnet, denn auch hier grünte und blühte die „Wüste“. Und die felsige Landschaft direkt am Wasser mit seinen wasserumtosten Felsen – einmalig.

 

Trotzdem hatten wir Frust. Es regnete, regnete, regnete. Manchmal auch nicht, aber dann war es windig. Wir fuhren weiter nach Norden und weiter und weiter.

Und landeten in „Billabong“ einem Kaff, das aus einer Art Holzhotel bestand, einer Tankstelle und natürlich – eine Kneipe mit „Restaurant“ – aber weit und breit kein Campingplatz.

Und in der Walachei nur mit Schlangen, Regen und sonstigem Getier wollten wir nicht allein sein. Also mieteten wir uns ein Zimmer. Man ist dort wirklich am A... der Welt. 260 Meilen davor und dahinter nur NICHTS. Nur spät am Abend kam eine Bus-Reisetruppe, die auch in dem Motel übernachtete. Unser Zimmernachbar sägte und sägte und sägte. Und wenn er nicht dieser Beschäftigung nachging, dann unterhielt er sich brüllend mit seiner Gattin, die wohl schwerhörig war.

Das war die Nacht, als wir wild entschlossen waren, den Urlaub abzubrechen und nach Bangkok zu fliegen. Frust, nichts als Frust. Und immer noch Regen, Regen, Regen.

Am nächsten Tag, unausgeschlafen und gerädert beschlossen wir dann entgegen aller Vernunft, weiterzufahren und Westaustralien „durchzuziehen“.

Und so fuhren wir weiter Richtung Norden – nach Monkey Mia.

Und das Leben wurde dann wieder gerecht. Nicht nur, dass es nicht mehr regnete, es war richtig schön. Und Monkey Mia entpuppte sich als unser Traumplatz.

 

Das war damals ein kleiner Campingplatz, nur mühsam über ne Hoppelpiste zu erreichen, aber mit absolutem Traumstrand. Wir bekamen einen Platz, aussuchen durften wir ihn uns selbst und so landeten wir „in der zweiten Reihe“ am Strand.

Was wir besonders toll fanden war, dass an einem endlos langen Sandstrand viele verschiedene Muscheln zu finden waren, die wir nie zuvor gesehen hatten. Und so ging die Muschel- Sammelei los. Der Strand war ein Paradies für Angler und so standen da Dutzende von Männern mit der Angelschnur im Wasser. Und keiner musste lange warten, bis er einen Fisch an der Angel hatte.

Das Besondere aber war wohl, dass da Delfine kreuzten. Und so haben wir zum ersten Mal in unserem Leben Delfine gestreichelt. Die ließen das problemlos zu und wir waren mal wieder begeistert, was es doch so alles gibt auf dieser Welt. (Delfin-Shows wie sie heute üblich sind, gab es damals dort nicht). Und diese Delfine hier waren auch keine „gezähmten“ sondern in Freiheit lebende Tiere, die freiwillig kamen zwecks Streicheleinheiten.

Der Abend und die Nacht wurden dann so das absolute AHA-Erlebnis. Den ganzen Nachmittag über hatte ich mich gewundert, dass fast jeder Camper neben seinem Wohnmobil oder Zelt ein halbes Öl-Fass auf Stelzen stehen hatte. Am Abend verstand ich dann den Grund: es gab Strom nur bis Sonnenuntergang auf dem Platz und somit wurden die Fässer mit Treibholz vom Strand gefüllt und angezündet. Das gab einerseits Licht und andererseits diente es als Grill für die tagsüber gefangenen Fische. Es sah richtig abenteuerlich rund um uns herum aus und wir genossen es dann auch noch besonders, weil endlos viele Sternschnuppen vom Himmel fielen. Man muß noch dazu sagen, dass der Himmel über Australien immer extrem klar war und sämtliche Sterne besonders intensiv leuchteten. Dazu dann noch Sternschnuppen – ein Traum…..Und bis heute unvergesslich.

