17. 06.08 Teil-Rundfahrt auf den Vesteralen
Was für ein Tag!
Aber erst der Nachtrag zu gestern. Gegen 20:00 Uhr klopfte es an unserer „Haustür“, und eine junge Frau stand davor. „Ich bin aus Kempen und ich sehe, sie kommen auch aus der Ecke“, sagte sie.
Wir baten sie herein. Kempen ist nun wirklich nur 10 Kilometer von uns entfernt. Sie war schon seit drei Wochen mit dem Fahrrad unterwegs und schlief immer in ihrem Minizelt oder in
Jugendherbergen – und das alles mutterseelenallein. Stark!
Wir unterhielten uns eine Weile, und dann sah sie auf die Uhr und sagte, sie müsse nach vorne in die Rezeption und dort TV gucken, Deutschland würde spielen. Na, das war was für Anni. Wir also
direkt mit. Der TV lief auch exklusiv nur für uns, auch wenn das Bild auch sehr „schnee-ig“ war, das eine Tor konnten wir doch erkennen. Und jetzt ist unsere Fußballwelt wieder in Ordnung – wir
sind im Viertelfinale...
Heute morgen – bei strahlend blauem Himmel, "sattelten wir ohne Frühstück unsere Hühner" und gingen um 7:00 Uhr auf Tour. Wir wollten nach Andenes, dem nördlichsten Ort der
Vesteralen.
Eine Traumfahrt, dachten wir. Aber es kam noch besser. Diese Stadt – sie ist übrigens unser nördlichster Reise-Punkt – ist knuffelig, schön, gemütlich und es wert, mal ´ne Woche dort zu
verbringen auf einem Campingplatz direkt am Atlantik. Das Wasser dort ist nicht nur unterteilt von vielen kleinen Hügelchen, sondern das Wasser ist türkisblau vor endlos weißen Sandstränden –
immer wieder und um jede Ecke neu. Dazu dieser unendlich blaue Himmel und die Sonne – heiß wie bei uns im Hochsommer, also T-Shirt. Nur der Wind ist stramm und gewöhnungsbedürftig. Aber es geht
alles. Als erstes fuhren wir in den Ort zum knallroten Leuchtturm. Nein, Wal-Safari´s gibt es seit drei Tagen nicht, zu windig. Schade, aber ok. Dann fuhren wir durch den Hafen in den Ort selbst
und fanden ein Cafe zum frühstücken. DAS haben wir aus voller Seele genossen.
Der Ort ist schön, verfügt über einen kleinen Hafen, nette Lokale und Hotels direkt am Wasser. Und zwei „Discounter“ sind, neben den örtlichen Geschäften, auch im Ort. Für uns das Schönste – der
Ort ist so gebaut, dass es eine recht einsame Strasse direkt am Wasser gibt, vom Ortseingang – bis -ausgang. So kann man diese traumhafte Küste in vollen Zügen genießen und ist doch nah. Wie
schön, hier zu wohnen.
Der Ort ist schön, verfügt über einen kleinen Hafen, nette Lokale und Hotels direkt am Wasser. Und zwei „Discounter“ sind, neben den örtlichen Geschäften, auch im Ort. Für uns das Schönste – der
Ort ist so gebaut, dass es eine recht einsame Strasse direkt am Wasser gibt, vom Ortseingang – bis -ausgang. So kann man diese traumhafte Küste in vollen Zügen genießen und ist doch nah. Wie
schön, hier zu wohnen.
Alle Batterien unserer Kameras waren leer und wir hätten noch tausende Fotos mehr machen können. Rentiere haben wir gesehen und einsame Plätze mit bunten Booten und Fischernetzen und verschlafene
Fischerdörfer und Natur, schwankend zwischen Sumpflandschaft mit Millionen von Wollgras-Pflanzen am Wegesrand und dann wieder Bäume, Hecken und Grün in allen Schattierungen. Man kann es einfach
nicht beschreiben – man muss es erleben!
Aber irgendwann kamen auch wir wieder in der Wirklichkeit an, sprich der Kreuzung nach Sortland.
