Was für ein Tag, ein Tag, der wieder in unserer Erinnerung verankert ist.
Wir hatten uns eine Strecke ausgesucht, die wir bisher nicht gefahren sind und die für uns neu war und neue Eindrücke vermitteln sollte. Es ist gar nicht so einfach, im näheren Umkreis Straßen zu finden, die wir nach fünf Wochen Aufenthalt hier in Torrox noch nicht wirklich befahren haben. Aber es ist uns dann doch gelungen, jedenfalls die meisten Strecken von heute noch nicht zu kennen. 😁😃
Unsere Ziele waren u.a. die Orte Torvizcon und Albondon. d.h. neben sehenswerten Straßen, die einen Kontrast zwischen Küste und Bergwelt darstellen, wollten wir sehenswerte Mandelplantagen und auch besondere Weinanbaugebiete durchfahren. Torvizcón liegt in einer Senke des Río Guadalfeo und ist ein typisches Dorf mit engen Gassen und weißen Häusern zwischen der Alpujarra der Sierra Nevada und der Küste des Mittelmeeres. Von Vélez de Benaudalla aus bis zu diesem Ort (gelbe Markierung auf unserer Karte) sind wir eine wirklich beeindruckende Gebirgsstraße gefahren, eine kurvenreiche Straße, fast immer an Felsen entlang. Wunderschöne Ausblicke, auch auf die höchsten Berge der Sierra Nevada.
Die meisten der dort angebauten Kulturen im Umfeld von Torvizcón sind Mandelbäume, Weinreben und Feigenbäume. Bekannt ist der Ort auch wegen des Exports von Rosinen, aber auch aus früheren Zeiten aufgrund bedeutender Seidenproduktion. Wir machten dort unsere erste Pause, um einen spanischen Kaffee zu trinken. Verpasst haben wir allerdings, uns die Kirche dort anzusehen, die im Mudéjar-Stil erbaut worden ist, vereinfacht ausgedrückt, eine Kirche in einem dekorativen, maurischen Kunststil.
Mandel- und Olivenbäume sind oft die einzigen Pflanzen in dieser Gegend, die auf einem kargen Boden unter den wasserarmen Bedingungen gedeihen können. Sie brauchen auch wenig Wasser und können somit die langen extrem trockenen Sommer überstehen. Spanien ist neben USA einer der größten Produzenten von Mandeln. Dass es heute in Spanien so viele leckere Süßspeisen und Getränke aus Mandeln gibt, geht auf die jahrtausendalte Mandelanbaukultur zurück.
Es gibt verschiedene Mandelsorten, von denen sollen einige so alt sein, dass sie wohl aus der Zeit der ersten Besiedlung durch afrikanische Einwanderer vor rund 5.000 Jahren stammen. Am weitesten soll bis heute die Mandelsorte "La Marcona" verbreitet sein – eine runde und süße Mandel, die nur wenige Bitterstoffe enthält. Aus diesen Mandeln wird der berühmte Turrón hergestellt, der jedes Jahr zu Weihnachten in ganz Spanien verkauft wird. Turrón ist eine knackige Mandelpastete aus weißem Nougat, der oftmals die Zähne strapaziert. 😊 … aber lecker! Mandeln sollen Mandelöl, Zucker, Vitamine B und E, Mineralstoffe und Fette enthalten. Der Gehalt an Calcium, Magnesium und Kalium ist höher als bei Nüssen. ...auch gut! 😁 "La almendra amarga" ist die Bittermandel, die giftige Blausäure bildet. Bittermandeln darf man nur in ganz geringen Mengen roh verzehren, um gesundheitliche Probleme zu vermeiden!
Albondon ist eine Gemeinde in der Sierra Nevada, die nicht nur Oliven-und Mandelbaumplantagen besitzt, sondern auch bekannt ist, für eines der höchsten Weinanbaugebiete Spaniens. Hier sollen einzigartige, mediterrane Bergweine erzeugt werden auf einer Höhe bis zu 1.400 Metern. Ja, wir sahen unterwegs große ausgedehnte Weinfelder, allerdings sind die Reben jetzt natürlich noch nicht reif für eine Traubenernte. Eine Ernte ist wohl dort sehr mühsam aufgrund der steilen Hänge und schwierigen Unzugänglichkeiten. Es heißt, dass die Winzer dort den Anbau biologisch kultivieren und auf den Einsatz von Pestiziden verzichten. Nein, wir haben keinen Wein dort getestet.
Wir konnten bisher feststellen, dass oftmals hier in Andalusien Weine aus La Rioja angeboten werden. Aber es gibt extrem viele Anbaugebiete in Spanien, die wir gar nicht alle kennen. Wir wissen allerdings, dass hier im Süden auch viel Sherry und vor allem auch Brandy angeboten wird. Und auch sehr preiswert! Wer mehr zum Thema Wein und Spirituosen erfahren möchte, sollte natürlich eine der vielen Bodegas hier im Land aufsuchen.
Von Albondon fuhren wir am frühen Nachmittag dann weiter bis Albunol und bis La Rabita. Und hier begann für uns die eigentliche Zone der "Plastikwelt"die sich westlich fast bis Motril hinzieht. (Östlich sogar weiter als Almeria!) Wir fuhren zurück bis Torrox über die Autobahn A7 und staunten nur noch über die Menge der Flächen, die total unter Plastik liegen. ...ganz furchtbar anzusehen! 😵 Millionen Tonnen von Tomaten, Paprika, Gurken, Avocados oder Erdbeeren werden hier so vor Sonne und Hitze geschützt und angebaut und benötigen dabei extrem viel Wasser, das vorwiegend dem Grundwasser entnommen wird. Für Tiere und Pflanzen bleibt da kaum noch Lebensraum. Wir konnten eine Herde Ziegen sehen, die durch das trockene Flussbett gingen, um irgendwo Nahrung zu finden. Puh! Es ist abzusehen, dass diese Flächen weiter austrocknen und alles zu einer Katastrophe führen wird. Schrecklich! 😠
In Torrox am frühen Nachmittag angekommen, stand für uns nur noch eine Mahlzeit an. Dazu fuhren wir zum Cafe und Restaurant Javier, um Schnitzel zu essen. Preiswert und in der Regel gut. Und damit war unser Tag gelaufen… nee, gefahren. Ein informativer Tag für uns, der uns die Landschaft Andalusiens wieder einmal näher brachte.