Spanien 2006 - 9. Woche  (Ankunft in Lissabon)

Woche:

01 Hinfahrt 02 Oliva/Valencia 03 Oliva 04 Oliva 05 Guadalest

06 Oliva 07 Cartagena 08 Tarifa 09 Lissabon 10 Galicien


12.3.2006
Wir sind in Lissabon angekommen.

Der Tag fing an, wie der gestrige Tag aufgehört hatte – mit Sonne. Zwar ist es morgens immer noch ein bisschen feucht und klamm, aber das vergeht schnell. Wir haben heute Morgen recht flott unsere üblichen „Morgenarbeiten“ incl. Frühstück absolviert und sind – nach unserer Zeit – gegen 9:00 Uhr losgedüst. Zuerst haben wir uns das Städtchen angesehen, und wir fanden es sehr schön, klein und gemütlich. Sogar problemlos frühstücken hätten wir können in einer Kneipe gegenüber des Platzes. Ein - natürlich - toller Strand mit wiederum riesigen, langen Wellen vor blauem Himmel, der am frühen Morgen nur von Anglern frequentiert war – 3 Leuten genau genommen. Wir sind begeistert.
Unsere Weiterfahrt geht in Richtung Sines, aber an der Küste entlang. Nachtragen wollte ich noch, dass wir uns in ganz Portugal bemühen, möglichst Nebenstraßen zu fahren, nicht immer sehr Auto -schonend. Meist sind diese Straßen schmal, kurvig, mit lausigem Pflaster und Löchern darin ohne Ende (hier sollte die EU mal was springen lassen) – aber großartiger Natur und Tierwelt ringsherum. Hier sieht man z.B. auch Strauße – kaum zu glauben.
Aber nur so findet man z.B. Straßen wie in den USA, knallrote Hügel oder supertolle Verwerfungen am Straßenrand. Und dass wir mal in einem Dörfchen mühsam drehen müssen, weil wir mit unserem eigentlich kleinen Wohnmobil nicht mehr durch die Straßen passen, sind immer diese Extra-Kicks, die man ungewollt erlebt. Wir fahren ja nicht immer rückwärts 14% Steigung in der Einbahnstraße zurück. 
So haben wir auch heute Alleen mit Korkeichen erlebt, in saftig grünen Wiesen oder zwischen murmelnden Bächen, samt quakenden Fröschen. Oder direkt dahinter wiederum Olivenhaine, oder Wiesen mit Viechern aller Art, auch Eseln, Straußen, Störchen auf Masten, riesigen Pferdegruppen oder Schafen oder Rindern. Und immer wieder Natur satt dazwischen, von der Küstenregion ganz zu schweigen. 
Gestern habe ich geschrieben, dass wir unseren nächsten „Spanien-Urlaub“ in Portugal verbringen. Da wussten wir noch nicht so genau wo. Seit heute wissen wir auch das: Porto Covo! Ein kleines Dorf, sehr gepflegt, wenig gewaltsam hochgezogene „Apartmenthäuser“, dafür mit den typisch weißen Häusern, die an den Fenstern und drum herum in blau oder gelb abgesetzt sind. Einer extra abgesperrten „Fußgängerzone!“ für die Einheimischen, damit diese nach dem Kirchgang geruhsam laufen können um eine der Restaurants fürs Schwätzchen oder den Frühschoppen benutzen zu können.
Dazu eine Küste vom Feinsten, sogar mit viel Sandstrand, einem Campingplatz und viel Ruhe, Schönheit und Wärme. Sogar ein kleines Kastell, verwunschen und ziemlich mit Efeu zugewachsen steht dort. Wir mussten mal wieder drehen, weil kurz davor die Straße sehr eng wurde! Wenn wir nächstes Mal dorthin fahren, werden wir unsere Mopeds mitnehmen. Man kann dann problemlos auch engste Straßen passieren!
