Nein, wir meinen nicht die Milch- oder Fruchteis-Zeit, die wir selbst gestalten können. Obwohl wir solche Eiszeiten auch lieben. 😉 Nein, gemeint sind die erdgeschichtlichen Eiszeiten bzw. Kaltzeiten, die weite Teile der Nordhalbkugel betreffen. Und damit sind wir bei einem unserer Lieblingsthemen, die Erdgeschichte im weitesten Sinne. Heute nun mal etwas, das den Harz betrifft und natürlich auch die Erdgeschichte. Und zwar das Quartärzeitalter, das den jüngsten Zeitabschnitt der Erdgeschichte einschließlich des Holozäns und damit der Gegenwart betrifft. Das Zeitalter begann vor etwa 2,6 Millionen Jahren und dauert bis heute an. In dieser unvorstellbar langen Zeit wechselten immer wieder Kalt-und Warmzeiten ab.
450 Millionen Jahre Erdgeschichte insgesamt haben auch im Harz ihre Spuren hinterlassen: Meeresbedeckungen wechselten sich ab mit Wüsten, tropischen Sümpfen und Gletschern. Als wertvolle Bodenschätze sind dabei Erz, Salz, Kohle und Erdöl entstanden. Bedeutende Fossilfunde zeugen von der wechselvollen und spannenden Geschichte unserer Region.
Die Erde befindet sich seit rund 34 Millionen Jahren im Känozoischen Eiszeitalter, da seit dieser Zeit die Antarktis vergletschert ist. Nach einer anderen Definition begann das derzeitige Eiszeitalter aber erst vor etwa 2,7 Millionen Jahren, seit auch die Arktis dauerhaft und in größerem Umfang mit Eis bedeckt ist. Dieser Zeitraum entspricht annähernd dem geologischen Zeitabschnitt des Quartärs.(Quelle)
Die arktische Vergletscherung begann also ungefähr vor 2,7 Mill. Jahren. Einer der Gründe sieht die Wissenschaft darin, daß zu diesem Zeitpunkt die Landenge von Panama sich geschlossen hatte und warme Meeresströmungen nach Norden umleitete und sich dadurch gleichzeitig die Luftfeuchtigkeit erhöhte. Damit ist wohl auch die Entstehung des Golfstromes verbunden (Quelle). Vor allem auf der Nordhalbkugel der Erde waren große Teile Europas, Asiens und Nordamerikas vergletschert. Viele Vereisungsspuren haben sich dort bis heute erhalten, beispielsweise Trogtäler, Moränen und Gletscherschliff. Und natürlich haben die klimatischen Veränderungen sich auch auf die Welt von Pflanzen und Tieren ausgewirkt. (PDF-Download: Spuren im Hartz)
Die jüngere Saale-Eiszeit erreichte den Nordrand des Harzes, die letzte Vereisung der Weichsel-Eiszeit erreichte den Harz nicht mehr. Die Gletscher der Elster-Kaltzeit kamen unweit nördlich des Harzes zum Stehen und drangen lediglich an dessen Ostrand bis in das Thüringer Becken ein. https://www.karstwanderweg.de/markau.htm
"Verwitterte Flussschotter aus Harzgesteinen auf dem Schlossberg beweisen, dass die Sieber am Beginn des Eiszeitalters hier oberhalb verlief. Seither hat sie sich kräftig eingetieft.....Im nachfolgenden Eiszeitalter wurde die gesamte (Einhorn-) Höhle dann allmählich und fast vollständig mit 15 bis 30 m mächtigen Ablagerungen aus Lehm, Ton, Dolomitsand und eingeschlämmten Flusskiesen verfüllt. Unter dem Führungsweg der heute sichtbaren Höhle liegen so wertvolle konservierte Zeugnisse des gesamten Eiszeitalters..... Der zentrale Teil des Pöhlder Beckens wird von mächtigen eiszeitlichen Schotterablagerungen bedeckt. " (Quelle)
weiterführende Infos:
https://www.bioreskarstsuedharz.de/index.php
https://www.planet-wissen.de/natur/klima/eiszeit/index.html
https://www.praehistorische-archaeologie.de/wissen/grundlagen/die-eiszeiten/
Ablagerungen der Elster-Kaltzeit sind in Nord- und Mitteldeutschland weit verbreitet zu finden. Die Ablagerungen reichen bis zur maximalen Ausdehnung des Fennoskandischen Eisschildes, die in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen durch die Feuersteinlinie gekennzeichnet ist. Der aus kreidezeitlichen Ablagerungen stammende Feuerstein wurde mit dem Eis von Nordeuropa nach Süd- oder Mitteldeutschland verfrachtet und an den Eisrandlagen, den Endmoränen, abgelegt. Das Eis der Elster-Kaltzeit erreichte in Deutschland den nördlichen Harzrand, verlief von dort nach Südosten und überwand östlich des Bodetales den Unterharz. Südlich des Harzes wandte sich das Eis nach Westen und drang auf eine Linie Bad Langensalza-Erfurt-Weimar vor. Von dort lässt sich der Eisrand über Jena, Weida bis nach Zwickau verfolgen. Von Zwickau verlief er weiter am Erzgebirge entlang über Chemnitz, Roßwein nach Freital, das Elbsandsteingebirge und das Lausitzer Bergland. Westlich des Harzes ist der Verlauf des Eisrandes noch bis etwa Seesen, Alfeld und Rinteln recht genau bekannt. Weiter im Westen ist er unsicher, da er hier von den Gletschern der jüngeren Saale-Kaltzeit überfahren wurde und die Endmoränen eingeebnet wurden. Anhand der Feuersteinlinie lässt sich die Lage des Eisrandes jedoch ungefähr weiter festlegen: entlang des Teutoburger Waldes, nach einem Knick von wenigen Zehnerkilometern nach Süden weiter nach Nordwesten nördlich der Ems bis in die nördlichen Niederlande und die Nordsee.(Quelle)