 

Trotzdem fuhren wir am nächsten Tag – nach einer Dusche unter warmem Salzwasser! – weiter. Wir wären gerne länger geblieben, aber erstens hatten wir nichts mehr zu essen und trinken und zweitens konnten wir Nachts wegen fehlendem Strom nicht die Heizung anmachen und es war schon arg „kühl“ und drittens – es regnete mal wieder.

Auf dem Weg nach Carnavon fanden wir dann noch DEN Muschelstrand schlechthin. Soweit das Auge reichte, nur rosa Muscheln. Selbst der kleine Parkplatz war ein Muschelplatz und es tat einem richtig leid, da drüber fahren zu müssen, auch wenn das Geknirsche dabei schon ein besonderer „Sound“ war. Einige Einheimische fuhren wie toll mit ihren Autos über den Strand. Wir fanden das eine Schande für diesen außergewöhnlichen Flecken. Es war jedenfalls großartig! Und die Weiterfahrt war auch vom Feinsten – durch den Regen wuchsen unbeschreiblich viele Blumen und die doch so öde rote Gegend sah aus wie ein Meer aus Blumen – auch heute noch in meinem Gedächtnis fest verankert als TOLL!

 

Carnavon sollte unsere nächste Station sein. Im Westen von Australien gehen die Uhren etwas anders als im Osten. Tankstellen sind seltener, die Preise höher, Hotels oder Kneipen seltener und Supermärkte unserer Art kannte man so überhaupt nicht. Aber dafür waren die Trucks alle drei Nummern größer und wir stellten uns oft vor, so ein Monster auf Deutschlands Straßen – undenkbar.

In Carnavon war das alles anders. Hier ist man reich, dank Bananen, Ananas, Tomaten etc. Und das drückte sich auch in der Stadt aus. Reichlich Campingplätze, Einkaufsläden, Supermärkte, Bottle-Shops und Tankstellen.

In einen Kaufrausch verfallen, kauften wir uns australischen Sekt – der für besondere Ereignisse und siehe da, auf dem Campingplatz stießen wir mal wieder auf 2 deutsche Touristen. Wir verbrachten den Abend gemeinsam und hatten viel Spaß und unter anderem erfuhren wir, dass es in der Nähe den „Rocky Pool“ gäbe und man könne dort im Wasser Gold, Opale, Saphire und anderes finden. Da es schön hier war, verschoben wir unsere Tour zu den Blow Holes und machten uns am nächsten Tag erst mal auf die Socken, Gold zu finden.

Der Trip dahin war die Hölle. Soooo eine schlechte Straße incl. Waschbrett-Rillen hatte ich nie vorher erlebt und ich gab nach 5 Kilometern auf. Aber Anni wollte das durchziehen und so schaukelte sie uns mit einer unnachahmlichen Fahrtechnik doch dahin, wo wir hinwollten. Zur Belohnung für diese Meisterleistung öffneten wir unsere letzte Flasche eisgekühlten Schampus und tranken diesen aus rotstaubigen Gläsern. Mitten im Outback, am A... der Welt-

und das schon vor 20 Jahren…..

Anschließend haben wir dann den Fluß abgegrast nach Gold, Opalen, versteinertem Holz und Jasper – gefunden haben wir nichts, aber Spaß hatten wir. Und keinen Regen!

Opale haben wir dann doch bekommen. Von einem professionellen Sucher, der auf dem Campingplatz neben seiner Dauerbleibe die selbst gefundenen Teile verkaufte. Es waren die 4 schönsten Steine, die wir je gesehen und gekauft haben….

Tags drauf standen die Blow-Holes an und ich muß sagen, die allein wäre schon eine Reise wert gewesen. Ein wildes Meer mit einem ungeheuren Tidenhub, das Wasser klatschte mit ungeheurem Getöse an und in die Felsen. Diese sahen aus wie auf einandergepreßte Pfannekuchen aus und waren dabei doch ziemlich löchrig. Und gerade dadurch bildeten sich diese BlowHoles. Und kam dann wieder eine dieser „ King Waves“ angerollt, dann donnerte das Wasser durch die Löcher und schoß oben als meterhohe Fontäne heraus – mit ohrenbetäubendem Krach – um dann wieder auf den Felsen zu klatschen.