Und weiter ging die Fahrt Richtung Lissabon. Unser Plan war, die Küste hochzufahren bis Troia. Das hätte eine extra Strecke von 50 km ausgemacht. Da es schon nach 13:00 Uhr unserer Zeit war und wir nicht wussten, ob es dort oben eine Fähre gibt, um nach Setubal überzusetzen, ließen wir es. Es hätte einfach zu lange gedauert. Bestimmt aber haben wir wieder tolle Küstenstreifen verpasst!
Wir fuhren also in großem Bogen nach Setubal, um wenigstens diese Halbinsel drum herum noch „zu machen“. Vorher aber knatschte Anni wegen Mittagessen rum. Und siehe da, ein Lidl hatte offen. Überraschend – schließlich ist Sonntag. Aber der Laden war brechend voll und so konnten wir auch etwas fürs überfällige Mittagessen einkaufen. Auf dem Parkplatz davor war auch reichlich Platz für das Mittags-Gekoche und so blieben wir eine Weile dort.
Setubal ist eine emsige Stadt – und die Fähre zwischen Troia und Setubal existiert tatsächlich! Der Hafen befindet sich neben dem sonntäglichen? „Vergnügungsviertel“ der Stadt. Überall saßen Menschen vor den Dutzenden von Kneipen. Man konnte sein Essen auch direkt bei einem der vielen „Fleischbruzzler“ bestellen, die einen mit Holzkohle betriebenen Grill direkt neben den Lokalen aufgebaut hatten. Markant war das riesige schwarze Kaminrohr für den Abzug des Holzkohle-Qualms.
Wegen Bauarbeiten war ein Teil unserer geplanten Strecke gesperrt und so waren wir es satt und fuhren direkt Richtung Lissabon. Dazu muss man über eine Brücke, die den Tejo überspannt. Dafür löhnten wir erst mal 2,95 Euro Gebühr. 
Den Campingplatz – „Lisboa Camping“ , der in der Stadt liegt, fanden wir problemlos. Und ca. 15 Euro für die Nacht incl. aller NK finden wir dafür auch angemessen. Stress hatten wir mit dem Aufbau unserer TV-Antenne. Irgendwie will sie nicht und so gibt es eben kein Fernsehen.. Andererseits - TV ist momentan doch nicht sooo wichtig. 
Wir werden morgen erst mal „halblang“ machen. Die letzten Tage waren so voller Erlebnisse, dass wir nicht das nächste Abenteuer draufsetzen können und wollen. Und so werden wir erst mal nichts tun.
Vom Campingplatz aus ist es einfach mit dem Bus in die Stadt zu kommen. Es gibt sogar verbilligte Bus-Tickets für 72 Stunden. Für uns kommt das eher nicht in Frage – zu stressig. Außerdem - es ist hier sehr preiswert, mit dem Taxi in die Stadt zu fahren und man wird dort abgesetzt wo man hin will und auch dort abgeholt, wo man zuletzt war. Und die Uhrzeit bzw. die jeweiligen Abfahrzeiten des jeweiligen Busses spielen dann auch keine Rolle – weder unsere Uhrzeit noch die hiesige. 
Im übrigen wissen wir jetzt, warum die Portugiesen englische Uhrzeit haben: nein, nicht wegen der vielen Engländer, sondern wegen Madeira. Madeira gehört nun mal zu Portugal, liegt aber eher in der GMT-Zeitzone der Engländer. Die übliche europäische Zeit wie z.B. in Spanien als nächster Nachbar, wäre blöd für das restliche Portugal, weil z.B. die Flugpläne oder Fähren nicht stimmen würden. Und so hat eben das komplette Land samt aller Inseln englische Zeit.
Was die Internet-Einstellung der Berichte angeht - wir werden zusehen, ob wir morgen die letzten drei Tage auf die Reise schicken können. Und ansonsten werden wir sehen…