Da wir keinesfalls noch einmal auf dem Katastrophen-Campingplatz landen wollten, fuhren wir weiter auf die Nachbarinsel und dort in Richtung Myre. Und da fanden wir dann ein Plätzchen auf einem
kleinen Platz, direkt am Fjord, mit Blick auf eine atemberaubende Berg-Kulisse. Nein, die Mitternachts-Sonne werden wir hier auch nicht sehen, liegt in der falschen Richtung, aber was macht das
schon. Wir überlegen vielmehr, ob wir morgen nicht schon wieder einen „Ruhetag“ einlegen sollen, es ist auch hier auf seine Art toll...
18. 06.08 Weiterreise über die Vesteralen
Das war ja wieder was heute Nacht.
Plötzlich und unerwartet schüttete es aus allen Eimern. Und die Wiese, auf der wir standen, verwandelte sich innerhalb kurzer Zeit in eine Seen-Landschaft. Es war 00:44 Uhr, taghell und sehr
beunruhigend. Ich machte mir echte Sorgen, wie wir morgens bei diesem Regen den Wiesenhügel oberhalb dieses Platzes mit unserer „Mücke“ wieder auf die Strasse hinauf erklimmen sollten ohne
durchdrehende Reifen oder Schlimmeres. Aber Anni fühlte sich nur aus dem Schlaf gerissen und war demzufolge sehr ungnädig mit mir...
Gegen 8:00 Uhr wachten wir dann auf – ich habe trotzdem wieder gut weiter geschlafen – und es regnete immer noch. Zwar fisselig, aber unangenehm.
Wir überlegten, was wir tun sollten - auf dem Platz bleiben und Faulenzertag machen, weiterfahren oder abbrechen oder umgehend weiterfahren nach Narvik aufs Festland. Wir entschieden uns für´s
Weiterfahren auf den Inseln, da es hier auch im Regen traumhaft schön ist. Mit guten Tipps der Nachbarn aus Mönchengladbach ausgestattet – die seit 18 Jahren auf diesen Wiesenplatz kommen –
fuhren wir los Richtung “Nyksund“. Eigentlich war das mal ein unbewohntes Fischerdorf, aber ein Deutscher und seine Fan´s bauen/bauten die alten Fischerhäuser wieder auf und basteln bestimmt noch
die nächsten 20 Jahre daran. Und somit wurde es in die Liste der Sehenswürdigkeiten verbannt. Das allergeilste aber ist die Strasse nach dahin – ungeteert, durch den Regen rutschig wie
Schmierseife, eng, schmal, aber so was von „ich-weiss-nicht-wie ich-es-beschreiben-soll“- USA-Backways lassen grüssen und noch ´ne Scheibe obendrauf. Und es war furchtbar egal, dass das Wetter
nach wie vor „fisselig“ war. Der Ort selbst ist nur zu Fuß über eine Brücke erreichbar und dort befinden sich nach/wieder aufgebaute Fischerhäuser. Wir waren nicht dort. Wir haben Besseres
gesehen, sorry. Aber die Strasse dahin – einsame SPITZE!
Aber nichts desto Trotz – jeder, der die Natur und seine manchmal außergewöhnlichen Eskapaden liebt, sollte zu den Vesteralen fahren. Hier gibt es Gott sei Dank noch keinen
Wohnmobil-Massen-Tourismus, sondern hier treiben sich meist nur Individualisten rum – übrigens sehr viele Franzosen -und es ist noch einfach schön.
Campingplätze gibt es überall, aber da muss noch dran gearbeitet werden, obwohl wir wiederum sehr viele PKW-Touristen gesehen haben, die sich auf den Campingplätzen Hütten gemietet haben – kosten
zwischen 40 – 100 Euro je nach Ausstattung. Und somit werden den „normalen“ Touristen auch die Chance geboten, Norwegen/Skandinavien für sich zu erschließen – zu noch bezahlbaren Preisen.
Aber bei der Gelegenheit ein paar Worte zu den Vesteralen. Ich möchte betonen, es gibt bessere und einschlägige Literatur – auch im Internet – zu allen Reisen. Und wir möchten hier zwar aktuelle
Tipps geben, aber keinesfalls Reisebuch-Autor spielen. Und so wird unsere Information eher aus dem Leben gegriffen sein!