 

Wir fuhren wieder in Richtung Süden und den einzigen Abstecher an den ich mich noch lebhaft erinnere war der Besuch von „Hutt River Province“. Ich weiß nicht, ob es das heute noch gibt. Damals jedenfalls war es ein unabhängiges Königreich, der seine eigene Regierung mit Gesetzen, König, Königin, 1 Prinzessin, einem Post Office, einem Souvenirshop und auch eine Kapelle hatte. Dazu natürlich Untertanen, Grenzzäune, 1 Polizisten in schicker Uniform und das alles auf einem riesengroßen Bauernhof. Einerseits ist das alles zum Lachen, andererseits wußten wir nicht, wie man sich nun am besten verhalten sollte, da die Bewohner das alles ziemlich ernst nahmen und sich auch so königlich benahmen, obwohl ich ziemlich sicher bin, dass Frau Königin auch beizeiten am Herd stand und kochte….

Wie auch immer: es hat Spaß gemacht mit Ihrer Majestät der Königin zu plaudern ( wann hat man so was schon mal?), ein Visum in den Paß gestempelt zu bekommen, eigenes Geld und Briefmarken von dort zu erhalten. Die Prinzessin war auch sehr angetan von uns verirrten Deutschen und teilte uns strahlend mit, sie würde in Kürze nach München fliegen zum Oktoberfest – na denn…..

 

Per Reisegruppe versuchten wir dann ein zweites Mal die „Pinnacles“ zu erobern. Aber es regnete wieder und die Fahrt war wie gehabt – mit einem Unterschied. Der Reisebus war eine Art Unimog und den kratzte es nicht, dass die Pfützen einen Meter hoch waren, der fuhr trotzdem durch. Und so bekamen wir doch noch hautnah ein bisschen was von den Pinnacles mit.

Unsere weitere Reise ging zurück Richtung Perth um dann einige Tage später via Bangkok Richtung Heimat zu fliegen – unsere Zeit war fast um. Wir besuchten von Perth aus auch noch Rottnest Island mit den kleinsten Känguruhs – die eher wie gutgenährte Ratten aussahen – aber das beste und letzte Erlebnis hatten wir noch mit „Cindy und Bert“.

Auf dem Campingplatz kurz vor Perth wollten wir unseren rotstaubigen VW-Bulli noch ein bisschen sauber machen und das Gröbste schon mal entstauben und packen. Anni kann immer am besten arbeiten, wenn sie singt und so schmetterte sie lauthals deutsche Studentenlieder. Das wiederum machte zwei betagte Australier 20 Meter weiter mit ihrem Wohnwagen stehend, auf uns aufmerksam. Sie amüsierten sich köstlich über Anni. Und so kam es wie es kommen musste, wir hatten neue Freunde gefunden. Die beiden lebten in Perth und waren auch auf dem Heimweg aus dem Norden. Wir tranken etwas zusammen und sie brachten uns Karten spielen bei – UNO. Heute kennt das hier in Europa jeder Kartenspieler, aber damals war es gerade in Australien „geboren“ worden und absolut „in“.

Die Beiden luden uns ein in ihr Häuschen in Perth und wir verbrachten dort den letzten Tag und die letzte Nacht vor unserem Heimflug. Zum Abschied gaben sie uns einen Sektkorken mit, in den Bert eine Kerbe geschnitten und eine 1-Dollar-Münze hineingedrückt hatte. Das sollte Glück bringen und uns wieder nach Australien kommen lassen.

Cindy und Bert leben schon lange nicht mehr, aber der Korken mit dem Dollar steht immer noch auf einem Ehrenplatz. Und manchmal denke ich, vielleicht wird es ja doch noch mal was mit dem wieder hinkommen nach Australien……..

 

Dagmar