13.3.2006
Campingplatz "Campismo Lisboa"

Heute morgen waren wir nicht so toll darauf eingestellt, schon wieder auf Bildung zu machen und beschlossen recht spontan, mal nix zu tun. Das hat auch gutgetan und wir haben die freie zeit auch genutzt, unser rollendes Heim ein bisschen auf Vordermann zu bringen.
Zufällig deutsche Nachbarn trafen wir am frühen Mittag im Cafe und mit vielen Tipps ausgestattet, haben wir am Nachmittag unsere Pläne für die nächsten zwei Tage gemacht.
Die Stadt ist sooo proppenvoll mit Kunst, Kultur und Natur, dass wir eine Auswahl treffen müssen. Aber wir werden versuchen, im Mai mit einem Billigflug und Hotelzimmer hierher zurückzukommen, um noch einiges mehr zu besichtigen, z.B. die Unmengen von Museen oder auch das umliegende Gebiet mit Sintra und Mafra.
Morgen werden wir versuchen, einen Sightseeing-Bus in der City zu benutzen, um erst mal einen groben Überblick zu bekommen und am Nachmittag geht’s ins Oceanarium. Ich wäre am liebsten auch noch ins Aquarium gefahren, aber das wäre wohl des Guten zu viel….
Festhalten kann man aber schon jetzt, es gibt verbilligte Karten für alles mögliche – eine LisboaCard, damit kann man viele Museen kostenlos besuchen, hat alle öffentlichen Verkehrsmittel frei und bekommt in vielen Sehenswürdigkeiten Rabatt, oder auch eine Shoppingcard, eine Restaurantcard, einen Taxi Voucher usw. und bei allen gibt es eben Rabatte. Alle Karten sind Zeitkarten mit max. 72 Stunden. Was wirklich dran ist – ich halte Sie auf dem Laufenden. Auf jeden Fall haben wir schon mal an die 10 Stadtpläne „eingesackt“ für Interessenten in der Heimat.
Heute morgen haben wir uns dann auch mal den Platz angeguckt. Laut Prospekt ist dieser Platz „gründlich saniert“ worden. Schön ist, dass er in einem Grüngürtel liegt und man relativ zentral nächtigt. Schön ist auch, dass die für uns sichtbaren Plätze parzelliert sind, sich dort eine gegossene Stellfläche befindet und ein Turm mit Wasser, Abwasser und Strom. Drum herum ist alles grün und die Plätze selbst sind großzügig bemessen. Auch gibt es mehrere „Wascheinheiten“. Der Platz ist bewacht und überall ist ausreichend Licht installiert. Und in der Rezeption gibt es zwei Internet- Anschlüsse, aber keine Verbindung für „unsere Art“. Und die Damen in der Rezeption sind sehr freundlich und hilfsbereit.
Was nicht soo toll ist: mit dem warmen Wasser hapert es etwas und unsere Sanitäranlage ist nicht gerade vom Feinsten. Wir gehen jetzt in einem anderen Haus duschen und da passt es wieder. Was ich noch anmerken wollte: in Portugal hat man wohl ein gestörtes Verhältnis zu Klobrillen – es gibt jedenfalls fast nirgendwo welche. Aber Camper können Sie in einschlägigen Läden kaufen – sind zusammenklappbare aus Plastik. Das Restaurant auf dem Platz bietet nicht nur Frühstück für 3.50 Euro sondern auch Mittagessen für 6.50 Euro in Form einer Art Selbstbedienung. Der Kaffee ist auch lecker und kostet einen Euro.
Ansonsten heute keine besonderen Vorkommnisse.