Die Vesteralen sind eher ein Stiefkind. Die meisten Touristen – und jetzt ganz besonders seit die neue Brücke die Inseln mit dem Festland verbinden – sind die Lofoten! der Renner. Und so ist es
dann da auch. Touris-Touris-Touris...! Die Vesteralen liegen leicht oberhalb. Die größte Stadt ist Sortland. Dort legen sogar die Hurtigrutenschiffe an. Die Inseln, die alle miteinander verbunden
sind bestehen aus 5 Hauptinseln: Andoy – Bö – Hadsel – Sortland -Öknes. Jede von ihnen hat ihre eigene Geschichte, aber alle leben vom Fischfang und dem Tourismus in der vielfältigsten Art. Und
ALLE haben diesen Flair von Natur in der reinsten Form. Wenige sind hier, aber die meisten kommen wieder... wegen Flora-Fauna-der Vogelwelt-Gebirge und Landschaft-dem Klima und der Ruhe.
Nachdem wir dann „Nyksund“ hinter uns gebracht haben, fuhren wir weiter auf die Nachbarinsel. Dort gibt es unter anderem alte aktive Fischerdörfer in „Nykan“ und „Hovden“. Ich brauche nicht zu
betonen, was wir da vorfanden – tolle Strassen, SONNE mittlerweile, Natur pur, schreiende Möwen und ganze Felsen voller Nistplätzen, und immer wieder diese verflixt engen Strassen an die steilen
Berge geschmiegt oder Felsen-rissig, gesplittert und trotzig im Meer und in dessen Gezeiten liegend und natürlich kleine Fischerhäfen und endlose Reihen Gestelle mit getrocknetem Dorsch. Ich kann
dazu nur sagen: Toter Fisch stinkt und getrockneter toter Fisch stinkt grässlich. Erstaunlich, dass es Länder gibt, die diesen Fisch auch noch für teures Geld kaufen...
Es war zwischenzeitlich spät geworden – fast halb sechs Uhr - und wir suchten einen vernünftigen Campingplatz. Und wir haben ihn wohl auch gefunden. Er nennt sich „Fjordcamp“, beheimatet in dem
unaussprechlichen Dorf „Kräkberget“. Aber total o.k. Hier sind viele Hütten direkt am Fjord und demzufolge viele Hobbyangler. Von der Ausstattung her besser als so manch anderer. Leider haben
außer uns nur noch Schweizer den Weg nach hier gefunden. Aber man fühlt sich dann nicht so allein.
Der Himmel ist wieder durchwachsen wolkig, aber wir denken, morgen wir es wieder schön...
19. 06.08 Weiterfahrt über Skagen und Sortland nach Lödingen
Und wieder ein supertoller Tag!
Der Campingplatz von heute Nacht ist eine Empfehlung wert. Schöner, großer, parzellierter Platz mit ca. 25 Parzellen. Dazu saubere Toiletten und Duschen mit reichlich kostenlosem Warmwasser. Eine
gut ausgestattete Küche, auch mit Tischen zum Sitzen. Dazu, egal wo man gerade steht, der Blick auf´s, zum oder über´s Wasser des Fjordes. Und sehr ruhig war es. Vorne im Restaurant hätten wir
sogar frühstücken, inter-netten oder einen zur Brust nehmen können – aber bei diesen Preisen.....Wir haben diesen Platz aber aufgenommen in unserer persönlichen Liste für´s nächste Mal. Man kann
von dort prima Tagestouren auf die anderen Inseln machen. Und hat abends wieder ein gepflegtes Zuhause.
