6.3.22
Ich hatte mich auf einen sonntäglichen, ruhigen Tag eingestellt. Aber die Wettervorhersage war gut. Natürlich gab es noch notwendige, nicht urlaubsbedingte Tätigkeiten, die gemacht werden sollten. Da wir etwa in einer Woche auf die Azoren fliegen werden, müssen auch da bestimmte Vorbereitungen getroffen werden. Dagmar hat zwar alle Flug- Hotel- und Autobuchungen erledigt, aber da gibt es noch die Kleinigkeiten, wie allgemeine Wäsche und Kleidung, was mit in die Koffer muss. Also ein Wasch-und auch Kochtag im Apartment.
Aber da hatte ich wohl die Rechnung ohne Dagmar gemacht. Sie bereitete sich vor meinen Augen vor … auf einen ausgedehnten Fahrtag bis zur Serra de Monchique mit dem höchsten Berg an der Algarve, dem Fóia mit 902 m NN.
Ich konnte in Anbetracht der drohenden Tagesarbeit nicht widerstehen und war auch sofort dafür. Aber ich hatte im Hinterkopf noch eine Ergänzung. Nämlich eine Weiterfahrt durch das Gebirge bis nach Aljezur und dann an der Westküste, der menschenleeren vicentinischen Küste, zurück nach Quarteira.
Aber wir mussten zeitig los, denn das würde ein langer Tag werden. Um Zeit (und Nerven) zu sparen, fuhren wir, wie meistens, über die mautpflichtige Autobahn bis zur Ausfahrt 5.
Von da aus zunächst über die N124 und anschließend weiter über die N266. Und auf ihr, zwischen den Kilometersteinen 57 und 58 gibt es das Tal der Störche. Eine Besonderheit im Frühjahr! Hunderte von Störchen kann man da sehen und klappern hören. Nur das Parken kann da zu einem Problem werden, denn diese Straße ist sehr befahren. Und es gibt keine Parkplätze. Also suchten wir uns eine Nische und machten unsere Fotos. Einen Abzweig weiter hofften wir auf weitere Störche, aber das war dann doch nicht so. Stattdessen sahen wir einen uns unbekannten Campingplatz mit zahlreichen Mobilisten. Hier in Portugal ist inzwischen das freie Übernachten nicht mehr gestattet und viele müssen deswegen auf einem offiziellen Platz übernachten. Da haben wir viel Verständnis für!
Dann befuhren wir die N266 weiter in Richtung Monchique. Tolle Bergstrecke! Je weiter und höher wir kamen, desto schöner wurde unser Weitblick. In dem Ort Monchique hätten wir gerne für eine Tasse Kaffee pausiert. Aber wir hatten keine Chance auf einen freien Parkplatz. Stattdessen bot sich hier an, bei Intermarche preiswert zu tanken, was wir natürlich machten. Monchique ist auch bekannt für den Medronho, dem hochprozentigen Erdbeerbaumschnaps, und auch für das Iberische „schwarze“ Schwein, das in der Serra anzutreffen sein soll.
Mit zunehmender Höhe veränderte sich auch die Steinwelt. Aus rötlichen Steinen wurden fast schwarze. Richtige Brocken davon lagen überall herum. Hier findet man in den hohen Regionen vulkanisches Gestein. Man spricht hier von einem Nephelin -Syenit- Massiv (PDF) , das vor 75 Mill. Jahren entstanden ist. Wir sind an einem Steinbruch vorbei gefahren, der riesige Klötze von diesem Granitgestein lagerte.
Wir sahen unterwegs am Wegesrand massenhaft Eukalyptusbäume stehen, aber natürlich auch die bekannten Korkeichen. Laut Literatur sollen etwa 2000 verschiedene Pflanzen hier wachsen. In den Berglokalen am Straßenrand hätte man essen können, vor allem auch das Piri-Piri-Hähnchen, das so manche Zunge „brennen“ lässt. Wir aber wollten in Aljezur zu Mittag essen, und zwar das „Iberische Pork“. So fuhren wir bis zum Gipfel, tranken da unseren Kaffee und genossen den weiten Blick bis an den Atlantik. Herrlich! Auch wenn sich der Wind hier bemerkbar machte.
Dann wollten wir natürlich Richtung Aljezur weiter fahren und ließen uns vom Google-Navi einen Weg zeigen, der relativ kurz zu sein schien. Aber da sahen wir nur noch einen Schotterweg, der wohl mehr ein Wanderweg war. Nee, nicht mit uns. Also zurück bis Monchique und dann über die N267 Richtung Küste. Wieder eine kurvenreiche Berg- und Talfahrt, aber letztlich doch abwärts zur Küste. In Aljezur angekommen, hofften wir auf freie Plätze in dem Lokal (Primavera) bzw. auf einen freien Parkplatz. Beides funktionierte. Pünktlich gegen 13 Uhr saßen wir an einem Tisch und bestellten beide das „Schwarze Schwein“. Ja, es schmeckte! Herzhaft und würzig! Und es war auch noch bezahlbar.
Nun stand nur noch eine Rückfahrt nahe an der Vicentinischen Küste an. Dafür fuhren wir über die N268 südlich bis Bordeira und nahmen da Kurs auf die (Schotter-) Küstenstraße. Und dann konnten wir unsere Blicke wieder weit über den Atlantik wandern lassen. Herrlich! Toll! Kaum Menschen und nur wenige Fahrzeuge zu sehen. Wir hoffen, dass der Küstenabschnitt lange Zeit weitgehend unberührt bleiben wird. Es wäre schade, wenn hier die Zivilisation sich breit machen würde. Über die N268 fuhren wir dann weiter bis Vila do Bispo, wechselten dort auf die N125 und bei Lagos dann auf die A22. Nach 17 Uhr, nach einem 8,5 Std. Tag, waren wir wieder in Quarteira. Müde, aber mehr als zufrieden, beendeten wir den tollen Tag.