14.3.2006
Oceanario Lissabon
Heute morgen haben wir uns in Ermangelung frischer Brötchen - der Supermercado macht erst um 10:00 Uhr unserer Zeit auf - im Restaurant Frühstück gegönnt. Bei der Gelegenheit merkten wir dann, dass man dort auch frische Brötchen, jedes eingepackt in eine Papiertüte, sehr wohl kaufen kann – merken wir uns für morgen…
Um 9:45 Uhr stellten wir uns dann an die Busstelle, um direkt zum „Oceanografico“ zu fahren. Nicht wissend, dass der Trip zwar nur 1,20 Euro pro Person kostete, aber 32 Haltestationen umfasste und locker 1 Stunde dauerte. Welch ein Durchgeschüttele auf diesen elendigen Straßen. Ich war froh, endlich aussteigen zu können, mir war ein bisschen schlecht. Wir durchquerten einen riesigen Busbahnhof, danach ein gläsernes Einkaufszentrum um dann auf der anderen Seite Richtung Ozeanografico gehen zu können. Wir hatten einen weiten Blick übers Meer und Gondeln fuhren über unseren Köpfen über das gesamte Gelände. Viele Cafes hatten schon offen und gerne hätten wir auch in der Sonne am Meer gesessen und einen „Galao“ geschlürft. Haben wir uns verkniffen. 
Statt dessen sind wir zwischen künstlichen See rechts und dem Meer links über eine Mole gewandert. Im Oceanografico bezahlten wir 5,50 Euro pro Person Eintritt –für Senioren -und dann waren wir sehr, sehr überrascht. Toll diese Anlage.
In der Mitte der Anlage befindet sich ein riesengroßer Tank mit Fischen aller Art – quasi „open Ocean“, da es alle vier Weltmeere umfasst. Dieser Tank wird auf verschiedenen Ebenen umrundet – mit vielen, vielen „Fenstern“ zum gucken. An die Mitte „angeklebt“ befinden sich die 4 verschiedenen Weltmeere noch einmal separat, also Pazifik, Atlantik, Antarktis und indischer Ozean mit ihrer speziellen, vielfältigen Tierwelt. Das Ganze wirkt grandios gigantisch.
Natürlich kriegten wir mal wieder nicht genug. Die Folge – Füße die nicht mehr in die Schuhe passten. Aber natürlich geben wir ja nicht auf. Und so wanderten wir zurück – Hunderte von Kilometern, ächz – zur U-Bahn-Station unter dem Busbahnhof. Und dann sind wir rasant in die City gebraust, mit einmal umsteigen – für 70 Cent pro Person. Als wir wieder ans Tageslicht kamen, fanden wir vor uns ein Cafe – und das war genau das, was wir jetzt brauchten. Dort haben wir in einem wirklich tollen Ambiente - mit Kristall-Lüstern an der Decke, echten „Miefquirlen“, bemalten und „gold“verzierten Decken, riesigen Spiegeln und flotten Kellnern brasilianischen Kaffee getrunken. Dann sind wir noch mal eine Weile durch die Gegend getigert, um uns umzusehen – bergauf und bergab. Jetzt weiß ich endlich, warum ich in „Lisboa“ nur sehr schlanke Menschen gesehen habe…
Viel brachte das aber nicht mehr, außer, dass wir wissen, wohin wir morgen fahren müssen, um die Straßenbahnlinie No 28 (das ist die Touristenbahn – auf alt getrimmt, mit offenen Fenstern und mit Route durch die Altstadt) zu bekommen und welche Sachen unbedingt noch gesehen werden müssen, bevor wir übermorgen weiterfahren. Uns gefällt diese Stadt, zumindest die alte Stadt, die hat so den besonderen Flair, ist so herrlich eng und verbraucht und vergammelt und wiederum im Umbau und wieder restauriert und so weiter. Wir haben uns den Luxus geleistet, mit dem Taxi zum Campingplatz zu fahren – mit 6,40 Euro waren wir dabei und das in 10 Minuten von der City aus und ohne Knochengeschüttele.