Wir fuhren also weiter und fast waren wir ein bisschen traurig, dass wir bald mit den "Vesteralen" gucken „durch“ sind. Die Strasse, die wir dann heute fuhren, hat es uns dann etwas leichter
gemacht – ca. 12 Kilometer rauf und runter Schotterstrasse. Es war Gott sei Dank trocken, und so ist unsere „Mücke“ nur ein bisschen verdreckt von oben bis unten. Gefahren sind wir auf der Insel
Sortland, aber die hintere Strecke am Fjord entlang. Getroffen haben wir auf knapp 50 Kilometern 1 Fussgänger, 3 PKW – davon einen mit Litauer Kennzeichen (was der da wohl macht?), einen LKW und
ein Wohnmobil aus Belgien. Gefunden haben wir wieder tolles Gebirge, Steinwälle, Bergseen, Wasser ohne Ende, Schotterstrasse, sanfte Hügel und Wiesen und meist sonniges Wetter, aber tief hängende
Wolken über der Bergkulisse ringsherum. Allerdings – diese Strecke muss man einmal gefahren sein, es gibt hübschere, dramatischere Strecken...
Geendet hat diese Tour in Skagen. Rechts von uns ist eine riesige Brücke auf die Nachbarinsel „Hadsel“. Aber die sind wir nicht mehr gefahren. Wir müssen ja auch noch Herausforderungen haben,
wenn wir wiederkommen. Statt dessen sind wir zurück nach Sortland, um dort Brot zu kaufen und ´ne leckere Tasse Kaffee zu trinken. Eines muss man den Norwegern lassen – der Kaffee hier ist
Klasse. Aber ca. 5,20 Euro für zwei recht kleine Tassen sind auch `ne Menge Geld.
Wir fuhren weiter, auf einen Tipp von zwei anderen Campern hin, bis Lödingen in den Hafen. Beide sagten uns, dort wäre es preiswert zu stehen und direkt am Wasser. Und so fuhren wir denn da auch
hin. Ein kleiner schmaler Weg führt an dem Berufsfischer-Minihafen auf einen großen Platz, an dem es ausreichend Stromboxen und ein Servicehäuschen gibt. Ebenso frisches Wasser, Duschen, Toilette
und eine Geschirrspül-Gelegenheit. Und mit viel Gottvertrauen und der Ehrlichkeit der anwesenden Wohnmobil-Touristen rechnet dann auch die Stadt hier. An der Service-Häuschen-Tür hängt ein
Kasten, daneben liegen Tüten, in die man 125 norw. Kronen (ca. 15.- Euro incl. Strom) steckt und in den abgeschlossenen Kasten wirft.
Es war zwar erst gegen 13:30 Uhr als wir dort ankamen, aber nur mit viel Glück bekamen wir noch einen Platz – und den exklusiv auf der ebenen (!) Wiese, direkt am Wasser. Mit Blick auf ein
Bergpanorama, vor der Nase einen kleinen Strand, eine kleine Landzunge und man kann sowohl eine Hurtigruten-Linie und ein Fährschiff und - wer weiß, was noch kommt - beobachten, die nebenan im
Haupt-Hafen starten und landen. Direkt vor unserer Nase ein Leuchtturm, zu dem man über Holzstufen hinaufsteigen kann. Von dort hat man dann wieder einen sagenhaften Blick in den Fjord und die
Bergkulisse rings herum.
Keine Frage, hier bleiben wir auch 2 Nächte. Und die Sonne scheint oftmals auch noch. Spannend ist es auch, denn hier kloppen sich wieder zwei Länder um Plätze und Stromleitungen. Wir haben
mittlerweile neben der Natur das Hobby: „ Touri-Gucken“ entwickelt. Ist vielleicht gehässig, aber ausgesprochen spannend. Und da wir uns hier wieder auf der Lofoten-Rennstrecke befinden, ist auch
wieder der Teufel los, was den Touri-Verkehr angeht. Ach, war es schön ruhig auf den Vesteralen!!
Den Platz/die Stadt Lödingen können wir geographisch nicht so genau zuordnen. Sie liegt an der E10, aber so zwischen Lofoten, Vesteralen und Ofoten. Wenn wir wieder zu Hause sind, werden wir das
mal genauer in Erfahrung bringen.
Morgen werden wir, wie schon geschrieben, hier bleiben, wenn das Wetter wenigstens so bleibt. Wir haben keine Eile.
