Ein toller Tag in der Bergwelt Andalusiens.
Das hatten wir uns schon länger vorgenommen, folgende Bergdörfer zu besuchen: Das Hexendorf Soportujar, das Schokoladendorf Pampaneira und das Schinkendorf Trevelez. Ja, diese Dörfer sind bekannt und auch sehenswert! Laut Google-Maps benötigt man für eine Strecke ca. 120 km mit einer Zeitangabe von etwa 2 Stunden. Klar, man muss natürlich auch wieder zurück und verdoppelt somit Kilometer- und Zeitangaben. Relativ früh machten wir uns gegen 9 Uhr zu viert auf den Weg. Wir beide kannten alle drei Orte noch nicht, im Gegensatz zu Inge und Robert. Ich darf jetzt schon verraten, dass wir für die 240 km dann doch tatsächlich fast 9 Stunden gebraucht haben incl. Pausen.
Wir starteten natürlich in Torrox und nahmen die Autobahn A7 bis etwa Motril und wechselten da auf die A44 in Richtung Granada. Damit hatten wir dann schon einen großen Abschnitt der Strecke relativ schnell hinter uns. Dann wechselten wir auf die A 346. Dabei fuhren wir eine zeitlang mehr oder weniger an dem Stausee Gualdafeo östlich entlang. Eine schöne Straße, oft an Felsen entlang und mit Blick auf den Stausee. Aber die wirklich kurvenreichen Straßen lagen natürlich noch vor uns. Und das waren nicht wenige! Wir wechselten dann auf die A 348 und fuhren weiter bis Orgiva. Von weitem kann man bereits die Türme der Kirche sehen, Iglesia de Nuestra Señora de la Expectación, die im 16. Jahrhundert an der Stelle einer Moschee entstand. In Orgiva wechselten wir die Straße und fuhren auf die A 4132 mit dem Ziel Soportujar, das Hexendorf.
Eigentlich ein unbedeutender Name für ein Dorf. Aber das Dorf hat es in sich. Kurvenreich näherten wir uns immer mehr. Und unsere Neugierde stieg dabei. Allerdings waren wir verunsichert, ob wir überhaupt ins Dorf mit einem PKW fahren konnten und ob wir tatsächlich irgendwo einen Parkplatz finden würden. Aber wer uns kennt, weiß, dass wir (fast) alles erreichen und möglich machen. 🙄😮!! Ja, wir kamen an und … fuhren ins Dorf bis zu einer Sperre. Da ging dann nix mehr. Aber davor war ein Hinweisschild zu einem Parkplatz. Ebenfalls lasen wir, dass das auch der Weg zum Hänsel-und Gretelhaus sein würde. Dagmar fuhr den steilen (Beton-) Weg hoch und wir kamen tatsächlich an einem Parkplatz an, der 5 € für den Tag kosten sollte. Da wir sehr früh ankamen, hatten wir aber davor die Möglichkeit zu parken. Das nutzten wir natürlich aus. Die Entscheidung dort oben zu parken war gut und sinnvoll, denn … das Dorf hat viele sehr enge Gassen und Wege, die alle extrem steil nach unten führen und… die wir auch wieder hätten hochgehen müssen. Abwärts geht leichter als hoch …!!!! Aber zu dem Zeitpunkt wussten wir natürlich nicht, dass Dagmar sich bereit erklärte, nicht die ganzen Wege mit hinunter zu gehen, sondern wieder zurück zum Auto, um uns drei dann unten an der Hauptstraße wieder einzuladen. Danke Dagmar!
Ja und dann sahen wir sie alle. Ich habe die Hexen (Figuren!) nicht gezählt, die irgendwo standen oder unbemerkt uns beobachteten. Nein, ich meine nicht die Einwohner! Die wichtigsten, sehenswerten Punkte des Dorfes haben wir erkundet. Letztlich fehlte uns noch eine Riesenspinne, die aber am Rand des Dorfes zu finden sein soll. Die wollten wir dann doch nicht auch noch begutachten.
Hat der Besuch gelohnt… eine Frage, die wir uns im Anschluss stellten? Mit und für Kinder/n bestimmt ein Erlebnis. Für neugierige Erwachsene wohl auch. Aber dafür extra lange Anfahrtswege in Kauf zu nehmen wohl weniger. Wir hatten uns ja entschieden , dieses Dorf mit den beiden anderen Dörfern zu kombinieren. Und der kleine Abstecher dorthin war dann ok!
Dann stand bei uns an, das Schokoladendorf Pampaneira zu besuchen. Das Dorf lag auf unserer Straße nach Trevelez und bedeutete keinen Umweg. Es liegt ebenfalls am Südhang der Sierra Nevada. Der Ort liegt in rund 1060 Metern Höhe an der Schlucht des Rio Poqueira, einem Zufluss des Rio Guadalfeo. Das maurisch geprägte Pampaneira hat schon mehrfach Preise für sein ansprechendes Ortsbild erhalten: Die weißen, winkelförmigen Häuser mit Flachdächern ziehen sich terrassenförmig die Hänge hinauf und sind durch enge, steile Gassen miteinander verbunden. Ja, das Dorf hat was! Pampaneira ist heute bekannter Ausgangspunkt für Wanderungen in die Alpujarras (Gebirgsregion der Provinz Granada). Wie viele der umliegenden Dörfer ist Pampaneira auch ein Weberei-Zentrum für die Produktion farbiger Decken, Stoffe und Teppiche. In zahlreichen kleinen Läden werden zudem Objekte aus dem Kunsthandwerk und lokale kulinarische Spezialitäten als Souvenir angeboten. Wir entschieden uns vor Ort, Schokolade aus einer Schokoladenfabrik zu kaufen. Das war etwas Besonderes. Wer hat schon einmal Schokolade gekauft, die in einer Form einer „Wurstpelle“ angeboten wird? Naja, billig war das dann doch nicht.