15.3.2006
Lissabon Stadtrundfahrt

Heute Morgen zog plötzlich See-Nebel herein und ruckzuck war die Sonne weg und es wurde feucht-kühl. Anni hatte schon Sorge, der Tag würde nix, aber ich beruhigte sie und letztendlich war es dann auch so. Die Sonne setzte sich wieder durch.
Heute fuhren wir mit Linie 14 in die Stadt, waren auch wieder gute 25 Haltestellen und die Straßen, die wir befuhren, waren stellenweise noch schlechter als die von gestern. Aber es ist die billigste Art „ Sightseeing“ zu machen. Und man sieht Gegenden, die ein Rundfahrtbus mit Sicherheit vermeiden würde. So kamen wir dann mal wieder gut durchgeschüttelt da an, wo wir eigentlich schon gestern hin wollten. Ins Auge fiel uns als erstes ein gelber Rundfahrtbus, der uns gute 2 Stunden durch die Gegend fahren sollte – für 14 Euro pro Person – „die blaue Tour“. Die alternative Fahrt mit der roten Straßenbahn wäre nur halb so lang gewesen und hätte 17 Euro gekostet. Erklärungen gab es mehrsprachig im mit gekauften Kopfhörer von jedem Sitzplatz aus.
Wir also los und in der Tat, es gibt viel zu sehen in Lissabon und es lohnt sich auf jeden Fall hier eine ganze Woche zu verbringen, um all diese Kunstwerke hier wenigstens im Ansatz zu besichtigen. Die Straßen und die Häuser sind alt, manche sehr alt. Aber viele werden bereits neu gestaltet, renoviert oder entkernt und neu gebaut – mit alter Fassade. Sieht irgendwie prächtig aus und verrät Geschichte. Manches wiederum ist fürchterlich vergammelt, dann wieder um die nächste Ecke ein prächtiges Geschäftshaus mit den meisten weltbekannten Mode-Designern. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bricht dafür ein altes Haus fast zusammen. Irgendwie wirkt das Moderne nicht immer mit dem althergebrachten. Aber es ist sehenswert!
Nach der Bustour sind wir zu Fuß Richtung “Rossio“ gewandert, dem Platz, wo der Bär tanzt. Kneipen, Cafes, Restaurants, Banken, Brunnen, Theater und der berühmte „Elevator“ befinden sich dort und in der Nähe. Wir haben in einer kleinen Kneipe preiswert und schlecht gegessen. Der Kaffee danach im „Cafe Suica“ war dafür um so besser. Anschließend haben wir uns unter anderem zwei Kirchen von innen angesehen – die eine mit alten Resten der vorherigen Kirche, die einfach neu überbaut wurde. Sieht irgendwie großartig, weil unerwartet, aus. Die andere klassisch, sogar mit Putzfrauen, die gerade mit den Staubsaugern die Kirche, bzw. den roten Teppich absaugten. Beide Kirchen sind sehenswert.
Auf der Suche nach der Straßenbahn 28 landeten wir wieder am morgendlichen Ausgangspunkt und da der Himmel mittlerweile wieder zugezogen und es schon weit nach 17:00 Uhr war, nahmen wir uns stattdessen ein Taxi und fuhren wieder hierher auf den Campingplatz.
Morgen werden wir weiterfahren Richtung Norden. Aber wir sind hier natürlich nicht fertig geworden mit unserem persönlichen Sightseeing. Und wie ich schon schrieb – wir kommen bald wieder… 