20. 06.08 ein weiterer Tag in Lödingen
Gestern Abend war es noch richtig lustig. Neben uns stand ein deutsches Wohnmobil. Sie putzte und putzte, und ich fragte sie im Scherz, ob sie nicht bei mir weitermachen wolle, da wir ja nun den
Dreck von den letzten Tagen noch drauf haben. In dem Moment kam ihr Mann mit einem kapitalen Dorsch, den er soeben geangelt hatte – stolz wie ein Spanier. Ich fragte natürlich, ob ich davon ein
Foto machen dürfe. Ich durfte und bewunderte natürlich sein Anglerglück. Worauf seine Frau aus dem Hintergrund meinte, momentan würden sie noch den Fisch von vorgestern essen müssen...
Der Abend war wolkenlos mit strammem Wind, und pausenlos fuhren jetzt Lotsenboote raus, um große Pötte durch den Fjord zu leiten. Um 2:56 Uhr in der Nacht wurde ich wach, weil die Sonne mir ins
Gesicht schien. Sehr intensiv. Der ganze Stellplatz war in warmes Licht getaucht. Natürlich versuchte ich wieder ein Foto zu machen. Wir haben es verpasst, als die Sonne hinter den Hügeln
wanderte, aber wir haben es mitgekriegt, als sie plötzlich hinter den Wolken hervor kam und uns ausleuchtete. TOLL! Ist fast nicht nachvollziehbar mitten in der Nacht.
Heute morgen war es dann erst mal sehr sonnig. Aber mittlerweile regnet es ein bisschen. Aber die Sonne arbeitet dran, und vielleicht wird es ja am Abend wieder schön und mit blauem Himmel. Und
dann werden wir heute Nacht bestimmt munter bleiben, um nix zu verpassen.
Anni drehte heute morgen nach dem Frühstück ihre Platzrunde. Nicht weit von unserem Platz entfernt stand ein Mann und reinigte seine Fische. Die Möwen waren wie die Geier – laut schreiend, gierig
und nicht schüchtern, dicht an den Mann heran zu fliegen, nur um etwas von den Abfällen mit zubekommen. Anni sprach mit dem Mann und kam vielleicht zwanzig Minuten später an mit einem Teller
voller Fisch - Scheiben. Sie strahlte über alle vier Backen. „Frischer Fisch ist der beste, und den habe ich geschenkt bekommen“, meinte sie. Das fand ich dann auch toll, und wir waren dann auch
der Meinung, dem netten Mann was abgeben zu können von unseren heimischen Getränken. Offensichtlich hat Anni ihn damit dann sehr glücklich gemacht, denn sie kam mit weiteren vier Stücken Fisch
angetrabt. und mit der Mitteilung, dass der Mann schon 54 mal hier gewesen sei und sich freuen würde, uns Tipps geben zu können für diese Reise und die kommenden nach hier. Das werden wir später
machen und zu ihm hingehen.
Mittlerweile war es elf Uhr morgens, und das Frühstück war schon zwei Stunden her. Anni rutschte unruhig auf ihrem Sitz hin und her, bis sie dann beschloss, jetzt Hunger zu haben. Also die vier
letzten mitgebrachten Fisch-Stücke in die Pfanne und danach hörte ich lange Zeit kein Wort mehr von Anni. Sie schwelgte schweigend im Fischgenuss...
Bei der Gelegenheit: in diesem Land des Fisches ist es kaum möglich, frischen Fisch zu bekommen und wenn, dann zu sehr hohen Preisen – und allenfalls auf dem Markt. Man ist wirklich darauf
angewiesen, auf den Campingplätzen jemanden zu finden, der einem etwas verkauft, tauscht oder schenkt – oder man muss selbst angeln. Ansonsten – und wir haben da ja jetzt auch schon Erfahrungen
gesammelt, ist es einfach einzukaufen. Es gibt alles, auch Mineralwasser-Flaschen mit Pfand und Pfandautomaten wie bei uns. Einige Geschäfte, die auch Lidl oder Aldi heißen könnten und natürlich
die großen klassischen Supermärkte wie z.B. Coop. Aber so wirklich macht das Einkaufen keinen Spaß. Selbst simpler Toast kostet hier an die 4 Euro. Und so sind wir schon recht froh, alles
reichlich dabei zu haben, außer halt den wenigen frischen Sachen, die man so braucht.