Wir entschieden vor Ort, eine Kleinigkeit auf einem Marktplatz in der Sonne zu essen. Es gab mal wieder etwas Typisches: Plato Alpujarreño. Eine Mahlzeit aus Blutwurst, Bratkartoffeln,
Spiegeleier, Schweinefleisch (-knochen!) und Serranoschinken. Für uns wohl gewöhnungsbedürftig, denn das Gericht war total überteuert und nicht gerade geschmacklich ein Höhepunkt! Da haben wir
schon andere bessere und preiswertere "Nationalgerichte" kennengelernt, die es wert waren. Trotzdem ist der Besuch von diesem Dorf schon lohnenswert. Alleine die dort angebotenen textilen
Produkte waren schön und preiswert. Aber unser Flugreisegepäck hätte sich da bei uns beschwert!
Aber wir hatten unser eigentliches Ziel noch nicht erreicht: Trevelez. Ein Ort, der bekannt ist als Schinkendorf.
„Hier in Trevélez ist der Himmel nah und die Luft frisch und klar. Das Bergdörfchen in den Alpujarras klebt wie ein weißes Schwalbennest am Südhang der Sierra Nevada – dem höchsten Gebirge der Iberischen Halbinsel. Das Weiß der kubusförmigen (würfel…) Häuser scheint eine Spiegelung der dahinter aufragenden schneebedeckten Gipfel des Mulhacén zu sein . Das Dorf in der Provinz Granada wirbt nicht umsonst damit, das höchste Dorf Spaniens zu sein – es liegt auf 1.476 m Höhe. Schon der Weg nach Trevélez ist ein Erlebnis. Das Auto windet sich Serpentine um Serpentine immer weiter hinauf und bietet ... atemberaubende Ausblicke auf tiefe Schluchten und hoch aufragende Bergketten. Wie überall in Andalusien wurde auch hier die Geschichte über Jahrhunderte von den Mauren geschrieben. In Trevélez zeugt nur noch die verschachtelte Struktur des Dorfes von diesem Erbe. Die drei verschiedenen Viertel des Dorfes trennen einen Höhenunterschied von rund 200 m. Doch auch wenn das Bummeln durch die engen Gässchen des Bergdorfes etwas beschwerlich ist, so lohnt es sich doch die Mühe. Am höchsten Punkt angekommen liegt Trevélez zu Füßen und du genießt ein majestätisches Bergpanorama.“ (Zitat)
Besser könnten wir das Dorf auch nicht beschreiben. Es hat eine tolle Lage, aber der Weg dahin ist sehr, sehr strapaziös. Aber den Ort zeichnet nicht nur seine außergewöhnliche Lage aus, sondern
auch die Herstellung des berühmten „Jamón Serrano“ – Schinkens. Aufgrund der ganzjährig kühlen und trockenen Winde haben die luftgetrockneten Schinken hier die besten Voraussetzungen.
Der beliebte Schinken wird zwar in vielen Bergdörfern Andalusiens hergestellt, doch steht der aus Trevélez im Ruf, der beste zu sein. Es ist wirklich nicht zu übersehen, dass Trevelez das Dorf
des Schinkens ist. Überall sieht man Hinweise in Form von nachgestellten, symbolischen Schinkenkeulen oder auch Nachbildungen ganzer Schweine. Die Schinken-Trockenspeicher vor Ort sind auch nicht
zu übersehen und auch nicht zu „überriechen“. Für Kenner sei erwähnt, dass es sich bei den Schweinenrassen um Landrace, Large-White und Duroc handelt (...sagt mir nichts).
Nicht selten wird mit dem Schinken vor Ort auch Forelle (Trucha) angeboten. Das gilt auch für kleine Zickleins (choto al ajillo), die nach Knoblauch duften und dort auch auf vielen Speisekarten
zu finden sind. Trevelez scheint wohl ein Ort für Feinschmecker zu sein.
Das wäre genau das Richtige für uns vier gewesen 😍, … aber wir hatten doch schon im Schokoladendorf „zugeschlagen“. Leider! 🙄. Aber auch gut so, denn Trevelez war mit Bus-Touristen
überfüllt.
Also fuhren wir nach einem kurzen Stopp weiter, über die A 4132, die wieder ein besonderes Erlebnis war. Eine superschöne, kurvenreiche Straße! Es ging immer weiter abwärts. Ich konnte sehen, wie
Dagmar als Fahrerin in ihrem Element war 🤩. Vor Begeisterung schlug Dagmar sogar vor, eine andere Straße als geplant weiter zu fahren, ...weil da mehr Kurven waren. So machten wir das dann auch.
Zunächst fuhren wir bis Almegijar, um südlich davon auf die A 348 zu wechseln. In Torvizcon wechselten wir dann auf die GR 5204, mit dem Ziel Polopos . Ab dort sieht
und fährt man nur noch in Serpentinen herunter, um an der Küste bei La Guapa auszukommen. Ja, diese Strecke ist so toll, dass wir sie immer wieder gerne wiederholt fahren. Unten angekommen,
fuhren wir auf die Autobahn A7 in Richtung Malaga… und verließen sie nach vielen Brücken und Tunnel dann in Torrox. Das war ein superschöner, toller, unbeschreiblich erlebnisreicher Tag. Aber …
nach 240 km und fast 9 Stunden waren wir trotzdem alle geschafft. Wer hier in diesem Teil Andalusiens Urlaub macht, sollte versuchen, die heutige Tour einzuplanen, um auch das „andere,
bergige Andalusien" kennenzulernen.