16.3.2006
Wallfahrtsort Fatima - Weiterfahrt bis Nazare an der Westküste Portugals 

Unerwarteter Weise war der Himmel heute Morgen bedeckt. Ein guter Tag zum Weiterreisen. Und nach den üblichen morgendlichen Ritualen fuhren wir gegen 9:30 Uhr los. Wir wollten uns den Luxus erlauben via Autobahn zum Wallfahrtsort nach Fatima zu fahren. Es sind an die 100 km und um mehr Zeit dort zu haben – vor allem bei dem Menschengedränge dort – gönnten wir uns für 11 Euro die Autobahn.
Dort angekommen erwarteten uns Hunderte von Parkplatz-Hinweisen und -regeln rings um die Kirche und nirgendwo ein Auto. Ziemlich dicht an der Kirchenrückseite bogen wir dann doch auf einen Parkplatz ab und siehe da, jede Menge Wohnmobil-Stellplätze. Auf dem PKW-Parkplatz nebenan standen so wenig Autos, dass man die noch zählen konnte. Wir waren einigermaßen erschüttert. Anstatt hier riesige Menschenmengen vorzufinden, die sich durch das gesamte Gelände wälzten – nichts und fast absolute Stille.
Auf dem Wallfahrtskirchen-Vorplatz fand gerade eine Messe statt mit vielleicht 30 Leuten. Ein paar Leute liefen über den riesigen Vorplatz, verschwindend gering und fast zu übersehen. In der Kirche selbst befanden sich noch weniger Leute. Das wars. Wir konnten es nicht glauben. Aber uns war es recht, weil wir nun viel Muße hatten, durch die Kirche und über den Vorplatz zu wandern. Selbstredend haben wir Kerzen gekauft und an einem speziellen Platz, der dafür angelegt ist, entzündet. Dann liefen wir noch gemächlich durch die fast menschenleeren Straßen des Dorfes um die Souvenirläden „abzuklappern“. Voll waren nur die Kneipen. Aber das dort angebotene Essen war unserer Meinung nach überteuert. Und nach den Essens-Erlebnissen von gestern konnten wir darauf verzichten.
Etwa zwei Stunden später fuhren wir weiter, zurück an die Küste von Nazare. Irgend jemand unterwegs hatte uns erzählt, dass das die schönste Stadt an der ganzen portugiesischen Westküste wäre. Ich kann mich diesem Urteil nicht unbedingt anschließen. Die Stadt ist hübsch, mit sehr engen, steilen Gassen in der Altstadt, freundlichem weiß - blauem Häuseranstrich und einer Zahnrad-Bahn vom Strand in die Oberstadt. Es gibt einen schönen Sandstrand und viele Souvenirgeschäfte. Dies war unser erster Eindruck. Wir sind, nachdem wir noch bei „Plus“ eingekauft haben, auf den Campingplatz gefahren und haben erst mal Mittag -und Abend gegessen, zumindest Anni.
Unsere Nachbarn sind zwei Schweden-Autos und die hätten gerne ferngesehen. Aber irgendwie klappt das wohl nicht, und sie sind sehr unzufrieden darüber und rennen wie aufgescheuchte Hühner hin und her und suchen die Lücke zwischen den Bäumen für den Satelliten-Empfang. Wir haben schon seit Tagen kein Fernsehen mehr gehabt und eigentlich ist das sehr unwichtig. Das Wetter in Deutschland ist keinen Hingucker wert und das Klinsi-Fußball-Theater ist uns momentan auch wurscht.
Morgen werden wir weiter die Küste nördlich entlang fahren, sofern sich das Wetter wieder mit Sonne bei uns zurückmeldet. Wenn nicht, dann werden wir spontan entscheiden, wie wir fahren…