Eigentlich wollte wir ein bisschen laufen und den Ort hier besuchen, aber da es regnet lassen wir das erst einmal. Es ist richtig trist draußen, die Wolken hängen sehr tief auf den Bergen, und es
sieht aus, als würden diese zusammengedrückt. Aber wir sind nun wirklich gezwungen, Pause zu machen. Und überhaupt, Anni ist schon wieder verschwunden, Tipps bei dem Mann abholen, und das dauert
bis jetzt schon über zwei Stunden...
Morgen werden wir auf jeden Fall weiterfahren, über hübsche Nebenstrecken nach Narvik und wenn möglich auch ein bisschen weiter. Hier die Fähre am Ort geht auch nach Narvik, und alle zwei Stunden
taucht sie auch wieder vor unserem WoMo-Fenster auf. Aber ein Nachbar hier sagte, es wäre die teuerste Fähre überhaupt. Und da wir es nicht eilig haben und sowieso noch unzählige große und kleine
Fähren auf uns warten, fahren wir morgen erst mal „ außen rum“...
21. 06.08 Weiterfahrt über die Landstrasse 825 und Narvik nach Ballangen
Es ist 9:00 Uhr, und Anni schläft noch fest. Kein Wunder, wir haben Teile der Nacht damit verbracht, eine Art Mitternachtssonne zu genießen. Gestern Abend gegen 20:00 Uhr riss der Himmel wieder
auf, der starke Regen hörte fast abrupt auf, und wir hatten strahlenden Sonnenschein und blauen Himmel, bis die Sonne gegen 22:30 Uhr hinter den Bergen erst mal verschwand. Hier taucht die Sonne
nicht bis an den Rand des Atlantiks, um dann wieder aufzusteigen, sondern hier verschwindet die Sonne hinter den vor dem Atlantik liegenden Hügeln, um dann zwischen denen wieder aufzutauchen, und
waagrecht zu wandern, bis sie auch hier optisch aufgeht. Dieser Vorgang hat gute drei Stunden gedauert und natürlich wollten wir uns das nicht entgehen lassen. Und so saßen wir von Mitternacht
bis 3 Uhr morgens im Wohnmobil um „Sonne zu gucken“.
Wenn man sich vorstellt, es ist mitten in der Nacht, draußen ist alles taghell, die Möwen kreisen – allerdings ohne Geschrei – einige wenige Fischerboote tuckern durch den Fjord, und die Wellen
plätschern direkt vor der „Haustür“. Ist kitschig, ich weiß, aber wunderschön.
Da Anni bei ihrem Besuch beim Fisch-Nachbarn diesem noch ´ne „Pulle“ aus unserer Reserve versprochen hatte, brachte sie diese gegen 21:00 Uhr dort hin. Und raten Sie mal, womit sie wiederkam?
Fisch natürlich. Aber nicht einfach so. Die beiden 83-jährigen hatten sich die Mühe gemacht, als Gegenleistung für die nächste Pulle für Anni „Fisch-Frikos“ zu machen. Das muss man sich dann so
vorstellen: erst wird der Fisch filetiert, dann vorgebraten, damit die Haut leichter runter geht. Dann wird mühevoll das Fisch-Fleisch abgekratzt. Dazu hat die „Chefin“ Brotstückchen klein
geschnitten und viel Gewürze dazu gegeben. Das ganze gut vermengt und in Silberpapier gepackt, quasi bratfertig, damit Anni das alles mitnehmen kann. Toll, solche Menschen! Und selten
geworden.
Ich will hier keine Schimpfkanonade loslassen, aber manchmal platzt mir der Kragen bei einigen unverschämten und großkotzigen Campern - wie heute morgen. Zu dumm um die Wohnmobil-Toilette
auszuleeren, aber rummeckern, weil er warten musste und zwei andere erst „dran“ waren mit Entleerung- einer davon war ich. Dabei hat der Kerl noch nicht mal auf dem Platz, sondern davor gestanden
und damit Platz-Gebühren geschnorrt. War übrigens ein Deutscher mit ´nem Protz-Mobil.
