Harz - unsere neue Heimat seit Herbst 2020
Wir hatten uns vor vielen Monaten mehr oder weniger spontan entschieden, unseren Wohnort nach Niedersachsen in den Harz zu verlegen. Im Nachhinein stellen wir wiederholt fest, dass es eine richtige Entscheidung war - aus unterschiedlichen Gründen. Wir wohnen damit zentral in Deutschland und haben eine wirklich abwechslungsreiche Landschaft um uns herum. Und nun wollen wir diese nahe Landschaft immer mehr verstehen und natürlich kennenlernen.
Aus diesem Grund möchten wir in den nächsten Wochen unseren Blog mit Harzberichten und Harzinfos bestücken. Wir hoffen natürlich, dass wir trotz Corona nun mehr Zeit und Möglichkeiten haben, den Harz intensiver zu erkunden.(Unseren ursprünglich gefassten Plan, die Azoren für mehrere Wochen zu besuchen, haben wir zunächst verschoben um ein Jahr. )
Wir möchten unsere Harzberichte beginnen mit der Entstehung des Gebirges aus geologischer (hobbymäßigen) Sicht.
Der Harz entstand als Teil des Variskischen Gebirges vor etwa 400 - 300 Millionen Jahren, in der erdgeschichtlichen Zeit zwischen Devon und Perm.
(Tabelle Erdgeschichte /.harz-seite.de/geologie.htm) Bei der sogenannten Variszischen Gebirgsbildung wurden mitten in Europa mehrere Kontinentplatten verschweißt, Nord- und Süddeutschland wurden eins. Zuvor hatte ein tropisches Meer die Gesteinsschollen getrennt, die damals nahe dem Ãquator lagen. Die Bildung des variskischen Gebirges wurde durch die Kollision von Gondwana und Laurussia sowie mehrerer von Gondwana abstammender Mikroplatten verursacht. (Später wurde daraus dann der Superkontinent Pangaea.) Das Gebiet war mit einem Ozean bedeckt und durch Krustenbewegungen entstanden Faltungen und Verschiebungen der Erdkruste. Im Laufe von Jahrmillionen hob und senkte sich der Meeresboden und es lagerten sich Sedimente ab. Das Meer war zu dieser Zeit tropisch warm und es konnten sogar Korallenriffe entstehen (Beispiel: der "Iberg" bei Bad Grund). An anderen Stellen des Meeresbodens entstanden tiefe Spalten aus denen Basaltmagma austrat. Am Ende der Faltenbildung stieg wieder flüssige Gesteinsschmelze auf, wurde in gefaltete Schichten gepresst und erstarrte zu Tiefengestein. (Beispiel: Granitsteine "Schierker Feuersteine". -PDF-) Durch aufsteigende Wärme entstand im Umfeld "Kontaktgestein", sogenannte Grauwacke oder Hornfels. Die Erdkruste hob sich abermals bei tropenartigen Temperaturen, um aber im Zechstein (~Perm / 300-270 Mill.) wieder überflutet zu werden. ( https://www.karstwanderweg.de/ und https://www.karstwanderweg.de/publika/vdhk/9/1-10/index.htm)
Im Zechsteinmeer, auch Tethysmeer genannt, kam es mit der Zeit immer wieder zu neuen Überflutungen. So kam es zu Ablagerungen von Kalk, Gips und Salz und natürlich Sandablagerungen. Durch Tiefenbohrungen will man festgestellt haben, dass es mindestens vier dieser Zyklen gegeben haben muss.
Im "Jura" (vor ca. 200 Mill. Jahren) begann sich der Harz dann wieder zu heben und die Verwitterung der Oberfläche sorgte dafür, dass die Meeresablagerungen abgetragen wurden. Bei der Aufrichtung des nördlichen Harzes, Ende der Kreidezeit vor etwa 65 Mill Jahren, sind weite Sandablagerungen angehoben worden, die als Sandsteinfelsen weit zu sehen sind. (Beispiele: Regenstein bei Blankenburg, Teufelsmauer bei Neinstedt und Gegensteine bei Ballenstedt.) So kam es, dass auf einer Länge von 100 km und einer Breite von maximal 3 km die in der Periode des Zechsteins abgelagerten Schichten frei an der Oberfläche anstehen. Sie sind somit den Erosionsprozessen durch Wasser direkt ausgesetzt. Am Ende der Eiszeiten im Pleistozän -PDF-, vor etwa 10.000Jahren, bekam dann die Gipslandschaft Südharz ihr heutiges Aussehen. Es entstanden zahlreiche Gipshöhlen. Als Gipshöhle wird eine Höhle in Gipsgestein bezeichnet. Beim Kontakt mit Sickerwasser nimmt Anhydrit Wasser auf und wandelt sich in Gips um. Die Heimkehle im Harz ist eine von zwei großen Gipshöhlen Deutschlands, die als Schauhöhlen zugänglich sind. Sie liegt östlich von Nordhausen bei Uftrungen, auf der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die Barbarossahöhle ist eine von zwei zugänglichen Anhydrithöhlen auf der Welt. Sie ist eine Schlotte (Auswaschung) im Anhydrit im Kyffhäuser bei Rottleben. Dort in der Tiefe entstehen mit der Zeit unzählige kleine oder auch riesige Hohlräume. Aus dem Südharz befördern die Flüsse jährlich mehrere zehntausend Tonnen gelöstes Gestein in Richtung Nordsee.