17.3.2006
Regen begleitet uns von Nazare über Sao Pedro de Muel bis Aveiro
Um Mitternacht fing der Regen an und nun, gegen 20:30 Uhr – ca. 120 km weiter auf einem anderen Campingplatz, regnet es immer noch. Dazwischen gab es mal für kurze Zeit ein paar Sonnenstrahlen, und dann war es schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit. 
Nachdem uns auf dem gestrigen Platz in Nazare am frühen Morgen auch noch der Strom ausfiel und nicht mehr ansprang, sind wir einfach abgefahren. Da die Campingplatz-Rezeption erst um 9:00 Uhr öffnete, sind wir , nach Absprache mit dem dortigen Nachtwächter, erst mal nach Nazare frühstücken gefahren. Lecker Tässchen Kaffee und lecker Süßkram – es gab halt nichts anderes. Danach haben wir uns noch mal das Städtchen angesehen, aber wie es so ist bei Regen, selbst der Wochenmarkt kriegte seine Stände nicht in trockene Tücher…
Was ich noch zum Thema Sicherheit in Portugal ergänzen wollte: bis jetzt waren alle Campingplätze mächtig eingezäunt und über Nacht bewacht, mit Schranke und Kontrolle, auch Kontrollfahrten über das jeweilige Gelände. Man fühlt sich schon recht sicher.
Nach der Abrechnung um 9:00 Uhr auf dem Nazare-Platz haben wir dann überlegt, was wir nun machen: Anni wollte gerne nach Coimbra, der Unistadt in der man studiert haben muss, wenn man was von sich hält. Ich plädierte für die Küstenstrasse bis nach Aveiro. Da es wirklich regnete bis zum Abwinken, entschieden wir uns dann doch für die Küstenstrasse. Es wäre schade gewesen, Coimbra im Schnellverfahren und mit Regenschirm abzuhaken. Steht bei unserer nächsten Portugalreise auf jeden Fall auf unserem Plan.
Aber die Küstenstrasse überraschte uns dann doch mächtig. Unerwartet abenteuerlich, was die Strasse selbst angeht (ich bin dafür, dass die EU Portugal mehr Geld für die Straßen gibt und Spanien abzieht.), aber so was von schön-toll. Endlose Wälder auf Sand gebaut, mit üppiger Vegetation, Pinienbäume ?- denen man das Baumharz abzapfte, dann wieder Eukalyptuswälder. Dann riesige, verbrannte Wälder in denen die Natur schon wieder selbst aufforstet mit frischem Grün oder Gelb auf verbranntem Holz. Dazwischen kleine Seen, schicke Dörfer, alte Dörfer und immer wieder Straßen, die man besser so nicht nennen sollte. Ich hoffe, dass unser Wohnmobil langfristig keinen Schaden genommen hat von der ewigen Rappelage.
Und einen zweiten Traumplatz für längere Zeit haben wir auch gefunden: in Sao Pedro de Muel. Da hat man Sandstrand bis zum Horizont und trotzdem Felsenküste. Alles im Dörfchen ist harmonisch, freundlich, gepflegt und touristenfreundlich. Der gesamte Küstenbereich ist mit Holzstegen versehen. Man kann viele Kilometer an der Küste entlang wandern und das Meer und die Natur rings herum geniessen, ohne Wanderschuhe oder Bergsteigerausrüstung, oder gar Gummistiefeln – alles schön bequem. Dazu gibt es direkt an der Küste einen Campingplatz. Aber auch viele kleine und nette Hotels und Pensionen. Sorgen macht mir nur das viele Grün ringsherum. Ich denke, es regnet hier reichlich….
Wir sind viele Stunden weitergefahren an der Küste, schnurgerade mit mal rauf mal runter – wie in den USA, ein andermal durch tausende von Löchern in der Straße. Und dann wieder über Rennstrecken bis wir in „Costa Nova“ angekommen sind.
Dieser Ort liegt kurz vor Aveira und zeichnet sich nicht nur durch einen tollen Campingplatz aus – auch wenn wir uns hier mutterseelenallein, aber bewacht – befinden. Die Attraktion hier ist eigentlich der Ort, der aus lauter gestreiften Ferienhäusern besteht, bunt und knallig. Wir werden das morgen in Angriff nehmen, in der Hoffnung auf besseres Wetter…