Gegen 10:00 Uhr machten wir uns auf die Socken. Die Sonne schien wieder vom blauen Himmel, und die Luft wirkte klar. Wir mussten zurück auf die Rennstrecke E10 und eine Weile den dortigen Stress
mit-ertragen, bevor wir hinter der Tjeldsund-Brücke wieder abbiegen konnten auf die Straße 825 Richtung Gratangsbotn. Am Ende dieser Strecke landet man wieder auf der E6, die wiederum wenige
Kilometer weiter mit der E10 verschmilzt. Diese Hinterlandstrecke an Fjorden vorbei, deren Namen ich nirgends fand, an kleinen Fischerhütten, noch kleineren Siedlungen vorbei bis zu einem Abzweig
829, mit der man den Weg nach Narvik abkürzen könnte. Wir entschieden uns trotzdem für die 825er- Strecke. Wir waren fast allein auf der Strecke. Außer Schafen und einem Angler sahen wir lange
nichts.
Dafür Wasserfälle einfach so neben der Strasse, reißende Bäche und mal wieder Natur pur. Dann wurde es aber trotzdem irgendwann langweilig, das Licht stand nicht sooo gut, und alle Fotos wirkten
düster. Und gerade da kam dann das nächste Highlight. Ein sonnenbeschienener Berg und mehr als 12 Wasserfälle, die in den Fjord reinplatschten. Und DAS war dann wieder schön zu gucken und zu
fotografieren. Auf dieser Strecke trafen wir dann auch gleich 3 (!) Holländer-Touris. Ich bin mal gespannt, ob es den Tag noch mal gibt, wo ich zuerst an einer Sehenswürdigkeit bin...
Als wir die E6 erreichten, regnete es so was, dass die Scheibenwischer es nicht schafften und Sturzbäche an Wasser auf der Strasse entlangliefen. Wenn man das positiv sieht, wir kriegten
kostenlos das Auto gewaschen, und einen Gebirgszug weiter war wieder eitel Sonnenschein, also auch kostenlose Wagen-Trocknung.
In Narvik machten wir es kurz, wir kennen die Stadt und sie hat für uns nicht den Charme, dass man dort verweilen müsste. Nur ein ganz bestimmtes Hinweisschild wollte Anni noch mal fotografieren.
Und das stand Gott sei Dank immer noch am selben Platz und war ganz leicht zu erreichen.
Die Fahrt ging weiter – jetzt endgültig auf norwegischen Festland - nach Ballingen. Hier gibt es einen Campingplatz, und obwohl uns einige Camper unterwegs gesagt hatten, dieser Platz wäre nicht
der Brüller, fuhren wir nach hier. Anni war schon ganz schön quengelig, sie wollte doch unbedingt ihre Fisch-Frikos essen. Und überfüllt wirkte es hier auch noch nicht. So landeten wir gegen
15:30 Uhr hier auf dem Campingplatz Ballingen. Und da stehen wir nun mit Blick auf den Fjord. Es ist warm hier und sonnig. Und der Tag ist gelaufen.
Morgen werden wir weiterfahren und damit zurück auf den Campingplatz „Saltstraumen“ hinter Bodö und dann weiter auf unserer Route der RV 17 die Küste runter...
22. 06.08 Weiterfahrt von Ballangen über Engeloya nach Saltstraumen
Heute war ein Fahrtag. Gegen 9:15 Uhr fuhren wir von Ballangen los.
Allen Unkenrufen zum Trotz, dieser Camping-Platz ist optisch Klasse. Vom gegenüberliegenden Berg kommt ein Wasserfall ins Tal, läuft kanalisiert in einen fast reißenden Bach, um danach im Fjord
zu enden. Schade, dass wir nicht gesehen haben, dass es auch da einen Stell-Platz zum Übernachten für uns gegeben hätte. Auch ansonsten war der Platz schön, den Fjord vor der Nase, im Hintergrund
die schneebedeckten Berge und davor zusätzlich noch einen weiteren kleinen Bach, der auf rotem Steingrund ebenfalls in den Fjord floss, leise und gluckernd. Die sanitären Einrichtung waren sauber
und ausreichend. Nur Internet war zu teuer – 40 Kronen für 1 Stunde (7,-Euro), das ist fast Wucher.
Unsere Tour ging auf der Rennstrecke E6 Richtung Bodö. Festzustellen bleibt, dass der Autoverkehr auf der E6 in den Norden um ein Vielfaches höher ist, als der in den Süden. Aber trotzdem wurde
man pausenlos bedrängt – von Bussen, von Caravanfahrern, von einheimischen Autofahrern, endlich Platz zu machen, damit überholt werden kann. Damit macht eine auch trotz Nieselregen immer noch
landschaftlich reizvolle Strecke überhaupt keinen Spaß. Permanent fühlt man sich gehetzt und wir beide sind nun wirklich keine Schlaftabletten hinterm Steuer...
Irgendwie und irgendwann erreichten wir dann auch die Fähre von Skarberget nach Bognes – der einzigen momentanen Fährstrecke auf der E6 in dieser Gegend. Wir mussten ca. 40 Minuten warten bis die
nächste Fähre kam. Vor uns stand neben einem weiteren PKW nur ein Bus voller ostdeutscher Touristen, die aufgrund der langen Wartezeit ausgestiegen waren. Dauernd guckten sie auf unser
Nummernschild, das für Viersen auch aus 3 Buchstaben besteht – und 3-Buchstaben-Nummernschilder sind ja eher „Ossi-Recht“. Irgendwann fühlte ich mich genötigt, den mittlerweile 6 Leuten, die vor
unserem Auto standen zu erklären, dass wir am Niederrhein ansässig wären und daraus ergab sich dann eine tolle Diskussion über Meck-Pomm und die dortigen Campingplätze. Ich muss sagen, die Leute
waren nett und informiert. Am lustigsten fanden wir es dann aber doch, dass der Busfahrer/Reiseleiter zu uns kam, um sich von uns sagen zu lassen, wo er mit seinen Touris denn noch hinfahren
könne, um ihnen was zu bieten. Wir empfahlen ihm Saltstraumen, da er sowieso in Fauske, dem Ort vor Bodö übernachten sollte. Das allerschärfste aber war, dass ungewollt und nicht beabsichtigt,
diese Fähren-Überfahrt für uns kostenlos war. Wir sollten an Bord bezahlen, da der Kassierer an Land keine Mastercard nehmen wollte/konnte. Aber an Bord wollte auch keiner unsere Karte und so
konnten wir nur von dannen fahren, als wir wieder auf dem Festland ankamen. Ich sehe es in diesem Falle als Honorar für die Aufklärung und Beratung der Bus-Reiseleitung für deren weitere
Fahrt...
Wir machten auf unserem Weg, Richtung Bodö, einen Abstecher zur klitzekleinen Insel „Engeloya“ an der Strasse 835. Vor guten zwanzig Jahren waren wir hier einmal unfreiwillig gelandet, weil wir
in Skutvik die falsche Fähre genommen hatten. Damals mussten wir eine Woche ausharren, bis wieder eine Fähre kam. Heute gibt’s da Brücken... und Holländer. Wir fuhren noch mal zu der Stelle, an
der wir damals in einer Hütte wohnten, und von der aus wir die einzige echte Mitternachtssonne gesehen hatten - ganz zu schweigen, dass es all die Tage dort sonnig und bis dreißig Grad warm war.
Aber manchmal ist es besser, seine innerlich verherrlichten Erinnerungen zu behalten, als nach so vielen Jahren nachzusehen wie es denn heute da so aussieht...
Wir fuhren zurück zur E6 und weiter und weiter, anscheinend endlos. Dabei überwanden wir insgesamt 21 Tunnel, den kürzesten mit wenigen Hundert Metern, die längsten mit mehr als 8 Kilometern. Die
Campingplätze unterwegs gefielen uns nicht, und das Wetter war auch eher trübe. Also zogen wir durch bis nach Saltstraumen, unserem Campingplatz auf dem wir zur Beginn dieser Reise schon einmal
waren. Somit hat sich der Kreis unserer Insel-Touren hier auch geschlossen.
Morgen fahren wir weiter auf der RV 17 – der Küstenstrasse mit ihren vielen Fähren. Somit werden wir viel Natur, wenig Rennstrecke und hoffentlich bestes Wetter erleben. Und unsere Touren werden
kurz sein...