18.3.2006
Von Aveiro (Portugal) bis nach Santiago de Compestela (Spanien)
Die ganze Nacht über hat es geregnet. Am frühen Morgen habe ich erst mal sorgenvoll den Grasboden unter dem Wagen kontrolliert. Er war dick voll gesogen mit Wasser, aber Anni hat uns später bravourös mit „heißen Reifen“ in einem Satz aus dem nassen Grasboden gefahren.
Zuvor aber haben wir erst mal in einem vollkommen gefliesten und sauberen Sanitärbereich mutterseelenallein mit viel heißem Wasser geduscht und anschließend gemütlich gefrühstückt und den üblichen Kram erledigt. Dann sind wir abgefahren – immer noch im Regen – und wurden freundlich vom Nachtwächter verabschiedet, der uns bereits die Schranke zur Abfahrt geöffnet hatte. Ich hatte am Abend zuvor noch mal kontrolliert, ob überhaupt einer da ist – so allein, wie wir auf dem Platz waren.
Empfehlenswert hier in Costa Nova ist, dass der Sandstrand mit großen Sanddünen direkt mit dem Campingplatz verbunden ist – geschützt durch einen doppelt hohen Zaun und mit fest verschlossener Eingangstür. In der Saison steht hier bestimmt auch einer und kontrolliert, wer da so rum schleicht. Der Strand dahinter ist „Sand bis zum Abwinken“, unterbrochen von kleinen echten und künstlichen Wellenbrechern. Die Wellen rollen hier mit Getöse, Geschwindigkeit und langen, weißen Wellen sehr hoch auf den Strand herauf, auch bei Ebbe. SCHÖN!
Wir fuhren zurück ins Örtchen, das wie die Küste Costa Nova heißt und begutachteten die vielen, bunten Holzhäuser hier. Alles sehr touristisch und deshalb sehr gepflegt. Ein kleiner, eher einheimischer Fischmarkt war auch geöffnet. Die Fischerboote lagen genau gegenüber dieses Marktes und einige Fischer brachten gerade ihren Fang in Plastikeimern direkt auf den Markt zu den Marktfrauen dort – also frischer geht Fisch wohl nicht.
Wir fuhren weiter nach Aveira, wenige Kilometer entfernt. Man sagt, dass es dort so wie in Venedig sein soll. Naja, ein Kanal macht noch keinen „Canale Grande“ und außerdem stank es dort ungeheuer. Allerdings lagen viele bunte Fischerboote dort. Aber es ist keine Saison, also passiert hier auch nichts. Wir fuhren einmal durch die „Altstadt“ und konnten wenigstens den Bahnhof mit seinen blauen Kacheln fotografieren. Hier muss man zu Fuß durchgehen, um wenigstens die Kirche zu besichtigen und die Fußgängerzone. Aber nicht im strömenden Regen und nicht mit einem Wohnmobil, das hier keinen Parkplatz finden kann, weil einfach zu groß.
Wir fuhren also weiter Richtung Porto. Einen Besuch dort haben wir für dieses Mal ausgelassen. Wir fuhren via Autobahn weiter und an einem riesigem Trödelmarkt vorbei, der total „eingemümmelt“ mit Planen hinter einem Schutz-Wall zur Autobahn aufgebaut war. Aber die Portugiesen hatten wohl auch keine Lust durch den Regen zu gehen, sie parkten einfach auf dem Autobahn-Notstreifen und kletterten über die Böschung nach oben auf den dahinter liegenden Markt. Nicht nur ein, sondern mindestens 30 Fahrzeuge standen so auf dem Streifen. So locker kann man das Leben auch nehmen!
Irgendwie hatten wir auf unseren weiteren Fahrt keine Lust mehr zu fahren. Nur zweimal hatten wir keinen platschenden Regen: in zwei Tunneln! Ansonsten schüttete es aus Eimern. Wir beschlossen: entweder auf den nächsten Campingplatz am Meer und da halt dann abwarten, bis der Regen aufhört, oder Weiterfahrt nach Spanien. Unsere Sorge war allerdings, dass wir dann vielleicht wochenlang warten müssten bis der Regen aufhört J. 
So entschieden wir uns für die Weiterfahrt nach Spanien, an die Fjorde der Gallier. Aber dort fanden wir keinen geöffneten Campingplatz. (Einen sehr schönen, leider geschlossenen Platz haben wir bei Carill gefunden, direkt am Fjord). Es war zum Haare ausraufen. Die Inseln und Küstenstreifen der Gallier sind wunderschön, sogar im Regen, aber nirgendwo ein Unterkommen, höchstens in freier Natur. Und da hatte ich nun gar keinen Bock drauf. 
Also fuhren wir weiter nach Santiago de Compostela, in der Hoffnung in dieser Stadt wenigstens ein Plätzchen zu finden. Und so war es letztendlich dann auch. Um 19:00 Uhr standen wir endlich – im immer noch strömenden Regen, auf einem Platz der halbwegs fest und trocken aussah. Dann haben wir nur noch ein Bierchen gezischt und wollten sonst nix mehr…

 


Woche:

01 Hinfahrt 02 Oliva/Valencia 03 Oliva 04 Oliva 05 Guadalest

06 Oliva 07 Cartagena 08 Tarifa 09 Lissabon 10 Galicien